Aufgrund von alten Plänen und verschiedenen Vorabklärungen wie Sondierungen oder Kernbohrungen hatten die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie bereits eine Grundahnung, wo sie etwas finden könnten. Dementsprechend habe man bereits bei der Vorbereitung auf neuralgische Punkte hinweisen und mögliche Unterbrüche der Aushubarbeiten einplanen können, so der Grabungsleiter der Kantonsarchäologie.
Wie lange diese einzelnen «Baupausen» dauern werden, war schwierig zu prognostizieren. «Wir können alles noch so gut und detailliert planen. Aber Konkretes können wir erst dann sagen, wenn die Grube offen ist», sagt Regula Ackermann, stellvertretende Leiterin der Kantonsarchäologie. Deshalb war es für den Baustellenleiter der sgsw wichtig, genug Zeit für die Leitungsarbeiten am Marktplatz einzuplanen.
Den Anstössern keinen verbindlichen Zeitrahmen geben zu können, sei aber nicht immer einfach. «Ich kann gut nachvollziehen, dass sie wissen möchten, wann die Bauarbeiten zu Ende sind», so Fabio De Mattia. «Deshalb schätze ich das grosse Verständnis, das die Anstösser uns gegenüber aufbringen, umso mehr.»
Vorbildliche Zusammenarbeit
Bei der Baugrube beim Blumenmarkt dauerte der Unterbruch beinahe drei Wochen. «Das Areal Marktplatz/Bohl/Blumenmarkt liegt in einer stadtgeschichtlich und archäologisch äusserst wertvollen Zone», sagt Regula Ackermann. «Hier treffen die Kernstadt und die im 15. Jahrhundert ummauerte nördliche Vorstadt aufeinander.»
Über diese Vorstadt sei bislang wenig bekannt gewesen, was sich mit den Funden am Blumenmarkt nun ändere. «Sie sind ein erster Nachweis von Machenschaften ausserhalb der Stadtmauer St.Gallens im 13. oder gar 12. Jahrhundert», sagt Marco-Joshua Fahrni. «Wir erhalten dadurch erstmals eine Vorstellung davon, wie sich der nördliche Teil der Stadt entwickelt hat.»
Ein überraschender Fund also? «Schon etwas», sagt er und schmunzelt. Aber nicht nur die Kantonsarchäologie freut sich über die neuesten Erkenntnisse, sondern auch der sgsw-Baustellenleiter. «Diese Ausgrabungen aus nächster Nähe mitzuverfolgen und von deren historischer Relevanz zu hören, ist schon sehr aufregend», sagt er.