Schiessen: Anja Senti ist Weltmeisterin
Freudentränen und ein Siegerküsschen von ihrem Verlobten Pascal Bachmann: «Liegend-Queen» Anja Senti ist zurück auf ihrem WM-Thron. Die 29-jährige Seeländerin wiederholt ihren Triumph von 2022; erneut in Kairo.
«Ich wollte diesen Titel unbedingt wieder. Der Druck war riesig, weil ich Angst hatte, die schönen Erinnerungen von 2022 zu verlieren, wenn es nicht klappt», erzählt die Weltmeisterin. Die Vorbereitung sei perfekt gelaufen; nur die letzte Nacht nicht: «Ich war total angespannt, die Oberarme haben nonstop zugezogen. Schlaf hatte ich praktisch keinen. Ich denke, dass ich nach heute Muskelkater haben werde», erklärt die Bernerin und lacht.
Showdown bis zum letzten Schuss
Der Wettkampf verlangte einiges von ihr ab. Ein Kopf-an-Kopf-Duell mit der Norwegerin Jenny Vatne bis zur letzten Serie. Am Ende siegte Anja Senti wegen zwei Innenzehnern mehr. «Ich merkte, dass ich einige Mouchen schaffte. Bei 598 Punkten weiss man, dass man vorne mit dabei ist. Als beim letzten Schuss dann alle klatschten, war mir klar, dass es gereicht hat», so die Weltmeisterin erleichtert.
Ebenfalls um Medaillen kämpften Sarina Hitz (593-21x) und Marta Szabo (590-31x). Szabo sicherte sich am Vortag Bronze im Dreistellungswettkampf.
Vize-Weltmeister im Team
Die Schweizer 300m-Asse Pascal Bachmann, Gilles Dufaux und Sandro Greuter (1784-93x) schlagen erneut zu: Silber im Liegendteam, nur Tschechien (1787-99x) war stärker. Die Siegerehrung ist für morgen angesetzt.
«Es ist mega, dass wir auch im Liegendwettkampf eine Medaille holen konnten», sagte Pascal Bachmann, der bereits in der Eliminationsrunde des Einzelwettkampfs mächtig vorgelegt und diese gewonnen hatte. «Dieser Sieg ist super, macht den Druck für morgen aber nicht kleiner», gibt der Zürcher zu.
Auch Dufauxs Ergebnis kann sich sehen lassen; 597-33x Zähler gehen auf sein Konto, worüber sich der Freiburger freut. Dennoch ist der davon überzeugt, dass ihn morgen eine harte Qualifikation erwartet: «Ich denke, morgen braucht es für einen Sieg 599 Punkte. Das ist machbar. Dafür muss einfach alles stimmen.» Er hat deshalb am Gewehr noch einmal Feintuning vorgenommen. «Ich habe das Abzugsgewicht leichter gemacht, um morgen vielleicht zwei Punkte mehr zu machen», erklärt der 30-Jährige.
Sandro Greuter blieb mit 589-24x Ringen, unter seinen Erwartungen. «Ich hatte Mühe mit der Optik und fand keine gute Lösung und traf einige Fehlentscheide. Dennoch gehe ich morgen mit neuer Motivation und einer anderen Taktik in den Wettkampf», ergänzt 32-Jährige.
Weltmeister Adrian Schaub bestritt am Sonntagvormittag den Präzisionsteil mit der Zentralfeuerpistole über 25m. Damit belegt der Baselbieter den fünften Zwischenrang.
Morgen Montag steht bei ihm der Schnellfeuerteil auf dem Wettkampfprogramm.
Erste WM-Medaille für Tessa Dietrich
Erstmals starteten an einer WM auch die Schweizer Target Sprint-Athletinnen und -Athleten und massen sich am Sonntag in den Einzelwettkämpfen und erreichten dabei alle die Finals.
Bei ihrem Debüt auf der WM-Bühne holte sich Nachwuchstalent Tessa Dietrich gleich Silber. «Ich bin überglücklich. Die Rennen waren wirklich aufregend», sagte die Junioren-Vizeweltmeisterin freudestrahlend. «Läuferisch fühlte es sich heute für mich sehr stark an. Bei meinem zweiten Lauf habe ich auch keine Fehler geschossen, was bei mir eher selten vorkommt», ergänzt die 18-Jährige schmunzelnd. Dietrich wurde 2021 vom Deutschen Schützenbund zur Junioren-Sportlerin des Jahres gewählt.
Enttäuschte Junioren
Im Final der Junioren schrammte Patrick Gal (4:05.9) haarscharf am Podest vorbei und unterlag dem Deutschen Moritz Kellner (4:02.4). Sein Teamkollege Nils Reusser (4:25.7) klassierte sich im siebten Rang.
«Beide sind sehr enttäuscht», sagte Trainer Heinz Gut nach dem Final. «Das Wieso und Warum müssen wir noch analysieren. Sie machten einige Schiessfehler. Bei Nils kam sein operiertes Knie erschwerend hinzu. Jochem (Physiotherapeut) schaut sich das noch an», erklärt der Coach.
Auch bei der Elite-Athletin Ramona Elsener reichte es nicht für Edelmetall. Die 33-jährige Zürcherin wurde Sechste. (rge)