Martin und Andreas Karrer, beide 39-jährig, dunkle Brille, fröhliches Lachen, die kurzen Haare leicht nach rechts gescheitelt, verstehen sich blind. Zehn Minuten lagen sie bei der der Geburt auseinander. «Es ist ein Privileg, einen Zwillingsbruder zu haben. Der beste Kumpel wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt», sagt Andreas Karrer. «Ich weiss in Diskussionen oft genau, was mein Bruder denkt, ohne dass er etwas sagt», so Martin Karrer.
Schon einige Male falsch angesprochen
In Zuzwil aufgewachsen, arbeiten Martin und Andreas Karrer heute im Stiftsbezirk St.Gallen – Martin Karrer ist stellvertretender Verwaltungsdirektor beim Katholischen Konfessionsteil des Kantons St.Gallen, Andreas Karrer wirkt als Leiter Kantonsratsprotokoll und Stv. Leiter Gesetzessammlung beim Kanton.
Häufig sind sie zu Fuss anzutreffen. «Dabei ist es tatsächlich schon passiert, dass ich Regierungsmitgliedern begegnet bin und diese mich mit einem ‹Hallo Andreas› gegrüsst haben», erzählt Martin Karrer. Er habe dann leicht zögernd mit einem «Grüezi» geantwortet.
Andreas Karrer wiederum schildert, wie er schon mehrfach von Weitem angelacht wurde, wenn ihm Personen entgegenkamen, die meinten, auf Martin zu treffen. «Da muss man jeweils aufpassen, dass man den Entgegenkommenden nicht das Gefühl vermittelt, unfreundlich zu sein, obwohl man sie überhaupt nicht kennt.»
Lebensläufe, die ähnlicher kaum sein könnten
Martin und Andreas Karrer haben sich längstens an solche Szenen gewöhnt und können darüber schmunzeln. Als Zwillinge stehen sie sich schon ein Leben lang nahe. Nach der obligatorischen Schulzeit hatten beide die KV-Lehre auf einer Gemeindeverwaltung absolviert.
Beide fanden danach eine Anstellung im Toggenburg – Martin Karrer als Ratsschreiber bei der Gemeinde Hemberg, Andreas Karrer als Leiter Betreibungsamt in Ebnat-Kappel. Und ob Fügung oder Zufall, jedenfalls dauerte es im Jahr 2010 keine sechs Monate, innerhalb derer alle beide ihre Arbeitgeber wechselten. Seit März 2023 sind sie nun vereint auf dem Areal des Stiftsbezirks St.Gallen.