«Trachtenleute kennen keine Berührungsängste», hiess es in der Medienmitteilung vom Sonntagabend. Bereits beim Plakatsujet, auf welchem eine Trachtenfrau und ein Punk die gleiche Form von Haube und Haartracht tragen, war ersichtlich, dass alle willkommen seien. Auch Bundespräsidentin Viola Amherd (Die Mitte) hatte dies in ihrer Rede am offiziellen Festakt herausgestrichen. «Feiern wir das Verbindende in der Vielfalt.» Sie gratulierte zum gelungenen Fest und attestierte dem Trachtenwesen, in Hochform zu sein.
Es gab auch Neuschöpfungen
In zwei Bereichen trat die Verbindung von Tradition und Moderne während des Festes besonders prominent hervor: In der Trachtenausstellung auf dem Lindenhof zeigte die Schweizerische Textilfachschule von Studierenden entworfene Kleider, welche die Trachtenidee modern interpretieren – ausgestellt neben traditionellen Schweizer Trachten. An der seit langem ausverkauften Volkstanzgala im Kongresshaus wurde dem innovativen Bühnenvolkstanz eine Plattform gegeben: Traditionelle Elemente und überraschende Neuschöpfungen waren eigens für diesen Anlass kombiniert und als Premieren dargeboten worden.
Trachtenwissen in einem neuen Kleid präsentierte zudem der Trachtentrail, welcher seit April in der Innenstadt mit oder ohne Handy absolviert werden konnte. Die Stimmung am Fest war laut der Mitteilung sehr friedlich und es sind dem OK keinerlei Zwischenfälle bekannt.
Wetterglück und spontane Aktionen
Ebenfalls das Wetter hatte für das Fest gut gepasst: Sorgten Unwetter im Rest der Schweiz für grosse Schäden, blieb es am Trachtenfest zum grössten Teil trocken. Für alle etwas dabei Gegen 150 Tanz-, Musik- und Brauchtumsgruppen aus dem In- und Ausland präsentierten sich dem bunt durchmischten Publikum auf sieben Bühnen und zwei Spontanplätzen in der Innenstadt. Als Höhepunkte galten nebst Volkstanzgala und Trachtenausstellung zwei Chorkonzerte in der Kirche St. Peter und das grosse Volkstanzfest auf dem Sechseläutenplatz. Dort tanzten über 3000 Trachtenleute gemeinsam zu Livemusik– ein eindrückliches und ungewohntes Bild für Zürich. Im ersten Teil wirkten Kindergruppen bei Tanz und Gesang mit; sie konnten danach einen Spieleparcours absolvieren und abends am separaten Kinder- und Jugendprogramm teilnehmen.
Armeespiel und Lichtkunst
Freitag- und Samstagabend gab es auf den grossen Bühnen Konzerte, musikalischer Hochgenuss in verschiedenen volkstümlichen Sparten, darunter Oeschs die Dritten, ein Appenzellerabend, internationale Volkskultur oder die Swiss Armed Forces Big Band. In beiden Nächten projizierte Lichtkünstler Gerry Hofstetter spektakuläre Motive aus dem Brauchtum ans Grossmünster, dem Wahrzeichen der Stadt Zürich.
Selber Ausprobieren und Mitmachen konnte man auf verschiedenen Bühnen und Plätzen. Sei es bei Offenen Singen und Tanzen, beim Jodeln, Schwingen oder sogar Handwerken. Rund 5000 Frauen, Männer und Kinder wirkten beim grossen Festumzug am Sonntagnachmittag mit. Bei diesem fulminanten Schlusspunkt zeigten 56 Sujets eindrücklich die Vielfalt von Trachten und das Brauchtum in der Schweiz. Für alle, die nicht nach Zürich reisen konnten, sorgten SRF und RTS mit fünf Livesendungen für die Verbreitung in alle Wohnzimmer: «Zooge-n-am-Boge», «Potzmusig», «Le Kiosque à musiques», Festgottesdienst und Festumzug wurden allesamt direkt übertragen.
Kein Festführer in Papierform
Den Organisatorinnen und Organisatoren des Trachtenfestes war die Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen: Im Festabzeichen war die Anreise mit ÖV inbegriffen. Den Festführer mit eigens dafür designtem Programm gab es nur online, um kurzlebige Papierberge zu vermeiden. Zudem werden die fürs Fest produzierten Blachen und Flaggen für Folgeprodukte verwendet.