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07.01.2024

Wie der Radsport nach St.Gallen kam, Teil 7: Beat «Bergfloh» Breu

Beat Breu (* 23. Oktober 1957 in St. Gallen)
Beat Breu (* 23. Oktober 1957 in St. Gallen) Bild: tourdesuisse.ch
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte endet die Tour de Suisse 2023 in der Gallusstadt. Grund genug für Oliver Ittensohn vom Stadtarchiv St.Gallen, einen Blick zurück in die Geschichte des Radsports zu werfen. Wie hat das mit den Velos angefangen? Wie entwickelte sich der Radsport? Und welche Rolle spielte St.Gallen dabei? Heute: Der St.Galler Velosuperstar: Beat «Bergfloh» Breu.

Kein anderer Radfahrer hat die Ostschweiz so geprägt wie Beat Breu. Das Velofahren wurde ihm in die Wiege gelegt. Bereits im Kinderwagen wurde er von seinen Eltern, beide Radsportbegeisterte, zu Velorennen mitgenommen. Seine Lehre absolvierte er dann als Pöstler bei der PTT, war allerdings bereits als Briefträger-Lehrling schnell und hatte so oft Zeit, Trainingsläufe und Veloausfahrten zu absolvieren.

Auch zu Velorennen zog es den jungen Beat früh.

Sein Fahrrad baute er sich aus alten Veloteilen seines Vaters und Bruders selbst zusammen. Leider war er immer der Letzte. In seinem Frust änderte er die Richtung seiner Sportlerlaufbahn und entschied sich, Jockey zu werden. Nach einigen Reitstunden und einem schweren Sturz mit verletzter Schulter sattelte er auf Handball auf der Kreuzbleiche um. Auch dort lag sein Glück nicht: Als Torwart hatte er es bald satt, ständig von Bällen beschossen zu werden.

Beat Breu kehrte zum Radsport zurück und feierte bald gute Platzierungen, v. a. wenn die Rennen Bergstrecken beinhalteten. Dies brachte dem kleinen, aber ausdauernden Velofahrer bald den Spitznamen «Bergfloh» ein. Heute gilt er als einer der erfolgreichsten Schweizer Radsportfahrer. Er nahm an 14 Tour-de-Suisse-Rennen teil, siegte zweimal und trug während 15 Tagen, länger als jeder andere Schweizer, das berühmte goldene Trikot. Insgesamt gewann er 252 Rennen und stand 449 Mal auf dem Podest.(1)

Auch an anderen Velosportevents, wie dem seit den 1950er-Jahren populären Radquer (Rennen im Herbst und Winter auf unbefestigten Wegen), nahm Beat Breu regelmässig teil. In St.Gallen fanden diese Rennen in Winkeln auf dem Breitfeld statt. Eines seiner bekanntesten Fahrräder steht heute im Velomuseum Rehetobel.(2)

Seine offizielle Karriere beendete er nach der Saison 1995.

Nach der Veruntreuung seines Vermögens durch seinen Bruder musste Breu verschiedene Projekte starten, um sich finanziell über Wasser zu halten. 2019 ehrte ihn das Mundart-Popduo «Dachs» mit einer eigens für ihn komponierten Hymne.

(1) Renggli, Sepp: Beat Breu, Zürich 1994.
(2) Mehr Infos unter: velomuseum-rehetobel.ch

Lesen Sie morgen im siebten und letzten Teil: Neue Entwicklungen – Mountainbike, E-Bike & Co.

Oliver Ittensohn