Am Hochschultag der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) ist das Forschungs- und Public-History-Projekt «Zug in die Freiheit» mit dem PHSG Bridge Award ausgezeichnet worden. Es stellt Biografien von Menschen in den Mittelpunkt, die im Februar 1945 aus dem Ghetto Theresienstadt befreit und mit der Eisenbahn nach St.Gallen gebracht wurden, wo sie vorübergehend im heutigen Hochschulgebäude Hadwig unterkamen.
Studierende wirken mit
Am Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Metzger und Prof. Johannes Gunzenreiner beteiligt sind Helen Kaufmann, Dr. Catrina Langenegger und Anna Voser von der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte. Seit Beginn im Jahr 2020 wurden zudem zahlreiche Studierende der PHSG einbezogen.
«Die historischen Ereignisse wurden im Rahmen des Projekts in einem Buch aufgearbeitet, das nun die Basis für verschiedene Vermittlungsprojekte bildet», sagt Thomas Metzger. Johannes Gunzenreiner ergänzt: «Für Lehrpersonen ist es oft herausfordernd, lokale, regionale oder nationale Lebensweltbezüge herzustellen und die transnationale, auch die Schweiz umfassende Dimension des Holocausts zu verdeutlichen.» Hier leistet «Zug in die Freiheit» einen innovativen Beitrag.
Biografien der Geretteten nachzeichnen
Im Rahmen des Projekts «Zug in die Freiheit» entstehen verschiedene Unterrichtsmaterialen. Kernstück ist ein «Biografiekoffer», der es Schüler:innen erlaubt, sich anhand von Quellen wie Tagebüchern, Briefen, Interviews und Akten von Behörden näher mit geretteten Personen auseinanderzusetzen, erklärt Anna Voser: «Daraus rekonstruieren sie die Lebensgeschichte der Person und erzählen sie in eigenen Worten. Das forschend-entdeckende Lernen und das Fördern narrativer Kompetenz stehen im Zentrum.» Weiter sind unter anderem eine umfassende Projektwebseite sowie ein Erinnerungsort im Hochschulgebäude Hadwig geplant.
Preisgeld fliesst in die Vermittlung
Der PHSG Bridge Award ist eine Initiative der PHSG zur Anerkennung und Würdigung herausragender Projekte, die mit ihren Ergebnissen einen Mehrwert für die Gesellschaft und insbesondere für die Berufspraxis schaffen. «‹Zug in die Freiheit› ist ein Projekt mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz, mit dem Forschungsergebnisse auf vielfältige Weise direkt in die Schulpraxis vermittelt werden», begründet Prof. Dr. Christian Brühwiler, Prorektor Forschung und Entwicklung der PHSG und Jurypräsident des PHSG Bridge Awards, die Wahl. Das Projekt verfüge über ein überzeugendes didaktisches Konzept. Weiter streicht Christian Brühwiler die weitreichende Beteiligung von Studierenden am Projekt heraus.
Die Preissumme beträgt 5'000 Franken und ist an die Verwendung im ausgezeichneten Projekt geknüpft. «Der Bridge Award hilft uns dabei, Teile der Website und des Unterrichtsmaterials in unterschiedliche Sprachen zu übersetzen und unsere internationalen Kooperationen zu stärken. Damit sollen die Projektoutputs noch niederschwelliger, breiter und langfristiger zugänglich sein», sagt Helen Kaufmann.