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14.12.2023

Wil West - zwischen Glaube und Hoffnung

Im Bild v. l.: Martin Hitz, Präsident Nachhaltiges Bauen Schweiz; Dominik Diezi, Regierungsrat Kanton Thurgau; Beat Tinner, Regierungsrat Kanton St.Gallen; Lucas Keel, Präsident Regio Wil.
Im Bild v. l.: Martin Hitz, Präsident Nachhaltiges Bauen Schweiz; Dominik Diezi, Regierungsrat Kanton Thurgau; Beat Tinner, Regierungsrat Kanton St.Gallen; Lucas Keel, Präsident Regio Wil. Bild: Medienkonferenz WILWEST
Vor 15 Monaten lehnte die Stimmbevölkerung des Kantons St.Gallen einen Sonderkredit für die Arealentwicklung Wil West ab. Trotz dieses Rückschlags bekräftigten die Kantone Thurgau und St.Gallen an einer Medienkonferenz am Donnerstagvormittag ihr Bestreben, das Projekt voranzutreiben.

Endlich tut sich etwas auf dem Areal  Wil West. Gleich bei zwei "privaten" Projekten, die unter dem Namen "Westone" laufen, sind die Bagger aufgefahren. Zum einen entsteht eine Gewerbeliegenschaft der Lika Gruppe, andererseits baut die Autowelt von Rotz AG ein Hotel samt Restaurant und ebenfalls Gewerbeflächen. Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner dazu: "Es ist schön, dass in der Region Wil West etwas passiert." Unternehmerisches Denken sei erfreulich, so der St.Galler Regierungsrat. Dass solche Einzelinitiativen an der Peripherie das Gesamtprojekt Wil West überholen, ist indes wenig erstaunlich. Nach wie vor scheint es beim Jahrhundert-Projekt ein "Treten vor Ort", auch wenn dies die versammelte Politprominenz anders formuliert. Gespräche führen und einen Austausch mit Interessengruppen pflegen, die Kommunikation verbessern und die Bedenken ernst nehmen, das sei aktuell wichtig. Manchmal ist ein Schritt zurück wertvoller als zwei vorwärts. Der Glaube an politisch wegweisende Entscheide ist intakt. 

Vieles hängt am Grundstücksgeschäft

Die Pläne für das Grundstücksgeschäft zwischen den Kantonen Thurgau und St.Gallen in den Jahren 2024/2025 werfen ihre Schatten voraus. 124'000 Quadratmeter umfassen die beiden Grundstücke, die der Kanton St.Gallen dem Kanton Thurgau verkaufen möchte. Der Preis wurde von zwei unabhängigen Expertenkreisen geschätzt. "Dieser ist jedoch noch geheim und nur einer sehr kleinen Personengruppe bekannt", so Wil West-Projektleiter Peter Guler. Eine kleine Milchbüechli-Rechnung: Wenn man das Dokument "Thurgauer Bodenpreis-Basisdaten" 2023 konsultiert, beträgt der Quadratmeterpreis für Gewerbe- und Industrieflächen in Sirnach aktuell rund 400 CHF. Hochgerechnet wäre man dann bei rund 50 Mio. CHF, eine beträchtliche Summe für den finanziell angeschlagenen Kanton Thurgau, der im Jahr 2024 mit einem Defizit von 87 Millionen Franken rechnet. Nichtsdestotrotz: Sollte dieser Übertrag scheitern, ist das Projekt Wil West in Gefahr oder praktisch gestorben, warnt Thurgaus Regierungsrat Dominik Diezi. Die Schaffung von Planungssicherheit in den kommenden Jahren durch den Landverkauf vom Kanton St.Gallen an den Kanton Thurgau sei von evidenter Bedeutung, vor allem für potenzielle Unternehmen. Ein Plan B sei nicht vorhanden; ein negatives Votum eines der Parlamente gelte es unbedingt zu vermeiden. Ein Nein zu Wil West wäre speziell auch für die Ortsplanung von Wil ein Kollateralschaden. 

Prädikat «nachhaltig»

Die Bemühungen der Projektpartner, insbesondere der Regierungen der Kantone St.Gallen und Thurgau sowie der Gemeinden der Region Wil, sind klar. Auch die Fraktionen der Kantonsparlamente St.Gallen und Thurgau setzen sich für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit ein und wollen die Zukunft von Wil West im Dialog klären. Das ist durchaus erfreulich. Die Nachhaltigkeit des Projektes wurde mit einer umfassenden, 50'000 CHF teuren Expertise geklärt. Martin Hitz, Präsident des Netzwerks Nachhaltiges Bauens Schweiz (NNBS), unterstreicht das Potenzial von Wil Westals einem der ersten zertifizierten Industrie- und Gewerbeareale der Schweiz. Trotz bereits guter Noten in punkto Nachhaltigkeit werden weitere Optimierungen angestrebt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen, zusammen mit der Berücksichtigung politischer Anliegen, werden im Frühling 2024 erwartet. Der Kantonsratsentscheid über den Grundstücksverkauf von St.Gallen an den Thurgau ist frühestens im Jahr 2025 zu erwarten. Wer weiss, wie viele Westones, Westtwos und Westthrees in dieser Zeit noch entstehen werden.

David Hugi, Wil24