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Wattwil
03.05.2024

Wattwiler Thursanierung: der Planungsprozess

Das 110 Jahre alte Bauwerk aus der Vogelperspektive
Das 110 Jahre alte Bauwerk aus der Vogelperspektive Bild: pd
Die durch Wattwil fliessende Thur ist ein Bauwerk – auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein macht. Der neuste Artikel im Wattwiler Mitteilungsblatt thematisiert den seit bereits zwei Jahrzehnten andauernde Planungsprozess zur Sanierung.

Die durch Wattwil fliessende Thur ist ein Bauwerk – auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein macht. Das Bauwerk ist nach über 110 Jahren am Lebensende ist.

Vor 20 Jahren

Bereits vor mehr als 20 Jahren begann die Grundlagen-Erarbeitung zur Sanierung des im Rahmen der Thurkorrektion (1907 bis 1914) erstellten Bauwerks. Die erkennbaren Mängel hinsichtlich Hochwasserschutz, Sohlenabsenkung und Böschungsschäden waren bereits damals ersichtlich oder absehbar. Als Basis für die Sanierung eines mangelhaften Gewässers dienen eine Vielzahl von rechtlichen Bestimmungen und weiteren Grundlagen. Es zeigt sich, dass das heutige Gerinne der Thur ab dem neuen Markthallensteg das Schutzziel eines HQ100 nicht gewährleisten kann. Ein solches Ereignis tritt im  statistischen Mittel einmal in 100 Jahren ein. In der Raumplanung, bei Gerichtsverfahren oder in Versicherungsbelangen hat sich die Marke eines HQ100 als Referenz etabliert.

Zustandaufnahme

Die durchgeführte Zustandsaufnahme zeigt, dass ca. 65 % des Bauwerks aus dem Jahr 1914 beschädigt oder zerstört sind. Nur ein Abschnitt im Bereich Sonnenhalb Ulisbach kann als «gut» bezeichnet werden. In diesem Abschnitt mussten im Jahr 2011 Sofortmassnahmen zur Sicherung der abgetragenen Uferbefestigung getroffen werden. Um grössere Schäden zu verhindern, wurde die rechte Thurseite mit Blocksteinen gesichert. Alle restlichen Abschnitte müssen als «leicht beschädigt», «stark beschädigt»  bis «zerstört»  eingestuft werden. Die Zustandsanalyse zeigt eindrücklich, dass alleine die Instandstellung des heutigen Thurgerinnes nötig ist und ohnehin umfassende Bauarbeiten auslösen wird.

GEP

Neben den erwähnten Grundlagen sind für ein Projekt in der Grössenordnung der geplanten Thursanierung auch eine Vielzahl von weiteren Fachthemen und Aspekten zu prüfen bzw. zu berücksichtigen, so auch der Generelle Entwässerungsplan (GEP) der Gemeinde von 2005. Dieser zeigt auf, dass die vor rund 60 Jahren erstellten Hauptleitungen entlang der Thur einen Sanierungsbedarf haben. Deshalb und auf Grund der erfolgten oder zukünftigen Siedlungsentwicklung wird es an den Werkleitungen ohnehin Erneuerungen geben.

Kein Projekt zustande gekommen

Schon vor Jahrzehnten wurde an einer Thursanierung geplant. Es kam unter weniger einschränkenden Wasserbaubestimmungen damals aber kein bewilligungsfähiges Projekt zustande. Ab 2010 – also vor bald fünfzehn Jahren – erfolgte erneut ein Variantenstudium auf Basis der Grundlagenkarten. Anschliessend wurde ein Vorprojekt und im Nachgang das Bau- und Auflageprojekt erarbeitet. Zwischen 2019 und 2023 erfolgten dann Differenzbereinigungen sowie die Vorprüfung und das Mitwirkungsverfahren wurde durchgeführt.

Naturgefahren

Die Gemeinde Wattwil erarbeitete – wie alle Gemeinden dazu verpflichtet sind – im Jahr 2015 zudem ein Massnahmenkonzept «Naturgefahren». Darin wurden die Konflikte zwischen Nutzung und Gefährdungen durch Naturgefahrenprozesse festgestellt und bewertet. Der Handlungsbedarf wurde beurteilt und die Massnahmen nach Typen geordnet. Bezüglich Hochwasserschutz wurden 12 Massnahmen erarbeitet und nach verschiedenen Kriterien priorisiert. Ziel der Massnahmen ist es, einen Schutz gegen ein 100-jährliches Hochwasser oder – wenn mit geringem Zusatzaufwand (Ausnützung Freibord) möglich – gegen ein 300-jährliches Hochwasser zu erreichen. Das ist insbesondere auch deshalb notwendig, weil mit den Klimaveränderungen vermehrt mit Starkregen zu rechnen ist.

Thursanierung Wattwil

Projektverlauf Thursanierung

  • Bis 2002: Trotz Planungen und Abklärungen kein bewilligungsfähiges Sanierungsprojekt
  • 2003 – 10: Grundlagen und Variantenstudium
  • 2010 – 11: Variantenstudium ergänzt – inkl. Thema «Rückhaltung»
  • 2012 – 13: Vorprojekt mit Dimensionierung Gewässerraum und Gewässerprofil
  • 2015 – 19: Bau- und Auflageprojekt
  • 2019 – 21: Vorgezogene Massnahme Abschnitt Lochweidli,
    Musterstrecken I und II
  • 2019 – 23: Differenzbereinigung, Vorprüfung, Mitwirkung zum
    Gesamtprojekt
  • 2023: Planauflage Teilprojekt Ulisbach (vorgezogene
    Massnahme)
  • 2024 – 26: Überarbeitung und Vernehmlassung des Gesamtprojekts
Gemeindekanzlei Wattwil