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Polizeinews
31.05.2024
31.05.2024 18:40 Uhr

Kantonspolizei übt in Gossau: Mehr Sicherheit für den Kanton

Die Interventionseinheit stürmt das Espel in Gossau in einer Bedrohungslage - die Übungen sind so realitätsnah wie möglich aufgebaut.
Die Interventionseinheit stürmt das Espel in Gossau in einer Bedrohungslage - die Übungen sind so realitätsnah wie möglich aufgebaut. Bild: Kantonspolizei St.Gallen
Leer geglaubt, eher dem Tod geweiht, steckt das Espel in Gossau doch noch voll Überraschungen: Seit 2019 fungiert es als regelmässige Trainingsstätte für die Polizisten der Kantonspolizei St.Gallen und die Interventionseinheit. Und macht damit die Region ein Stück weit sicherer.

Das Espel steht leer und verkommt – die Stadt findet keine Interessenten. Für knapp 2.5 Millionen Franken stand es monatelang auf der Immobilienplattform Remax zum Verkauf – ohne Erfolg. Also wartet das Gebäude auf seinen natürlichen Tod? Den Einsturz? Weit gefehlt! Denn bereits kurz nach dem Umzug der Altersheimbewohner wurde das Espel wieder genutzt. Nur hat das bis anhin niemand mitbekommen.

Wertvolle Einsatzübungen

Seit 2019 trainiert die Kantonspolizei St.Gallen in dem leerstehenden Gebäude. «Polizistinnen und Polizisten müssen sich auf alle denkbaren Situationen und räumlichen Begebenheiten bei einem Einsatz vorbereiten und haben deshalb regelmässig sicherheitspolizeiliche Aus- und Weiterbildungen», sagt Melinda Kürsteiner, Polizeisprecherin der Kantonspolizei St.Gallen. Dazu gehöre unter anderem auch der Einsatz in geschlossenen Räumen wie Wohnungen, Wohnhäusern, Firmen oder auch Institutionen mit schlechten Lichtverhältnissen. Dafür eigne sich das Espel mit seiner vielfältiger Raumaufteilung, den Verwinkelungen und der Arealgrösse sehr gut.

Stadt stellt Espel zur Verfügung

«Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Trainingsobjekten. Als wir auf das leerstehende Espel aufmerksam wurden, haben wir den Kontakt mit der Stadt Gossau gesucht und eine Nutzung zu Trainingszwecken angefragt», erklärt Kürsteiner. Seit man die Nutzungsmöglichkeit habe, trainiere man dort in regelmässigen Abständen. Dies geschehe immer unter der Absprache mit der Stadt Gossau, denn diese bestimmt über die Verfügbarkeit. «Die Zusammenarbeit ist jedoch sehr unkompliziert. Wir durften in der Vergangenheit häufig im Espel trainieren.»

Trainings der Regionalpolizei und Interventionseinheit

Die Trainings in den Gruppen dauern in der Regel einen ganzen Tag, manchmal werde auch an zwei aufeinanderfolgenden Tage trainiert. Die Regionalpolizei trainiert dabei mit rund 20 Personen pro Gruppe – manchmal sind auch Hundeführer mit ihren Tiere vor Ort. Die Interventionseinheit trainiert in der Regel mit weniger Teilnehmern und auch nur halbe oder maximal ganze Tage. «Diese Spezialeinheit führt Einsätze mit grossem Gewaltpotenzial oder Festnahmen mit hohem Koordinationsaufwand durch.» Dafür ist eine besonders intensive und stetige Weiterbildung im sicherheitspolizeiliche Bereich essenziell. «Aktuell trainiert die Interventionseinheit auch am häufigsten im Espel», sagt Kürsteiner.

Einsatztrainer leiten Szenarien

Geleitet werden die Trainings von der Abteilung Einsatztraining und dafür eigens ausgebildeten Einsatztrainern, deren Grundvoraussetzung mehrere Berufsjahre als Polizist sowie eine hohe Fachkompetenz im sicherheitspolizeilichen Bereich sind. Die Einsatztrainer trainieren, mit Ausnahme der Interventionseinheit, alle Polizeiangestellten der Kantonspolizei St.Gallen. Die Interventionseinheit wird auf Grund der besonderen Anforderungen von abteilungsinternen Person trainiert.

Bevor gestürmt wird, muss die Lage im Eingangsbereich unter Kontrolle gebracht werden. Die Trainingswaffen ohne scharfe Munition sind in blau gehalten, um sie von den Alltagswaffen unterscheidbar zu machen. Bild: Kantonspolizei St.Gallen
Die Sicherung des Treppenhauses - bestens ausgerüstet mit Schutzschild, Waffen und Lampe rückt die Einheit vor. Bild: Kantonspolizei St.Gallen
Auch die Öffnung der schweren Türen steht auf dem Programm - und dabei stets das Umfeld absichern. Bild: Kantonspolizei St.Gallen
Die Räume und der Lift müssen in alle Richtungen gesichert werden. Bild: Kantonspolizei St.Gallen

Ohne scharfe Munition

An einem Trainingstag werden stets verschiedene Szenarien und Taktiken geübt: «Da die Mitarbeitenden der Regionalpolizei für die Ausbildungstage aus ihrem regulären Dienst genommen werden, ist es unser Ziel, einen möglichst dicht und breit gefühlten Ausbildungstag durchzuführen», sagt Kürsteiner.  Im Einsatz sind dabei Trainingswaffen ohne scharfe Munition – im Anschluss an eine Übung folgt immer eine Analyse und Nachbesprechung mit den Leitern.

Taktisches Vorgehen bei Bedrohungen

Gefestigt werden taktisches Verhalten - insbesondere das Vorgehen im und am Objekt, also im Aussen- und Innenbereich – oder auch Bedrohungslagen wie z. B. Geiselnahmen, Überfälle, Amokläufe. «Dabei ist es besonders wichtig, dass schnell gehandelt wird und die Polizistinnen und Polizisten wissen, wie sie sich innerhalb von Gebäuden in trainierten Formationen zu bewegen haben.»

Überraschungseffekt erhalten

Neben dem Standort Espel trainiert die Polizei in Absprache mit dem Militär auch auf den Armeeplätzen Neuchlen-Anschwilen. Die geografische Nähe der beiden Standorte sei neben den Arealgrössen ein Vorteil. «Wir suchen aber immer auch nach neuen Trainingsplätzen in Gossau oder im restlichen Kanton», sagt Kürsteiner. Damit möglichst realitätsnah geübt werden kann, sei es essenziell neue Räumlichkeiten und Orte nutzen zu können. «Nach gewisser Zeit setzt bei den Polizisten eine Gewöhnung an den Ort ein. Dann geht der Überraschungseffekt verloren.» Ein Wechsel des Standorts und die Verfügbarkeit seien sehr wichtig für einen positiven Trainingseffekt.  

Polizei sucht nach Trainingsstätten

Leerstehende und am besten noch möbliert verlassene Gebäude in einer gewissen Grösse zu finden, sei jedoch organisatorisch ausserordentlich schwierig: «Deshalb sind wir über eine Zusammenarbeit wie jene mit der Stadt Gossau sehr froh», sagt Kürsteiner. «Ebenfalls sind wir dankbar um jedes Angebot einer Gemeinde, welche über leerstehende Gebäude verfügt und diese der Kantonspolizei St.Gallen im Dienste der Weiterbildung für die Sicherheit im Kanton St.Gallen zur Verfügung stellen möchte.»

Mehr Informationen zu den Trainings der Abteilung für Einsatztraining

https://www.youtube.com/watch?v=QSLhoOwo9jA

Vanessa Vogt / Toggenburg24