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St. Gallen
10.10.2025
10.10.2025 11:22 Uhr

Röhre Rosenberg gut, Bahnausbau nicht

Regierung St. Gallen. (Symbolbild)
Regierung St. Gallen. (Symbolbild) Bild: Jürg Grau
Die ETH hat im Auftrag des Bundes geplante Infrastrukturausbauten aller Verkehrsträger überprüft und priorisiert. Erfreulich ist, dass die 3. Röhre Rosenbergtunnel mit Autobahnanschluss Güterbahnhof eine hohe Priorisierung erhalten hat.

Gleichzeitig zeigt sich die Regierung enttäuscht, dass es beim Bahnausbau zum Vollknoten St.Gallen weiterhin nicht vorwärts gehen soll.

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) hatte die ETH Zürich beauftragt, die geplanten Ausbauprojekte aller Verkehrsträger zu überprüfen und zu priorisieren. Die ETH hat heute die Resultate dieser Überprüfung bekanntgegeben.

Die wichtigsten Infrastrukturprojekte im Kanton St.Gallen oder mit grosser Wirkung auf den Kanton St.Gallen wurden wie folgt bewertet:

Projekt Bewertung
3. Röhre Rosenbergtunnel mit Autobahnanschluss Güterbahnhof Die Priorisierung zeigt, dass die Wiederaufnahme des Projekts inhaltlich zweckmässig und vergleichsweise prioritär wäre. Das Projekt ist in der 1. Priorität (2025-2045) enthalten.
4. Gleis Stadelhofen Das 4. Gleis Zürich-Stadelhofen ist eine historische Restanz, wurde es doch bereits bei der Planung der S-Bahn Zürich in Betracht gezogen, aus finanziellen und städtebaulichen Gründen aber damals verworfen. Mit dem unerwartet starken Wachstum bei der S-Bahn Zürich bildet es heute den entscheidenden Engpass im Kern ihres Netzes und ist mit erster Priorität zu realisieren. 

Infrastrukturausbau Winterthur–St.Gallen zur Reduktion Fahrzeit Zürich–St.Gallen

Wird als bedarfsmässige Priorität eingestuft.

Da derzeit kein klarer planerischer Zielwert für den angestrebten Fahrzeitgewinn vorzuliegen scheint, ist eine schlüssige Beurteilung schwierig. Die Beschleunigung ist jedenfalls im Kontext der langfristigen Achsenstrategie St.Gallen-Genf nochmals grundsätzlich zu überprüfen. Daraus sind die Massnahmen abzuleiten, die aber erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts umsetzbar sind. Zwischenzeitlich lassen sich die vielerorts ermittelten sehr kostengünstigen kleinen Kurvenoptimierungen zur Geschwindigkeitsanhebung im Rahmen des Unterhaltes umsetzen, um etwas Fahrzeit zu einsparen und die Stabilität zu erhöhen.

Rorschach, 6. Perronkante

Keine explizite Aussage, die Leistungssteigerung des Bahnhofs Rorschach wird als Priorität 2025 – 2045 eingestuft.

Schliessung der Doppelspurlücke

Es wird empfohlen, die Schliessung der Doppelspurlücken in Rorschach und Tiefenwinkel für den Zeitraum 2025 – 2045 zu priorisieren.

St.Gallen, Leistungssteigerung Bahnhof und Umbau Ostkopf

Wird als Priorität 2025 – 2045 eingestuft.

Tram St.Gallen

Das Projekt eines Trams in St.Gallen leitet sich aus der speziellen Nachfragestruktur der Stadt mit einer stark belasteten Längsachse ab. Ohne die Synergien mit den bereits strassenbahnmässig verkehrenden Appenzeller Bahnen müsste dieser Vorschlag depriorisiert werden, da das Netz keine kritische Grösse hätte. Ein Vollausbau kann allerdings in der Periode 2025 – 2045 noch nicht priorisiert werden, denkbar ist aber eine erste Etappe mit Ast Stephanshorn.

Weitere Infrastrukturvorhaben mit Bezug zum Kanton St.Gallen wurden ebenfalls bewertet. Diese sind zwar auch wichtig für die Ostschweiz, in der Summe aber nicht gleich relevant wie die oben aufgeführten Projekte.

Gute Bewertung der 3. Röhre Rosenbergtunnel

Das Projekt 3. Röhre Rosenbergtunnel mit Autobahnanschluss Güterbahnhof wurde der Priorität 1 (Priorität 2025–2024 hoch) zugeordnet. Das Projekt weise kurz- und mittelfristig einen hohen Bedarf und eine generelle gute Gesamtwirkung auf. Der ETH-Bericht weist explizit darauf hin, dass die Wiederaufnahme des Projekts inhaltlich zweckmässig und prioritär ist.

Für die Regierung ist die sichere Erreichbarkeit der Ostschweiz und der Stadt St.Gallen über alle Verkehrsträger von zentraler Bedeutung. Sie hatten sich mit einer Standesinitiative beim Bund für die Realisierung der Engpassbeseitigung und des Anschlusses Güterbahnhof mit Tunnel Liebegg eingesetzt. Die Regierung sieht sich mit dieser Priorisierung bestätigt und wird sich beim Bund für eine schnelle Aufnahme des Projekts in das nächste STEP-Programm einsetzen.

Unzufriedenheit bei Bahnpriorisierung

Das wichtigste Bahnprojekt für den Kanton St.Gallen ist der Ausbau St.Gallens zum Vollknoten. Dieses Projekt wurde durch die ETH als nicht prioritär beurteilt. Die Regierung kann diese Beurteilung nicht nachvollziehen.

Seit 2009 hat das Parlament dem Bund schon zweimal den Auftrag erteilt, zwischen Winterthur und St.Gallen Beschleunigungsmassnahmen vorzusehen. Der Kanton St.Gallen fordert, dass die Beschlüsse des Parlaments langfristig umgesetzt werden. Insbesondere muss der Knoten St.Gallen mit attraktiven Anschlüssen in alle Richtungen aufgebaut werden.

Aufgrund der knappen Finanzen ist der Kanton St.Gallen jedoch bereit, für den mittelfristigen Horizont auf der Achse Zürich–Winterthur–St.Gallen–St.Margrethen alternative Konzepte zu prüfen, sofern spurtstärkeres Rollmaterial oder Neigezüge keine Lösung sind.

Dies aber nur unter zwei Bedingungen: Es braucht eine Opfersymmetrie in der ganzen Schweiz und das heutige Angebot darf nicht verschlechtert werden. 

Kurzfristig sind zudem die Anschlüsse in Sargans zwischen InterRegio- und InterCity-Zügen zu stabilisieren und die Umsteigezeit muss leicht erhöht werden.

Positive Beurteilung kleinerer Bahnprojekte

Die Regierung zeigt sich indes zufrieden, dass kleinere Bahnvorhaben eine hohe Priorisierung erhalten haben. Dazu zählen die Schliessung der Doppelspurlücken in Rorschach und Tiefenwinkel sowie die teilweise Priorisierung einer Tramstrecke in St.Gallen.

Die Regierung vertieft nun die Analyse des ETH-Berichts und wird dem UVEK und Bundesrat Albert Rösti allenfalls eine Stellungnahme zukommen lassen.

Kanton St. Gallen / Toggenburg24