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Nesslau
29.01.2023
31.01.2023 12:06 Uhr

Ein Stück Kulturgut in Nesslau verschwindet

Das ehemalige Restaurant Krone befindet sich momentan in der Abbruchphase
Das ehemalige Restaurant Krone befindet sich momentan in der Abbruchphase Bild: zVg
Nach über 15 Jahren Restaurant «Krone» geht ein wichtiges Kulturgut in Nesslau verloren. Am Dienstagmorgen, den 24. Januar 2023, machte ein Bagger mit dem Holzgebäude kurzer Prozess und die Abbrucharbeiten des auffälligen Gebäudes begannen. Etliche Schaulustige beobachteten das Geschehen mit und erinnerten sich vielleicht dabei an schöne Momente im ehemaligen Restaurant.

Seit rund vier Jahren wird in der Nesslauer «Krone» nicht mehr gewirtet.

Mit der «Krone» verschwinden viele Erinnerungen. Denn die Gaststätte war für viele volkstümliche Veranstaltungen ein wichtiger Treffpunkt und weitaus in der Umgebung bekannt. Mit der filigran bemalten Unterseite des Dachüberstandes und dem typischen Hauch des Toggenburges, welches das Gebäude ausstrahlte, war das aufwendig gestaltete Gebäude unverwechselbar und wurde so zu einem der wichtigsten Lokale in der Nähe. 

Wie geplant entsteht in den nächsten zwei Jahren eine Gewerbefläche im Erdgeschoss. Dazu sind 17 Wohnungen wie auch eine Tiefgarage intendiert. Im Frühling 2025 soll dann die Überbauung fertiggestellt sein. Die ARS Immobilien AG, Bauherrin und Grundeigentümerin, verpasst auf diese Weise der Dorfmitte ein neues Gesicht.

Laut der Planung wird das benachbarte Wöschhüsli in naher Zukunft restauriert und das Geschäftshaus durch einen Neubau ersetzt. Zudem wird die Zufahrt zum Coop  verbreitert, um die Überbauung wie auch die Häuser im Rosengarten zu erschliessen.

Das langjährige, bodenständige Wirtepaar Rös und Albert Wittenwiler versuchte mit eisernem Tatendrang einen Nachfolger zu finden, bevor es im Frühling 2019 nach 16-jähriger Tätigkeit wohlverdient in Pension ging und die «Krone» verkaufte. Ihr Wunsch, ein neues Wirtepaar zu präsentieren, ging dabei leider nicht in Erfüllung.  

"Es ist bemerkenswert, mit welcher Hingabe sie das volkstümliche Brauchtum unserer Gesellschaft mitten im Herzen der Gemeinde pflegten. Ich feierte damals meinen 12. Geburtstag in dieser herrlichen Gaststube. Als Rös mir einen Batzen in die Hand drückte, merkte man eine gewisse Verbindung zwischen uns Dorfbewohnern. Und Albert gab sich jeweils immer grosse Mühe für ein köstliches Gericht", so Jan Hartmann, zukünftiger Chefredakteur von Toggenburg24. "Ich gehe davon aus, dass viele Menschen diesen Prozess zu einem Neubau bedauern".

Jeweils am zweiten Sonntag im Juni sowie am Bettagsonntag fanden jährlich Jodlersonntage statt, an denen oftmals bekannte Gäste anzutreffen waren.
Sogar Moderator Nicolas Senn fand im Jahr 2014 den Weg ins gemächliche Wirtshaus, um in der SRF-Sendung «Potzmusig Beizetour» über die Historie zu dokumentieren.

Albert, gebürtiger Nesslauer, verliess damals das Glarnerland und entschied sich für seine alte Heimat, das Toggenburg. Ein Älplerleben mit einer Wirtschaft hätte sich seine Frau Rös durchaus vorstellen können. Die Jodelkultur lag ihnen tief im Herzen, sodass von Beginn an die «Krone» als ein Volksmusiklokal gedacht war. 

Die Dorfbewohner bleiben wohl mit der "Krone" stets verbunden und schwelgen in tiefer Erinnerung. Danke, geschätzte Rös und geschätzter Albert, für die wunderbaren Stunden, die ihr uns beschert habt. 

Das ehemalige Wirtepaar Albert und Rös Wittenwiler in der Jodlertracht Bild: zVg
Toggenburg24