Langsam füllt sich die Aula im Hadwig-Gebäude. Studierende treffen sich hier über Mittag zur Chorprobe, konzentriert und voller Energie. Dirigent Rolf Engler gibt den Takt vor. Er hebt den Arm und wirft einen kurzen Blick in die Runde. Dann setzt der Chor ein und warmer, kraftvoller Gesang erfüllt den Raum. Die Probe ist ein Vorgeschmack darauf, was für ein musikalisches Highlight das Publikum am Adventskonzert der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) vom 14. Dezember 2025 in der Kirche Linsebühl in St.Gallen erwartet.
Das Konzert, das alle zwei Jahre stattfindet, präsentiert dieses Mal gleich zwei Premieren: Erstmals wird das Gallus-Oratorium «Ruf der Sehnsucht» in einer Orchesterversion aufgeführt, und erstmals tritt ein Chor von insgesamt 75 Studierenden und Dozierenden auf – bisher waren es rund 50 Personen. Genügend Platz für Chor und Orchester in der Kirche zu finden, ist allerdings eine Herausforderung. «Wir werden wohl etwas enger zusammenstehen müssen», sagt PHSG-Musikdozent Martin Lehner und schmunzelt. Er ist zusammen mit Rolf Engler für die Gesamtleitung des Adventskonzerts verantwortlich.
Rhythmik als Herausforderung
Das zum Gallus-Jubiläum 2012 entstandene Oratorium hat Komponist Roman Bislin eigens für das Adventskonzert der PHSG neu arrangiert. «Damals gab es nur einen Chorsatz, aber keine Orchesterfassung», sagt Bislin. «Jetzt können wir das Werk in voller Klangfülle präsentieren.» Für das Konzert wird ein etwa halbstündiger Ausschnitt aus dem rund einstündigen Oratorium zu hören sein. «Die Idee war», so der Komponist weiter, «klassische Chormusik mit irisch anmutenden Klängen und modernen, gospelartigen Passagen zu verbinden.» Zusammen mit den Texten, die von Hannes Steinebrunner in Latein, Deutsch, Englisch und gälischer Sprache verfasst wurden, entstand eine musikalische Zeitreise durch das Leben des heiligen Gallus. Zu hören sind auch zwei Solist:innen: Die ausgebildete Sopranistin Tatjana Schneider und der Bariton Johannes Luchsinger, der als Musikdozent an der PHSG arbeitet und den Chor der Kindergarten- und Primarstufe leitet. Als Herausforderung für Chor und Orchester bezeichnet Bislin die Rhythmik. «Polyrhythmische Strukturen und ungerade Taktarten sind teilweise Neuland für die Mitwirkenden. Doch die Proben zeigen, dass sie das Stück mit viel Elan meistern.»
Von traditionell irisch bis weihnachtlich besinnlich
Im zweiten Teil präsentieren sich die beiden Chöre der Sekundarstufe I und der Kindergarten- und Primarstufe zunächst einzeln. Dabei interpretieren die Studierenden ein breites Repertoire: von gefühlvollen Liedern aus der keltisch-irisch-englischen Tradition über spirituelle Klassiker bis hin zu bekannten Weihnachtsliedern. Darunter finden sich gefühlvolle Balladen wie «Only Hope» oder «My Land», kraftvolle Songs wie Hoziers «Nina Cried Power» und spirituelle Werke wie «Nearer My God to Thee». Den Abschluss des Adventkonzerts gestalten die Chöre gemeinsam mit einem Loblied auf die Schöpfung und traditionellen Weihnachtsliedern, begleitet vom 20-köpfigen Orchester.