Die 1.-August-Feier fand auf der Terrasse des Restaurants Frohe Aussicht (Höhg) in Oberhelfenschwil statt. Organisiert wurde sie vom Wirtepaar Esther und Beat Brändle sowie vom Kulturverein Oberhelfenschwil unter Vorstandsmitglied Daniel Hofer. Bei schönstem und warmem Sommerwetter hatten die Besucher eine eindrückliche Aussicht auf das Toggenburg, die Churfirsten und den Säntis mit der riesigen Schweizerfahne am Felsen.
Der Bundesbrief als Samen der Eidgenossenschaft
Christian Vogel ging zu Beginn seiner Festrede auf den 1. August ein. Dieser stehe heute schwarz auf weiss in unsere Verfassung. Doch er stamme vom Bundesbrief von 1291. Damals gründeten die drei Talschaften Uri, Schwyz und Nidwalden ein Bündnis. Sie hatten genug von der Willkür der umliegenden Herrscher und vom Heiligen Römischen Reich. Die Bauern und Handwerker der drei Talschaften beschlossen, fortan einander beizustehen, die Gesetze selbst zu machen und keine fremden Richter zu akzeptieren. Sie wollten Selbstbestimmung über Land und Leute. Das war der Samen, aus dem die heute 733-jährige Eidgenossenschaft entstand.
Direkte Demokratie unter Druck
Vogel führte weiter aus, dass Selbstbestimmung am besten mit direkter Demokratie umsetzbar sei. Das Volk soll der Chef im Staat sein. Denn es müsse die erlassenden Gesetze auch ausbaden und die beschlossenen Steuern bezahlen. Mit drei Beispielen zeigte er auf, dass die direkte Demokratie in der Schweiz kürzlich mehrfach unter Beschuss gerät: Das EU-Rahmenabkommen will eine automatische Rechtsübernahme, Millionen-Strafzahlungen bei «falschen» Volksentscheiden und den EU-Gerichtshof als «Schiedsrichter». Über das schärfere Waffenrecht habe man 2019 gar nicht frei diskutieren können. Bei der damaligen Abstimmung stand immer die Drohung im Raum, bei einem Volks-Nein habe das Schweizervolk massive Nachteile und werde aus internationalen Verträgen geworfen. Und auch die Einbürgerung von Person ohne ausreichende Sprachkenntnisse sei keine gute Entwicklung, so der 28-jährige Bauernsohn. Für Mitbestimmung müsse man zumindest die Sprache verstehen und mitdiskutieren können. Diese drei Entwicklungen seien nicht im Sinn unserer direkten Demokratie.
Der Selbstbestimmung Sorge tragen
Der in St.Gallen tätige Jurist forderte die Besucher auf, immer kritisch zu sein, wenn man irgendwo nicht mehr (frei) abstimmen könne. Damit wir auch unseren Kindern und Enkelkindern eine Schweiz mit direkter Demokratie und Selbstbestimmung übergeben können, brauche es mehr Fans unserer Mitbestimmung. Wählen und Abstimmen seien Privilegien, denen wir Sorge tragen müssten. Milliarden von Menschen würden gerne selbst bestimmen, seien aber von korrupten Mächtigen und willkürlich herrschenden Diktatoren regiert.
Urchige Musik und Feuerwerk zum Abschluss
Nach der Festrede ging es in den gemütlichen Teil über. Mit urchiger Ländlermusik unterhielten die drei jungen Toggenburger als Rachlisbuebe die Festgemeinschaft. Die drei Männer des Alphorntrios Mühlrüti sorgten mit ihren Alphörnen für ein eindrückliche 1.-August-Atmosphäre. Nachdem die Sonne untergangen war, konnten bei trockenem und warmem Wetter die Feuerwerke des Thur- und Neckertals bestaunt werden.