Das Espel steht leer und verkommt – die Stadt findet keine Interessenten. Für knapp 2.5 Millionen Franken stand es monatelang auf der Immobilienplattform Remax zum Verkauf – ohne Erfolg. Also wartet das Gebäude auf seinen natürlichen Tod? Den Einsturz? Weit gefehlt! Denn bereits kurz nach dem Umzug der Altersheimbewohner wurde das Espel wieder genutzt. Nur hat das bis anhin niemand mitbekommen.
Wertvolle Einsatzübungen
Seit 2019 trainiert die Kantonspolizei St.Gallen in dem leerstehenden Gebäude. «Polizistinnen und Polizisten müssen sich auf alle denkbaren Situationen und räumlichen Begebenheiten bei einem Einsatz vorbereiten und haben deshalb regelmässig sicherheitspolizeiliche Aus- und Weiterbildungen», sagt Melinda Kürsteiner, Polizeisprecherin der Kantonspolizei St.Gallen. Dazu gehöre unter anderem auch der Einsatz in geschlossenen Räumen wie Wohnungen, Wohnhäusern, Firmen oder auch Institutionen mit schlechten Lichtverhältnissen. Dafür eigne sich das Espel mit seiner vielfältiger Raumaufteilung, den Verwinkelungen und der Arealgrösse sehr gut.
Stadt stellt Espel zur Verfügung
«Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Trainingsobjekten. Als wir auf das leerstehende Espel aufmerksam wurden, haben wir den Kontakt mit der Stadt Gossau gesucht und eine Nutzung zu Trainingszwecken angefragt», erklärt Kürsteiner. Seit man die Nutzungsmöglichkeit habe, trainiere man dort in regelmässigen Abständen. Dies geschehe immer unter der Absprache mit der Stadt Gossau, denn diese bestimmt über die Verfügbarkeit. «Die Zusammenarbeit ist jedoch sehr unkompliziert. Wir durften in der Vergangenheit häufig im Espel trainieren.»
Trainings der Regionalpolizei und Interventionseinheit
Die Trainings in den Gruppen dauern in der Regel einen ganzen Tag, manchmal werde auch an zwei aufeinanderfolgenden Tage trainiert. Die Regionalpolizei trainiert dabei mit rund 20 Personen pro Gruppe – manchmal sind auch Hundeführer mit ihren Tiere vor Ort. Die Interventionseinheit trainiert in der Regel mit weniger Teilnehmern und auch nur halbe oder maximal ganze Tage. «Diese Spezialeinheit führt Einsätze mit grossem Gewaltpotenzial oder Festnahmen mit hohem Koordinationsaufwand durch.» Dafür ist eine besonders intensive und stetige Weiterbildung im sicherheitspolizeiliche Bereich essenziell. «Aktuell trainiert die Interventionseinheit auch am häufigsten im Espel», sagt Kürsteiner.
Einsatztrainer leiten Szenarien
Geleitet werden die Trainings von der Abteilung Einsatztraining und dafür eigens ausgebildeten Einsatztrainern, deren Grundvoraussetzung mehrere Berufsjahre als Polizist sowie eine hohe Fachkompetenz im sicherheitspolizeilichen Bereich sind. Die Einsatztrainer trainieren, mit Ausnahme der Interventionseinheit, alle Polizeiangestellten der Kantonspolizei St.Gallen. Die Interventionseinheit wird auf Grund der besonderen Anforderungen von abteilungsinternen Person trainiert.