Ein engagiertes Heimteam
Zu Beginn befürchtete man allerdings das Schlimmste für Volley Toggenburg. Gleich mit 5-0 zogen die Favoritinnen davon und Trainer Mäsi sah sich bereits zu seinem ersten Timeout gezwungen. Doch danach zeigten sich die Wattwilerinnen wie verändert. Aus einer soliden Defensive heraus drehte Raiffeisen Volley Toggenburg das Spiel kurzerhand zum 9-8.
Es entwickelte sich ein enges und überaus spannendes Spiel, bei welchem sich kein Team vorentscheidend absetzen konnte. Auf Seiten des Heimteams stachen vor allem Libera Romy Schnyder und Neuverpflichtung Taylor Borup aus dem überzeugenden Kollektiv heraus. Zwar ging der erste Satz knapp mit 25-23 an die Tessinerinnen doch die zahlreichen Zuschauer in der Rietsteinhalle bemerkten, dass heute mehr drin liegen sollte.
Auch im zweiten Satz hielt das Heimteam mit den Favoritinnen mit. Ja mehr noch. Kaum ein Zuschauer hätte bei diesem Spiel bemerkt, dass der Tabellenletzte gegen ein Topteam spielte.
Raiffeisen Volley Toggenburg begeisterte mit einer kämpferischen Leistung und überzeugte sowohl in der Defensive als auch im Angriff. Ersatzpasseuse Nora Sacher zeigte phasenweise ein fulminantes Spiel und bediente nebst Taylor Borup vermehrt auch Annouk Erni, die an diesem Abend ihr bestes Spiel der aktuellen Saison zeigte. Bis zum Stand von 21-20 für Lugano war das Spiel ausgeglichen. Ein kurzer Augenblick der Unkonzentriertheit bei Raiffeisen Volley Toggenburg sorgte dafür, dass die nächsten 4 Punkte nach Lugano gingen, welches den zweiten Satz mit 25-20 für sich entschied.
Totgesagte leben länger
Nach den zwei engen Sätzen schonten beide Trainer ihre Topspielerinnen. Allerdings ging dieses Konzept (vorerst) nur für Volley Lugano auf. Schnell geriet das Heimteam mit 6 Punkten in Rückstand und bemühte sich sichtlich, den Anschluss wiederherzustellen.
Beim Stand von 21-16 für Lugano sahen Tessinerinnen wie die sicheren Sieger aus. Doch Volleyball findet vor allem auch im Kopf statt. Mit einer Serviceserie der erst 17-jährigen Aline Kellenberger wussten die Gäste so rein gar nichts anzufangen und gaben den sicher geglaubten Satz noch aus den Händen. Lugano leistete sich zum Schluss nicht weniger als fünf Eigenfehler, welche die Wattwilerinnen dankend annahmen und den dritten Satz mit 25-22 ins Trockene brachten.
Die Tessinerinnen waren nun total von der Rolle. Die Eigenfehlerquote der Favoritinnen näherte sich zeitweise dem astronomischen Zählbereich und Raiffeisen Volley Toggenburg dominierte die Partie nach Belieben.
Der vierte Satz stand vor allem im Zeichen von Joanna Mazzoleni, welche aus dem starken Toggenburger Kollektiv herausstach. Jeder zweite Angriff der Mittespielerin fand ihr Ziel, sodass das Heimteam beruhigend mit 20-12 in Führung ging. Zwar drehte Lugano zum Ende des vierten Satzes nochmals auf, aber auch hier zeigte sich eine Veränderung beim Heimteam. Während sich in dieser Saison die Wattwilerinnen zum Schluss eines Satzes regelmässig noch abfangen liessen, so blieb das Team von Trainer Mäsi Erni dieses Mal kühl und routiniert. Topscorerin Maggie Nedoma verwertete den ersten Satzball zum 25-18 für das Heimteam.
Erster Sieg der Saison
In der gut gefüllten Rietsteinhalle brodelte es nun heftig. Raiffeisen Volley Toggenburg legte einen Blitzstart hin und setzte sich im Entscheidungssatz zum 5-0 ab. Doch Volley Lugano hielt mit seinen 5 ausländischen Spielerinnen dagegen und kämpfte sich wieder zum 7-6 heran. Bei solch engen Spielständen entscheiden oft nur Nuancen um Sieg oder Niederlage. Die Nuance befand sich heute jedoch in Form von Taylor Borup auf Seiten von Raiffeisen Volley Toggenburg. Die letzten 5 Punkte gingen allesamt auf das Konto der Amerikanerin, die den fünften Satz zum 15-12 für das Heimteam entschied.
Es geht in die Relegation
Dieser verdiente Sieg kommt für Raiffeisen Volley Toggenburg zu einem äusserst wichtigen Zeitpunkt. Nach bisher 17 Niederlagen in Folge und der schlechtesten Qualifikationsrunde seit dem Wiederaufstieg (3 Punkte; Satzverhältnis 12-53), zweifelte manch einer schon am Ligaerhalt. Doch Raiffeisen Volley Toggenburg zeigte heute mit einer kämpferischen, engagierten Spielweise, dass mit ihnen in der Relegation weiterhin zu rechnen sein wird. Totgesagte leben also doch länger…