«Am 21. September hat das Schweizer Fernsehen SRF eine Dok-Sendung über die von der Schweizer Sektion der Mission Kwasizabantu betriebene «Domino Servite-Schule» ausgestrahlt. Die Schule mit einem evangelikalen Zuschnitt existierte unter diesem Namen bis 2019 auf Hof Oberkirch in Kaltbrunn. Seit 2019, nach der Trennung von der Mission Kwasizabantu, nennt sich die Gemeinschaft «evangelische Gemeinde Hof Oberkirch». Diese betreibt die «christliche Schule Linth».
Massive Übergriffe
In der Sendung über die Domino-Servite-Schule treten junge Frauen und Männer, die als Kinder die Schule besucht haben, an die Öffentlichkeit. Sie erzählen von massiven Übergriffen, Schlägen und einem Klima der Angst. Das alles wurde geschützt und teils auch motiviert von der gepredigten und in der Gruppierung herrschenden religiösen Lehre. Die Berichte sind erschütternd, es wird deutlich, wie die Betroffenen gelitten haben und noch heute leiden. Die Schule besass ab 1997 eine Bewilligung des Kantons, ab 2004 wurde auch die Führung eines Internats bewilligt.
Zusätzliche Aufarbeitung
Mit der Interpellation «Massive Übergriffe an der «Domino-Servite-Schule» in Kaltbrunn» (51.22.96) hat sich die SP-Fraktion nach dem Erscheinen eines von der «Christlichen Schule Linth» in Auftrag gegebenen Untersuchungsberichts und der Berichterstattung im St.Galler Tagblatt mit Berichten von Betroffenen bei der Regierung erkundigt, ob der Kanton bereit ist, seinerseits eine unabhängige Untersuchung durchzuführen. In der Antwort auf die Interpellation vom 8. November 2022 hat die Regierung festgehalten, es sei eine zusätzliche Aufarbeitung des Kantons nicht angedacht.
Zwingend notwendig
Der Dok-Film vom 21. September endet nun mit der Aussage, dass der Kanton als Aufsichtsbehörde aufgrund der Recherchen des SRF eine eigene Aufarbeitung in Aussicht gestellt habe. Eine solche Aufarbeitung erscheint zwingend notwendig. Die Betroffenen sind trotz der Androhung von Strafanzeigen mutig und mit ihrem Gesicht an die Öffentlichkeit getreten. Ihr grosses Anliegen: Das, was ihnen widerfahren ist, darf sich nicht wiederholen. Aus den Berichten der Betroffenen tritt eines klar zu Tage: die grosse Problematik liegt im in sich geschlossenen, von einer religiösen Lehre geprägten System der Gemeinschaft. Eine Aufarbeitung muss auch die Verantwortung, Verpflichtung und Aufsicht des Kantons bei der Vergabe von Bewilligungen für Privatschulen in den Blick nehmen.
Fragen an die Regierung
Wir bitten die Regierung um die Beantwortung der folgenden Fragen:
- Wird nun Seitens des Kantons eine Aufarbeitung erfolgen?
- Ist die Regierung bereit, aus den Erkenntnissen Handlungsbedarf für die Zukunft mit Blick auf die Bewilligung zur Führung von religiös oder ideologisch geprägten Privatschulen und zur Aufsicht über diese abzuleiten und dem Kantonsrat entsprechend Bericht zu erstatten?»