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Mosnang
13.10.2025

Ärzte im Toggenburg AG «Ärztezentrum Mosnang»

Ärztezentrum Mosnang.
Ärztezentrum Mosnang. Bild: Gemeinde Mosnang
In den vergangenen Monaten wurde mehrfach über das Ärztezentrum Mosnang berichtet, teils mit unterschwelliger Kritik gegenüber dem Zentrum, ohne dass dieses je um eine Stellungnahme ersucht worden wäre.

Es ist dem Zentrum daher ein Anliegen, die Bevölkerung von Mosnang und Umgebung aus erster Hand zu informieren.

Das Ärztezentrum wurde mit drei Gründungsaktionären gegründet. Der damalige Businessplan ging davon aus, dass drei Arzte aktiv am Aufbau und Betrieb des Zentrums mitarbeiten. Leider schieden zwei Ärzte schon nach drei Monaten aus. Die ganze Last für Betrieb und Aufbau des Zentrums lag fortan bei Dr. med. Vatsakis und dessen Gattin Maria. Trotz erschwerter Ausgangslage hat sich Dr. med. Vatsakis entschieden, am Projekt festzuhalten und das Zentrum alleine zu betreiben und aufzubauen. Ansonsten wäre das Projekt von Anfang an gescheitert - mit den offensichtlichen (auch finanziellen) Konsequenzen für alle Beteiligten, insbesondere die Gemeinde.

Dieses Scheitern konnte dank des Verbleibs von Dr. med. Vatsakis und seinem in der folgenden Zeit enormen Engagement vermieden werden. Ihm ist es gelungen, das Zentrum im Alleingang zu betreiben und aufzubauen. Mittlerweile sind 16 Ärzte im Zentrum beschäftigt, was eine beachtliche Leistung nach nur drei Betriebsjahren darstellt.

Unternehmen sanieren und Fortbestand ermöglichen

Der frühe Weggang von zwei Gründungsärzten hat seine Tribute gefordert. Es liegt auf der Hand, dass ein Unternehmen, das von nur einem Gründer aufgebaut werden muss, mehr Zeit braucht, um sich zu entwickeln und gesteckte (Umsatz-) Ziele zu erreichen, als dies bei drei Gründern der Fall gewesen wäre. Das Zentrum sah sich notgedrungen mit einem langsameren Wachstum konfrontiert. Das führte dazu, dass das Eigenkapital Ende 2024 vollständig aufgebraucht war. Die Bilanz musste saniert werden, um ihre Deponierung zu verhindern. Dr. med. Vatsakis war bedacht, diesen Schritt zu verhindern, hätte doch das Deponieren der Bilanz unweigerlich dazu geführt, dass das Zentrum hätte geschlossen werden müssen. Es wären nicht nur Arbeitsplätze verloren gegangen und Gläubiger - darunter die Gemeinde - wären zu Verlust gekommen, die gesundheitliche Grundversorgung der Umgebung wäre in Frage gestanden. Um dieses Worstcase-Szenario zu vermeiden, wurde ein Sanierungsteam beigezogen. Aufgrund der Umstände, dass das Gesetz in einer solchen Situation Fristen vorsieht, innert denen eine Sanierung realisiert werden muss, und die Revisionsstelle Druck machte, war der verfügbare zeitliche Horizont beschränkt und bestand schliesslich hohe Dringlichkeit zum Handeln. Nach langen und zähen Verhandlungen ist es schliesslich gelungen, mit Gemeinde, Banken und weiteren Gläubigern eine Einigung zu erzielen, um das Unternehmen zu sanieren und den Fortbestand zu ermöglichen.

Weitere Massnahmen sind erforderlich

Trotz Sanierung hat das Unternehmen aufgrund der hohen finanziellen Verpflichtungen kaum Spielraum, insbesondere nicht um Eigenkapital aufzubauen oder nötigen Unterhalt zu finanzieren. Der Umstand, dass nur noch ein Gründungsarzt da ist, weshalb mehr Aufbauzeit notwendig ist, belastet die Situation unverändert. Um dem Unternehmen mehr Luft zu geben, auch um notwendiges Eigenkapital aufzubauen, sind weitere Massnahmen notwendig. Zu diesen Massnahmen gehört die Suche nach neuen Partnern, weiteren Ärzten, also ein Ausbau der Kapazitäten und der Gebäudenutzung, sowie die Gewinnung weiterer Patienten. Darum bemüht sich das Zentrum mit allen Kräften. Zu diesen Massnahmen gehört aber auch eine Entlastung im Zusammenhang mit den hohen Amortisationszahlungen.

Auch nach 30 Jahren noch einen Wert

Das Zentrum hat daher dem Gemeinderat im Zusammenhang mit dem Darlehen der Gemeinde beantragt, einen Restbetrag von CHF 3.5 Mio. anstelle von Amortisation auf CHF 0.00 vorzusehen. Damit würde dem Zentrum nichts geschenkt, die jährliche Belastung würde jedoch auf ein vernünftiges und tragbares Mass reduziert werden. Diesem Restwert steht das Gebäude gegenüber, das auch 30 Jahren noch einen Wert hat.

Der Umstand, dass dieses Puzzleteil der Sanierung am aufwändigsten ist und am längsten dauert, ist dem Verwaltungsrat bewusst. Dennoch streben wir hier eine Lösung im Interesse des Zentrums an. Aber nicht nur die Gemeinde ist dem Ärztezentrum entgegengekommen, sondern auch Lieferanten, externe Darlehensgeber und der Eigentümer. Auch die finanzierende Bank hat Verständnis für die Sanierungsnotwendigkeit aufgebracht und sich kulant gezeigt.

Kosten senken, Umsatz steigern, gefestigte Patientenbasis aufbauen

Im ersten Betriebsjahr 2025 nach der Gründungsphase geht das Zentrum davon aus, dass in bescheidenen Rahmen schwarze Zahlen geschrieben werden. Die Situation hat sich stabilisiert und es besteht berechtigte Hoffnung, dass die Gemeinde ihr Darlehen vollumfänglich zurückerhalten wird. Dazu ist es aber notwendig, das Ärztezentrum mittel- und langfristig auf eine stabile Basis zu bringen. Es müssen Kosten gesenkt, der Umsatz weiter gesteigert und eine gefestigte Patientenbasis aufgebaut werden. Auch betrieblich wird es Massnahmen brauchen, um Effizienz, Qualität und Stabilität zu steigern, wozu zusätzlich Mitglieder in den Verwaltungsrat berufen wurden.

Übrige Gläubiger stehen ohne Sicherheit da

Dem Ärztezentrum und seinem Eigentümer, aber auch dem Verwaltungsrat, ist es wichtig zu betonen, dass die Gemeinde mit der beantragten Massnahme kein Geld verschenkt, sondern lediglich die Rückzahlung der bereits bestehenden Schuld auf eine andere Basis stellt. Das Ärztezentrum soll auch nicht Teil einer politischen Auseinandersetzung werden, sondern fühlt sich dem Geschäftszweck der regionalen medizinischen Grundversorgung verpflichtet. Als privatrechtliche Unternehmung kann das Zentrum nicht einfach vollumfänglich Einsicht in sämtliche Betriebszahlen und Geschäftsunterlagen der Öffentlichkeit gewähren, was teilweise gefordert wurde. Das Zentrum hat, soweit vertretbar und zur Beurteilung der beantragten Massnahmen notwendig, Einsicht gewährt. Die Gemeinde liess die beantragten Massnahmen zudem umfassend durch PwC prüfen. Dass die PwC hinter den Sanierungsmassnahmen steht, ist auch für das Zentrum wichtig. Es ist auf dem richtigen Weg. Aus Risikosicht ist für das Zentrum klar, ein Konkurs des Ärztezentrums wäre das schlimmste aller Szenarien und die Gemeinde würde viel Geld, aber auch die medizinische Grundversorgung verlieren. Der Gemeinde wurden auch alle Sicherheiten im Rahmen der Möglichkeiten des Zentrums abgetreten, während die übrigen Gläubiger ohne Sicherheiten dastehen.

Grösstmögliche Sicherheit liefern

Das Ärztezentrum verfolgt weiterhin die bisherige Strategie der Ansiedlung weiterer medizinischer Disziplinen und die Gewinnung weiterer Patienten. Finanziell müssen neue Reserven aufgebaut werden, um in Krisenfällen gewappnet zu sein aber auch um das weitere Wachstum finanzieren zu können. Dabei verzichtet das Unternehmen auf die Ausschüttung von Dividenden und die Rückzahlung von Aktionärsdarlehen, bis die Finanzierungsstruktur in einem normalen Rahmen ist. Personell soll es breiter abgestützt werden. Dass es, wie in jedem Unternehmen und ganz sicher auch bei Startups, Unsicherheiten gibt, ist klar. Das Ärztezentrum und mit ihm der Eigentümer und der Verwaltungsrat versuchen aus der Situation das Beste zu machen und den Einwohnern von Mosnang die grösstmögliche Sicherheit aber auch die beste medizinische Versorgung zu liefern.

Rolf Jermann, Verwaltungsrat Ärztezentrum Mosnang AG

Ärztezentrum Mosnang / Toggenburg24