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28.04.2024
29.04.2024 17:26 Uhr

Das Erlebnis, nicht der Ertrag ist entscheidend

Beim Abfischen der Teststrecke im Gonzenbach
Beim Abfischen der Teststrecke im Gonzenbach Bild: Katharina Meier
Der Fischereiverein Mitteltoggenburg FVMT richtet sein Tun immer mehr auf die Nachhaltigkeit aus. Gewisse Bäche werden seit Jahren sich selbst überlassen. Die Fischer sind beim Ausüben des Hobbys achtsam. Und mittels eines Monitorings ergründet der Verein, ob sich der Besatz lohnt.

Wissenschaftlich begleitet wird das Monitoring vom kantonalen Amt für Natur, Jagd und Fischerei ANJF. Zusammen mit dem FVMT hat er eine Teststrecke im Gonzenbach ausgeschieden, die jährlich im Herbst kontrolliert wird. Die Versuchsreihe geht nun ins sechste Jahr.

Ins neue Habitat übersiedelt

Im April wurden nun erneut 1000 Jährlinge mit einer durchschnittlichen Grösse von 10 bis 15 Zentimeter im Gonzenbach ins neue Habitat freigelassen, nachdem sie im Vorfeld dem Grämigerbach, dem Aufzuchtbach des Vereins, entnommen und markiert wurden. Fängt ein Fischer eine markierte Forelle, hat er dies in seiner Statistik zu vermerken. Aufschlussreich wird auch die Kontrolle im Herbst sein, wo die Teststrecke gezielt zweimal abgefischt wird.

Gute Naturverlaichung

Mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass der Bach bzw. der Fischbestand oft durch Spezialereignisse im Winter durchgeschüttelt wird, die Natur sich aber erstaunlicherweise ein Jahr später erholt, die Fische sich selbst reproduzieren bzw. die Naturverlaichung funktioniert und der Bestand an Sömmerlingen anderthalb Jahre später wieder von scheinbar Null aus angewachsen ist.

Besatzanteil ist vorhanden

Weil die natürliche Reproduktion schwankend ist und sie bei vielen Hochwassern gar ausfällt, zeigt sich, dass der Anteil des Besatzes bei den Fischen im Alter von 1+ und 2+ beinahe 50 Prozent ausmachen. Ist die Naturverlaichung hingegen gut und wurde der Bach nicht durch Spezialereignisse durchgeschüttelt, so ist der Besatz bei Tieren im Alter von grösser als 2+ kaum sichtbar. Hier ist darum entscheidend, dass der Fischer bei einem Fang einer markierten grösseren Forelle dies in der Statistik festhält.

Der FVMT sucht Mitglieder

Seit 1946 besteht der Fischereiverein Mitteltoggenburg. Sein Pachtgebiet umfasst die linken Seitenbäche der Thur, von Wattwil bis nach Kirchberg. Die insgesamt 120 Kilometer langen Gewässer zeichnen sich durch ihre wilde Naturschönheit aus. Derzeit zählt der Verein 36 Mitglieder, freut sich aber über weitere Mitglieder. Wer Freude hat an einer intakten Umwelt, wem Nachhaltigkeit wichtig ist und gerne die Ruhe geniesst beim Fischen, ist herzlich willkommen. Die Vorstandsmitglieder erteilen gerne Auskunft.

Fischereiverein Mitteltoggenburg FVMT

Besatz ist unter Druck

Der Fischbesatz in den Schweizer Gewässern kommt immer mehr unter Druck, wie eine Interpellation der St. Galler Grünen im Februar zeigt. Deshalb ist das Monitoring des Fischereivereins Mitteltoggenburg bedeutsam. Er selbst hat den Kauf von Brütlingen minimiert. Ein grosser Anteil der total rund 120 Kilometer langen Pachtgewässer, namentlich der Bütschwiler Dorfbach und der Rotenbach, werden seit Jahren sich selbst überlassen. Derzeit läuft bereits ein weiterer Versuch des Vereins. Der zweite Aufzuchtbach wird ebenfalls sich selbst überlassen. Der Trend weist auf eine gute Eigenverlaichung hin, wobei hier eine Schwalbe noch keinen Sommer macht.

Es wird nachhaltig gefischt

Auch beim Fischereiverein Mitteltoggenburg ist die Zahl der gefangenen Bachforellen in der vergangenen Saison von 169 auf 153 leicht zurückgegangen. Auch wenn die Wasserführung im Frühling 2023 gut gewesen ist, so herrschte alsbald sechs bis sieben Wochen eine Zeit ohne nennenswerte Niederschläge. Die Veränderung der Wasserstände, die Trockenheit, nimmt den Fischern jeweils die Freude am Fischen. Sie sehen, dass die Fische um ihr Überleben kämpfen. Dies zeigt auch, dass die Mitglieder im Sinne des Vereins schonend mit der Fauna umgehen und sich nachhaltig verhalten. Immer mehr steht das Erlebnis in der Natur statt der Ertrag in der Pfanne im Zentrum.

Der Versuch geht ins sechste Jahr und wird vom Amt für Natur, Jagd und Fischerei begleitet. Bild: Katharina Meier
meka/toggenburg24