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03.11.2025

Gewaltfreie Kommunikation in der Erziehung von Kindern

Montag, Dienstag und Mittwoch findet jeweils während drei Stunden die Spielgruppe statt. Diese hat einen fixen Ablauf mit freiem Spielen sowie gemeinsamen Aktivitäten. Gegen Ende des Morgens liest Daniela Magni Ramos stets aus einem Kinderbuch vor.
Montag, Dienstag und Mittwoch findet jeweils während drei Stunden die Spielgruppe statt. Diese hat einen fixen Ablauf mit freiem Spielen sowie gemeinsamen Aktivitäten. Gegen Ende des Morgens liest Daniela Magni Ramos stets aus einem Kinderbuch vor. Bild: Sandro Zoller
In einem internationalen Umfeld sammelte sie als Pädagogin viele Erfahrungen und weiss, wie mit unterschiedlichen Sprachen, Bedürfnissen und Charakteren umzugehen ist.

Die eigene Mutterschaft hat Daniela Magni Ramos klar gemacht, dass die Ganztagsbetreuung nicht mehr ihrer Philosophie entspricht und gründete ein eigenes Unternehmen.

«Jedes Kind hat unterschiedliche Bedürfnisse, Stärken und Interessen. Diese Einzigartigkeit zu erkennen und passende Impulse zu geben, empfinde ich als besonders bereichernd», sagt Daniela Magni Ramos, staatlich anerkannte Erzieherin, gegenüber dem «Bock». Ausserdem gefällt der 38-jährigen Pädagogin aus Thayngen an diesem Beruf besonders die Verantwortung, gemeinsam mit den Eltern die richtige Balance zwischen Fremdbetreuung und familiärer Erziehung zu finden. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Erziehern und Eltern sei der Schlüssel, um Kinder bestmöglich in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihnen Geborgenheit wie auch Orientierung zu geben. Unzählige Erfahrungen und der Wunsch, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, führten dazu, dass Magni Ramos «KINDecht – Where families connect» 2024 in der Stahlgiesserei aus der Taufe hob.

Grundstein: Erfahrungen in einem internationalen Umfeld gesammelt

«Ich blicke auf zehn Jahre Erfahrung im internationalen Schulsystem im Raum Zürich zurück. Davon war ich neun Jahre als Berufsbildnerin tätig», erzählt die Pädagogin während eines Besuchs bei ihr in den Räumlichkeiten von «KINDecht». In dieser Zeit habe sie umfassende pädagogische Kompetenzen erwerben, Lernende individuell begleiten und fördern sowie fachlich wie auch persönlich unterstützen können. Und das stets auf dem Weg der eigenen Philosophie. «Dabei konnte ich wertvolle Erfahrungen in der Betreuung unterschiedlichster Altersgruppen sammeln und meine Fähigkeiten in Organisation, Teamarbeit und Didaktik kontinuierlich ausbauen», hält die Pädagogin und Unternehmerin fest und führt weiter aus: «Mit meiner Mutterschaft haben sich mein berufliches Verständnis und meine pädagogische Philosophie deutlich verändert.» Die Sicht auf das Kind sei feiner, sensibler und ausserdem individueller geworden. Die Thayngerin habe aufgrund dessen erkannt, dass nicht die Ganztagsbetreuung, sondern ein bedürfnisorientiertes Spielgruppenkonzept besser zu ihr und ihren Vorstellungen einer kindgerechten pädagogischen Begleitung passe.

Verbesserungspotenzial in der Pädagogik

In der Erziehung ist Daniela Magni Ramos besonders wichtig, Kindern Orientierung, Sicherheit und Vertrauen zu geben. Dabei lege sie grossen Wert auf eine gewaltfreie und wertschätzende Kommunikation sowie auf Rituale, die den Alltag strukturieren und den Kindern Halt bieten. «Meine pädagogische Haltung basiert auf einer bedürfnisorientierten Erziehung, in welcher Kinder ernst genommen und auf Augenhöhe behandelt werden.» Sie sehe elterliche Führung nicht nur als Autorität, sondern als liebevolle und klare Begleitung, die den Kindern Raum für ihre eigene Entwicklung lässt.

«Lehrer und Erzieher dürften gerne in ihrer pädagogischen Arbeit verstärkt auf eine gewalt- und wertfreie Kommunikation achten. Ein respektvoller Umgang bildet die Grundlage für Vertrauen und echte Beziehung», so die Meinung von Magni Ramos. Ausserdem sei es wichtig, das Interesse am einzelnen Kind in den Mittelpunkt zu stellen und seine Individualität im Lern- und Entwicklungsprozess wirklich ernst zu nehmen. Jedes Kind entdecke die Welt auf seine Art und in seinem eigenen Tempo. Deshalb halte sie es auch für entscheidend, mehr Gelassenheit in den pädagogischen Alltag zu bringen und den Druck auf Kinder wie auch auf Fachkräfte zu reduzieren.

«Im pädagogischen Bereich sehe ich gerade in der Kommunikation und in einer wertfreien Haltung gegenüber Kindern und ihrer Umwelt grosses Verbesserungspotenzial.» Aus ihrer Sicht sei es wichtig, dass Pädagogen anstelle Defizite in den Vordergrund zu stellen, Kinder dazu ermutigen gescheiterte Sachen erneut anzugehen. Nach dem Motto: «Morgen wird es klappen.»

«Mit meiner Mutterschaft haben sich mein berufliches Verständnis und meine pädagogische Philosophie deutlich verändert.»
Daniela Magni Ramos, staatlich anerkannte Erzieherin
Gerade noch sassen die Kids im Kreis und musizierten gemeinsam mit Daniela Magni Ramos. Zurück bleiben die Stille und originellen Sitze, während auf dem Spielplatz die Kleinen auf die Eltern warten. Bild: Sandro Zoller

Kind und Familie stehen im Zentrum

«Die Arbeit mit Kindern gibt mir Sinn, Energie und Freude. Es erfüllt mich, ihre Entwicklung zu beobachten», sagt die staatlich anerkannte Erzieherin. Besonders schön sei für sie, mitzuerleben, wie Kinder ihre eigenen Stärken entdecken, Selbstvertrauen entwickeln und kleine Herausforderungen meistern.

Um vollumfänglich ihr Wissen, ihren Erfahrungsschatz und die eigene Philosophie einbringen zu können, entschied sich Magni Ramos dazu, «KINDecht – Where families connect» zu gründen. Seit 2024 soll es einen vertrauensvollen Raum für Familien schaffen, um sich zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen und gezielte Angebote im Familienalltag zu erhalten. «Bei uns stehen das Kind, die Familie und das Elternsein im Mittelpunkt. Ob Spielgruppen, Ferienbetreuung, Workshops oder Events – wir schaffen gemeinsame Momente zum Entdecken, Lernen und Erleben.» Dazu würden sie gezielt Kooperationen wie etwa mit der Schwimmschule Marlin, einer digitalen Lernplattform und mit BippusBarn pflegen. Mit Letzterem entwerfe sie hochwertiges Lernmaterial aus Holz, das Kinder zum spielerischen Entdecken und Lernen anregt. Während Daniela Magni Ramos ein gerade gestürztes Kind streichelt und zu ihm liebevolle und ermutigende Worte sagt, zeigt sie auf das Spielzeug und die Gegenstände im Raum: «Bei uns hat es praktisch keine Sachen aus Plastik. Vieles haben meine Mutter und ich aus Holz angefertigt.» 

«KINDecht» arbeitet zudem mit Clean-up Schaffhausen zusammen. Gemeinsam mit den Kindern sammeln sie Müll und sensibilisieren sie parallel spielerisch für Themen wie Umwelt, Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Handeln.

Umfassender Ansprechpartner

Die dreiwöchigen Herbstferien seien oft schwer mit dem beruflichen Alltag zu koordinieren. Die Ferienbetreuung biete deshalb eine wertvolle Unterstützung, die den Kindern, von 2,5 bis zum Schulalter, Abwechslung bringe. Der Pädagogin ist es aber allgemein ein Anliegen, dass das Angebot vielfältig und familienorientiert ist. Es besteht aus Spielgruppen, Ferienbetreuung, Workshops und Events. «Dabei steht nicht das ‹Abgeben der Kinder› im Vordergrund, sondern das Schaffen von Verbindungen sowie das gemeinsame Erleben von Neuem», betont Magni Ramos. Weiter unterstützt sie Familien bei der Planung von Kindergeburtstagen, Gender Reveal- und Baby-Partys. Ein besonderes Highlight unter den Angeboten sei der MamaKlub. Er ist ein «kleines Dorf» für Mamas, in dem Austausch, Vernetzung und gegenseitige Unterstützung im Zentrum stehen.

«Die Arbeit mit Kindern gibt mir Sinn, Energie und Freude. Es erfüllt mich, ihre Entwicklung zu beobachten.»
Daniela Magni Ramos, staatlich anerkannte Erzieherin

Und wie sieht die Zukunft aus? «Wir wollen ein noch umfassenderer Ansprechpartner für Kinder, Familien und Eltern werden.» Dazu würden sie das Angebot kontinuierlich ausbauen. Gleichzeitig sollen Familien durch praxisnahe Unterstützung, Beratung und kreative Programme gestärkt werden. Ein weiteres Ziel: Die Angebotspalette für Firmen und Frauen ausbauen, um Teamgeist, Work-Life-Balance und persönliche Auszeiten zu fördern.

Für Daniela Magni Ramos ist es wichtig, dass das Umfeld stimmig ist und die Gegenstände möglichst aus Holz sind. Bild: Sandro Zoller, Schaffhausen24
Sandro Zoller, Schaffhausen24 / Toggenburg24