Das Ziel von mybuxi ist ein nachhaltiges und soziales Mobilitätangebot für den ländlichen Raum. Daher kamen von Anfang an elektrische Fahrzeuge zum Einsatz. Im Obertoggenburg wäre ein Allradfahrzeug von Vorteil, da die Winter oft schneereich sind. Da es immer noch kein Modell auf dem Markt gibt, möchte mybuxi mit der Winterthurer Firma Flux einen Prototyp für einen elektrischen Allradbus auf der Basis eines konventionellen Fahrzeugs entwickeln. Im Moment läuft die Suche nach einer Finanzierung.
Wie funktioniert das Angebot?
Das mybuxi hat ein Betriebsgebiet – die beiden Toggenburger Gemeinden Wildhaus und Nesslau – und Betriebszeiten. Diese sind in der Regel von 6 Uhr morgens bis 24 Uhr, an den Wochenenden meist etwas länger. Die Fahrten werden über die mybuxi App bestellt; in allen mybuxi-Gebieten funktioniert die gleiche App mit nur einer Anmeldung. Die App übermittelt die Daten an das Hintergrundsystem, das für alle Anfragen laufend die besten Fahrtrouten berechnet. Diese werden den Fahrerinnen oder Fahrern auf ein im Fahrzeug eingebautes Tablet übermittelt. Dabei versucht das System immer, die Auslastung des Fahrzeugs zu optimieren. Dafür macht das mybuxi dann auch kleine Umwege, um weitere Fahrgäste aufzunehmen oder abzusetzen. Die Einstellungen des Systems werden für jede Region optimiert und mit der steigenden Nachfrage laufend angepasst.
150 Haltepunkte
mybuxi verwendet «virtuelle» Haltepunkte. Diese sind im System festgelegt und werden in der App angezeigt. Einige dieser Punkte, vor allem an publikumsstarken Orten, sind speziell markiert. Zum Start werden rund 150 Haltepunkte in den beiden Gemeinden eingerichtet sein. Sie können jederzeit ergänzt werden und auch für temporäre Veranstaltungen eingeschaltet werden. Im Winter nicht erreichbare Haltepunkte können für diese Periode ausgeschaltet werden. Wünsche für Haltepunkte können in der laufenden Umfrage eingegeben werden.
Keine telefonsche Bstellung
Oft wird nach einer telefonischen Bestellmöglichkeit gefragt. Das kleine mybuxi Team kann bisher keinen Telefonservice anbieten. Versuche mit externen Anbietern in anderen Regionen wurden kaum genutzt – die Kosten von rund CHF 5 pro Bestellung, die Schweizer Callcenter berechnen, waren offenbar für die Kunden und Kundinnen zu teuer. Um die Fahrpreise moderat zu halten, verzichtet mybuxi derzeit auf diesen Bestellkanal. Sollte sich eine Möglichkeit, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit einem Partner ergeben, wird diese gerne aufgenommen.
Feinverteiler des öV
In den vier bestehenden Betriebsgebieten starten und enden rund 50% der Fahrten der mybuxis an einem Bahnhof, manchmal auch an Bushaltestellen. Damit stärkt mybuxi die Nutzung des öV – und der öV bringt dem mybuxi Kundschaft. Von Anfang an ist die Zusammenarbeit mit öV-Unternehmen daher sehr eng. Einer der wichtigsten Partner von mybuxi ist die SOB. Interessant wird im Toggenburg, wie sich das Zusammenspiel mit der Postautolinie in der Gemeinde Wildhaus – Alt St. Johann entwickeln wird. Das Verhalten der Passagiere ist schwer vorhersagbar und verändert sich erfahrungsgemäss, aber genau dafür ist das mybuxi-System flexibel.
Wirtschaftliches Ökosystem
Von Beginn an hat mybuxi mit Unternehmen und Organisationen zusammengearbeitet. Es verbessert die Erreichbarkeit derselben für ihre Mitarbeitenden und Kunden und Kundinnen. Ob abgelegene Restaurants, Gesundheitseinrichtungen, Arbeitgebende, Geschäfte oder Dienstleistende, Sport- und Musikvereine: ein eigener Haltepunkt kann gemietet werden und je nach Bedarf weitere Leistungen vereinbart werden. Ob ein Shuttledienst zum Firmenjubiläum, An- und Abfahrt von Hotelgästen, Fahrten zum Training oder Chorproben, Angestellte im Gastgewerbe auf dem nächtlichen Heimweg: Möglichkeiten gibt es viele und werden laufend mit den Partnern weiterentwickelt.
Pionierrolle
mybuxi ist ein Pionier in der «Mobility on Demand». Noch immer gibt es hier viel zu entwickeln und auszuprobieren. Dafür braucht es ein innovationsfreudiges Umfeld. Nach den Erfahrungen im Projekt ist das mybuxi-Team sicher, dass das Toggenburg und der Kanton St. Gallen eine ideale Umgebung dafür ist. Es gibt noch viel zu tun: da das Angebot noch neu ist, gibt es zwischen Bund und Kantonen noch einiges zu regeln und mit Partnern neue Zusammenarbeitsmöglichkeiten zu entwickeln. Der Gestaltungsspielraum ist sehr gross – die Region kann schweizweit eine führende Rolle in der Entwicklung nachhaltiger und einfach kombinierbarer Mobilität einnehmen. Dafür braucht es ein Zusammenspiel zwischen den Behörden bei Kanton und Gemeinden mit den wirtschaftlichen Akteuren und den Mobilitätsanbietern. Die Chancen dafür stehen sehr gut.