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10.11.2025
10.11.2025 18:29 Uhr

Weiterhin zu viele Ölheizungen im Kanton

Im Kanton St. Gallen gibt es beim Einbau neuer Wärmepumpen einen Einbruch. Ein Grund dafür sind die gestiegenen Stromkosten. (Archivbild)
Im Kanton St. Gallen gibt es beim Einbau neuer Wärmepumpen einen Einbruch. Ein Grund dafür sind die gestiegenen Stromkosten. (Archivbild) Bild: KEYSTONE/DPA/DANIEL REINHARDT
Im Kanton St. Gallen hat sich die Zahl von neuen Heizungen mit erneuerbaren Energien nach einem Hoch 2023 wieder stark verringert. Noch immer werden mehr als die Hälfte der Gebäude fossil beheizt. Der Kanton will auf Schulungen, Beratungen und Kurse setzen.

Die Verbreitung von erneuerbaren Heizsystemen sei "offensichtlich (noch) kein Selbstläufer", schrieb die Regierung in ihrem Bericht über die Umsetzung des St. Galler Energiekonzepts der Jahre bis 2030.

Dazu hat sie Zahlen veröffentlicht: Den Höchststand erreichte der Einbau von Wärmepumpen 2023 mit 1964 neuen Anlagen. Zwei Jahre zuvor waren es noch 954 geförderte Wärmepumpen gewesen. 2024 sank die Nachfrage dann aber wieder deutlich auf noch 1306 Wärmepumpen.

Für 2025 zeichne sich höchstens eine geringen Erhöhung der Nachfrage ab, heisst es weiter. Gleichzeitig seien die Meldungen von neuen Gasheizungen von 69 im Jahr 2023 auf 182 im letzten Jahr angestiegen.

Zahlen gibt es auch im Bericht des externen Zürcher Büros Econcept AG, das im Auftrag der Regierung die Umsetzung des Energiekonzepts überprüft. Dort heisst es, der Einbau neuer Ölheizungen liege zwar "bei unter einem Prozent". Der Anteil neuer Gasheizungen variiere aber stark und reiche je nach Gemeinde "von 0 bis zu 40 Prozent".

Eigenverantwortung im Zentrum

Der Zwischenstand sah bei der letzten Erhebung von 2023 so aus: Im Kanton St. Gallen werden 35 Prozent aller Heizungen mit Öl betrieben, 20 Prozent mit Gas und 14 Prozent mit Holz. Der Anteil der Wärmepumpen erreichte bei der Erhebung 23 Prozent.

Braucht es zusätzliche Massnahmen? Bei der Erarbeitung des Energiekonzepts habe die Regierung "stark auf die Eigenverantwortung der Bevölkerung, der Wirtschaft und der öffentlichen Hand gesetzt", heisst es in einem neuen Vorstoss der beiden Kantonsrätinnen der Grünen, Anita Wyss und Tanja Zschokke.

Eine erfolgreiche Umsetzung sei damit stark abhängig "vom Verhalten und von individuellen Entscheidungen im Einzelnen". Die Parlamentarierinnen wollen von der Regierung wissen, wie die "verhaltensökonomischen Massnahmen" Wirkung erzielten oder "ob allenfalls zu wenig in die Massnahmen investiert wurde". Die Antwort steht noch aus.

In den Berichten von Regierung und Econcept werden verschiedene Gründe für den Einbruch bei den Wärmepumpen aufgezählt. Den "rasch einsetzenden und starken Rückgang", erklärt die Regierung unter anderem mit einem sinkenden Gaspreis sowie steigenden Stromkosten. Die Entwicklung sei ein "starker Hinweis", dass "verhaltensökonomische Anreize" nicht gegen starke oder insgesamt diffuse Preissignale gewinnen könnten.

Installateure empfehlen Gasheizungen

Auch bei Econcept heisst es, niedrige Öl- und Gaspreise sowie hohe Stromkosten hätten die Attraktivität von Wärmepumpen verringert. Die hohen Investitionskosten wirkten abschreckend, weil auf Basis der Anschaffungskosten und nicht der Lebenszykluskosten entschieden werde.

Weiter würden "einige Installateure weiterhin zum 1:1-Ersatz fossiler Heizsysteme raten". Eine positive Entwicklung ist nach Ansicht von Econcept aber nicht ausgeschlossen: Mit dem Impulsprogramm des Bundes gebe es ab 2025 höhere Förderbeiträge. Dies habe dazu geführt, dass Eigentümerinnen und Eigentümer von Gebäuden zugewartet hätten.

Keine höheren Beiträge

Tatsächlich werden im Kanton St.Gallen in den Jahren 2025 und 2026 vorübergehend 30 Prozent höhere Beiträge ausgerichtet. Die Erhöhung gilt aber nur für grosse Anlagen - nicht für den Heizungsersatz in Einfamilienhäusern. Dort sind es weiterhin 2800 Franken für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sowie 6000 Franken für eine Wärmepumpe mit Erdsonde. Die Investitionen liegen bei Beträgen in der Grössenordnung von 40'000 Franken.

Econcept schlägt unter anderem vor, nun die Eigentümerinnen und Eigentümer von fossilen Heizsystemen zu kontaktieren und sie über Möglichkeiten, Förderprogramme und Beratungen zu informieren. Der Kanton kündigt laut Mitteilung "gezielte Anreize wie Schulungen und Kurse für Planende und Private" an.

Keystone-SDA