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Polizeinews
17.05.2024

Nach Razzia in Armee-Brocki – das sagt ein Stammkunde

Bild: facebook.com
Vor wenigen Wochen machte die Military World in St.Margrethen Schlagzeilen. Dutzende Beamte der Armee, der Polizei und des Fedpol machten eine grosse Razzia im Militärshop. Der Verdacht: Widerhandlung gegen das Kriegsmaterialgesetz und Widerhandlung gegen das Waffengesetz. Rheintal24 konnte einen der Käufer ausfindig machen und zu einem Interview beten.

Die Razzia kam aus heiterem Himmel. Sowohl für den Betreiber, wie auch für dessen Kunden. Einer davon ist R. Huber (Name geändert). Er ist in regelmässigen Abständen Kunde von A.R. und kennt den Shop daher sehr gut.

Behörden unter Zugzwang

Zu rheintal24.ch sagt er: «Die Razzia kam für mich unerwartet. Ich war gerade in den Ferien, als ich auf das Grossaufgebot am St.Margrethener Bahnhof aufmerksam gemacht wurde.» Das ist eine Nachricht aus heiterem Himmel: «Ich hätte nicht gedacht, dass sowas passiert. Den Shop gibt es seit Jahren. Das Sortiment ist bekannt und auch öffentlich einsehbar.» Huber stellt die Vermutung in den Raum, dass eventuell die intensive Berichterstattung seitens eines grossen Medienhauses die Behörden unter Zugzwang gesetzt haben soll. «Den Shop gibt es bereits seit Jahren!»

Huber ist selber auch Kunde und besucht den Shop eigenen Angaben zufolge mehrmals im Jahr. «Fast noch wichtiger als das Kaufen ist mir als Sammler das Schneuggen, es ist unglaublich, was die Military World alles feilbietet.» In ganz Europa werde es nichts Vergleichbares geben.

«Man läuft kaum hinaus, ohne etwas mitzunehmen. Auch wenn die Preise nicht als Schnäppchen gelten.» Beim letzten Mal habe er einen Feldstecher der Schweizer Armee «und einen ebenfalls schweizerischen Ceinturon und eine deutsche Uhr aus dem zweiten Weltkrieg mitgenommen.»

Kein Nazi-Treffpunkt

Für Sammler wie Huber ist da mehr dahinter als nur Interesse an der Materie. Vielmehr ist es eine Leidenschaft, die sich auf jedes neue Sammlerstück überträgt. Sammlerstücke sind damit also immer auch kleine Schätze einer längst vergangenen Zeit. «Die Ausrüstung der Schweizer Armee ist von bekanntlich hoher Qualität. So etwa ist die Optik eines Feldstechers auch über 100 Jahre später immer noch so klar wie bei seiner Entstehung.» Doch auch Huber hat seine Grenzen als Sammler: «Ich kaufe beispielsweise keine Sachen aus dem dritten Reich. Aber es ist schon unglaublich, was es alles gibt in diesem Shop.» So könne man auch Panzerfäuste kaufen, wenn man denn das entsprechende Kleingeld hat.

Auch ist es Huber wichtig zu betonen, dass das Military World kein Nazi-Treff ist. «Der Laden ist kein Treffpunkt für Skinheads und Hobby-Nazis. Die Besucher sind meist Sammler und Interessierte, die einfach mal hineinschauen wollen. Ausserdem sind da bei Weitem nicht nur Männer im Geschäft; es gibt auch viele Frauen.» Auch seien viele Deutsche anzutreffen. «Diese können es jeweils kaum glauben, was man dort alles finden kann.»

Auch wenn man hier alles findet, was das Sammlerherz begehrt, so ist es dennoch wichtig hervorzuheben, «dass A.R. in seinem Laden nicht nur Nazi-Sachen verkauft. Er hat auch Uniformen und Ausrüstungen von vielen Armeen dieser Welt. Ausserdem werden keine Waffen verkauft, für die man einen Erwerbsschein braucht.» Und Huber ist auch davon überzeugt, dass seine eingekauften Waren legal gekauft sind. Schliesslich würden hier nicht nur Männer einkaufen, sondern auch Frauen, Familien und Jung und Alt. «Ja, Familien. Wie gesagt ist der Laden auch für Interessierte da.»

Keine Regime-Verherrlichung

Doch wie ist Huber eigentlich auf den Military-World gestossen? Der Internetauftritt ist eher dürftig und Werbung gemacht wird auch nicht. «Ich habe es durch einen Sammlerfreund erfahren. Er schwärmte davon, was man hier alles finden kann und dass es unvorstellbar ist, wenn man selber noch nicht drin gewesen ist.» Und genauso sei es tatsächlich: «Man muss es mal erlebt haben, um in Gänze nachvollziehen zu können, was hier abgeht. Ausserdem weiss A.R. zu nahezu jedem seiner Produkte eine passende Geschichte.»

Mit der Razzia geht aber auch eine gewisse Unsicherheit einher. Müssen die Käufer jetzt darum fürchten, dass die Polizei auch ihre Wohnung demnächst komplett einrennt? Davor hat Huber keine Angst: «Ich bin davon überzeugt, dass alle meine Waren legal sind. Das Sammeln von Waffen oder historischem Armeematerial ist ein legitimes Hobby, das nichts mit der Verherrlichung des Regimes zu tun hat, die diese eingesetzt hat.»

Rheintal24 kontaktierte auch den Betreiber des Military World für eine Stellungnahme, doch dieser lehnte ab.

Fabian Alexander Meyer