Freiheit in der Musik gefunden
Den kanadischen Schlagzeuger Dave Weatherston lernte Hélder in St. Gallen kennen. Ihre Proberäume liegen nebeneinander. “Irgendwann haben wir uns zu einem Jam Session im Rümpeltum verabredet. Die Resonanz zwischen uns war so gut, dass wir immer weiter zusammen spielen wollten. Dann kam irgendwann noch mein langjähriger Kollege Zé Moreira dazu. Er spielt Bass”, beschreibt Hélder den Gründungsprozess der Band. Sie spielen Eigenkompositionen. Cover-Versionen von Liedern zu spielen empfindet der Musiker als limitierend, da es für ihn das Wichtigste sei, sich mit der Musik, die er macht, ausdrücken zu können: “Ich habe einen Versuch in einer Countryband gestartet, aber nur Cover zu spielen war nicht Meins.” Es gab eine Zeit, da zweifelte der Gitarrist daran, ob er weitermachen soll mit der Musik: “Ich habe mich gefragt, warum ich eigentlich Gitarre spiele und habe mir Zeit genommen, meine Motivation zu ergründen.” Die Antwort war glücklicherweise ein deutliches “Ja”! Das Hobby Jiu Jitsu hat Hélder aufgegeben für die Musik. Die Gefahr, sich an den Händen zu verletzen, sei zu gross, erklärt er. Grosse Dankbarkeit empfindet er seinem ehemaligen Gitarrenlehrer gegenüber: “Er nahm mich schon früh mit auf Konzerte und half bei der Gründung der ersten Band, in der ich gespielt habe - da war ich 14 oder 15 Jahre alt.”
Viele Schritte auf dem Weg nach Lichtensteig
Mit 20 zog Hélder Silva aus Portugal nach London. Er war auf der Suche nach etwas Neuem. Mit seinem Rucksack und einem Koffer im Gepäck machte er sich auf ins Unbekannte und erkundete die große Stadt. Aber nach einiger Zeit erkannte er, dass das Leben in der Stadt nicht seinem Charakter entspricht. Den Rhythmen der Natur zusehen zu können, fehlte ihm und die Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit der Begegnungen machten ihn traurig. Also ging er wieder zurück nach Portugal und arbeitete dort für einige Zeit in einem veganen Restaurant, welches ein Freund von ihm eröffnet hatte. Den nächsten Schritt auf seinem Weg fand er über einen Cousin, der eine Cocktail Bar betrieb. “Das war ein komplett anderes Ding!”, kommentiert Hélder Silva sein Schaffen dort. Als seine Eltern in die Schweiz zogen und sein Bruder ihm einen Job organisieren konnte, packte er wiederum seinen Rucksack, um ins Ungewisse aufzubrechen. Dieses Mal bereut er seine Entscheidung nicht. Er fühlt sich in der Schweiz mehr daheim als in Portugal. Innerhalb kürzester Zeit lernte Hélder Silva deutsch und spricht mittlerweile auch Mundart. Die Arbeit als Baumpfleger, die er begonnen hat, gefällt ihm sehr. Er ist gern draussen in der Natur und freut sich mehr über die Pflege der Pflanzen und das Klettern zu lernen. Der höchste Baum, auf den er bisher gestiegen ist, war 25 Meter hoch.
Besondere Energie im Städtli
Lichtensteig hat Hélder Silva vom Wartsaal aus kennengelernt. Wir waren auf mehreren Konzerten im Rathaus und in der Wirkstatt. Die Energie, mit der die Menschen hier Dinge auf die Beine stellen, haben ihn und seine Partnerin beeindruckt. Während Corona waren die Beiden viel in der Äuli Schlucht unterwegs, haben am Feuer gesessen und dort immer wieder tolle Bekanntschaften gemacht. Sie haben gespürt, dass es einen besondere Stimmung gibt unter den Menschen im Städtli und so haben sie sich entschlossen, nach Lichtensteig zu ziehen.
Hélder Silva ist 27 Jahre alt. Er ist in Milheirós de Poiares, einem kleinen Dorf in Portugal aufgewachsen. Er lebt mit seiner Partnerin in Lichtensteig. In seiner Freizeit liebt er es, in der Natur zu sein und Velo zu fahren.