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Carl Sutter vom Sidwald war ein Mann vieler Talente

Toggenburg. (Symbolbild)
Toggenburg. (Symbolbild) Bild: zVg.
Carl Sutter selbst verschmähte einen guten Tropfen Rotwein nicht, hielt aber stets Mass. Somit wollte der schreibende Knecht nicht zuletzt Vorbild sein für die junge Generation.

Ich habe ihn noch gekannt, damals, um das Jahr 1980 herum, in Neu St. Johann. Man nannte ihn nur den „chliine Sutter“, er war bereits etwas hinfällig, sogar gehbehindert, „abegschaffet“ vom anstrengenden Leben als oftmals einsamer Knecht, der immerhin glücklich verheiratet war. Dabei hatte der tiefreligiöse und doch humorvolle und kritische Mann viele versteckten Talente und führte beispielsweise Tagebuch, ja dichtete sogar, und dies nicht zu knapp. Seine zugegeben manchmal etwas holperige Dichtung (Poesie) taugte jedenfalls trotzdem mehr als die oftmals weinselige, die schnelle Pointe suchende Gelegenheitsdichtung bei Hochzeiten oder runden Geburtstagen.

Grassierender Kirchenschlaf

Dank der Bekanntschaft mit Ueli Leutwyler sind einige Proben davon im Jahre 1982 im Selbstverlag in Wildhaus als heute kaum mehr greifbares Büchlein erschienen. Sie beziehen sich teilweise auf die Natur, auf die Schöpfung in Carl Sutters Augen und religiös geprägten Vorstellungswelt, auch auf wunderschöne, „himmelfahrende“ Berge im heimischen Alpstein mit spektakulärer Aussicht, dann auch auf Tagesausflüge, die dem fleissigen Knecht neben anspruchsvollen Ostschweizer Wanderungen den harten Alltag versüssten. Der Sidwalder Knecht bezog sich aber auch recht oft auf den Glauben, der seiner Ansicht nach leider im Niedergang begriffen war, auf den grassierenden Kirchenschlaf beispielsweise, auf halbleere Kirchen, dann auf den auch im Toggenburg weit verbreiteten Alkoholismus. Er selbst verschmähte einen Tropfen Rotwein nicht, hielt jedoch immer Mass. Der schreibende Knecht wollte nicht zuletzt Vorbild sein für die junge Generation.

Dr. Fabian Brändlie, Wil SG, Historiker / Toggenburg24