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21.08.2024
21.08.2024 14:11 Uhr

Agrarjournalisten zu Besuch

David Prevost, Hofleiter des Bächlihofs, beantwortet die Fragen der internationalen Agrarjournalisten.
David Prevost, Hofleiter des Bächlihofs, beantwortet die Fragen der internationalen Agrarjournalisten. Bild: © Raphael Hünerfauth – www.huenerfauth.ch
Im Rahmen des Kongresses der internationalen Agrarjournalisten in Interlaken besuchten über 40 Agrarjournalisten am 16. August St.Galler Bauernhöfe, so in Jona und St.Gallenkappel.

David Prevost, Hofleiter des Bächlihofs, kam kaum nach mit dem Beantworten der Fragen seiner Gäste. Sie löcherten ihn mit Fragen, waren neugierig, wie der Eventbauernhof «funktioniert». Bei den Gästen handelte es sich um Internationale Agrarjournalisten aus Ländern wie Japan, Kanada, USA, Irland, Nepal, Finnland, Dänemark, Südafrika, Island, Ghana und vieler weiterer Länder, die sich für die Land- und Ernährungswirtschaft in der Schweiz interessieren. Die Agrarjournalisten waren Teilnehmer des internationalen Agrarjournalistenkongresses, der vom 14. bis 18. August in Interlaken stattfand (siehe Kasten).

Bereits in den frühen Morgenstunden fuhr der Bus vom Berner Oberland über den Brünig und den Hirzel nach Jona, wo die Journalisten auf dem Bächlihof den ersten Stopp einlegten.

So funktioniert der Hof

Der Bächlihof in Jona ist weit herum als Erlebnishof und Ausflugsziel bekannt. Besucher haben die Möglichkeit, den Hof an 365 Tagen im Jahr zu besuchen und zu erleben. Der Betrieb der Familie Bächli bildet mit dem Juckerhof in Seegräben, dem Spargelhof in Rafz und dem Römerhof in Kloten die Erlebnishöfe der Jucker Farm AG. Auch wenn alle Höfe zusammengehören, ist doch jeder Betrieb individuell für sich einzigartig.

Auf dem Bächlihof wird Obst produziert. Auf vier Hektaren wachsen 6'000 Obstbäume – 24 Apfelsorten und 12 Birnensorten. Der Hof bietet auch Heidelbeeren zum Selbstpflücken. Im Herbst gibt es Kürbisfiguren zu Bestaunen. In der Hofmanufaktur werden aus den eigenen Rohstoffen Suppen, Pasta, Hummus, Haferdrinks und mehr hergestellt.

Der Bächlihof ist kein zertifizierter Biobetrieb. Dennoch geht der Betrieb in vielen Bereichen über die Richtlinien von Bio Suisse hinaus und orientiert sich an den regenerativen Prinzipien der Landwirtschaft. Nachhaltigkeit und Biodiversität ist auf dem Bächlihof ein wichtiger Aspekt. Es wird soweit wie möglich auf Pestizide und Kunstdünger verzichtet. Angebaut werden auch Krankheitstolerante und resistente Sorten.

Kunekune im Fokus

In den Anlagen scharren Hühner herum, die dem Ungeziefer den Gar ausmachen. Drei Kunekune-Schweine dienen mit ihren kurzen Rüsseln als Weideschweine. Sie wühlen beim Grasen den Boden nicht so sehr auf. Kunekune sind eine Neuseeländische Schweinerasse mit asiatischem Ursprung. In der Sprache der Maori bedeutet Kunekune «fett und rund». Und so liegen die drei Schweine manchmal einfach nur faul im Schatten – auch ganz zur Freude der Agrarjournalisten, die sich von diesen «Rasenmähern» und Unkrautvertilgern begeistert zeigten.

Auf dem Pilgerweg in St.Gallenkappel

Die Wege der Jakobspilger sind ein System von ausgeschilderten und in Führern beschriebenen Pilgerwegen, die quer durch Europa zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Galicien in Spanien führen. Eine der Routen führt von Wattwil nach Rapperswil, just am Bauernhof der Familie Urs und Andrea Tschümperlin in St.Gallenkappel vorbei. Hier bietet die Familie müden Wandern ein Strohbett. Zwischen Mai und Oktober beherbergt die Familie rund 150 Gäste aus aller Welt. An jenem Freitag hatte die Familie mit den Agrarjournalisten erneut internationalen Besuch.

Urs Tschümperlin (links) erklärt vor der internationalen Presse, wie es auf seinem Hof abläuft. Bild: © Raphael Hünerfauth – www.huenerfauth.ch

Begeistert von Braunvieh

«Schlafen im Stroh» ist ein innovativer Nebenerwerb der Familie Tschümperlin. Das Haupteinkommen erzielen Tschümperlins aber mit der Produktion von Milch. Andrea und Urs Tschümperlin bewirtschaften einen Milchwirtschaftsbetrieb mit 26 Brown Swiss Kühen. Die Rasse Brown Swiss begeistern den Landwirt. Für ihn stimmt der Gehalt der Milch (Eiweiss und Fett). Die Rasse ist problemlose in der Haltung, die Tiere sind robust und langlebig. Die Milch wird von einem Lastwagen der rund 20 Kilometer entfernten Käserei Keller in Altendorf im Kanton Schwyz, abgeholt. 

Der Kanton St.Gallen ist mit knapp 23 Prozent Braunvieh-Anteil am gesamten Schweizer Braunvieh-Herdebuch der mit Abstand grösste Braunvieh-Kanton. Mit Simon Schlebusch, Fachbereichsleiter Data und Entwicklung bei Braunvieh Schweiz, war auch ein Vertreter von Braunvieh Schweiz vor Ort. Er machte auf die Wichtigkeit der Rasse aufmerksam. 

Gute Euterhygiene

Gute Leistung und gute Milch haben viel mit Hygiene im Stall und mit Euterhygiene zu tun. Euterholzwolle wird in vielen Ställen zum Reinigen der Euter verwendet. Die Wolle reinigt, desinfiziert und regte die Milchproduktion an. In der Schweiz gibt es nur eine Firma, die sich darauf spezialisiert hat: Die Lindner Suisse Holzwolle-Manufaktur in Wattwil. Der innovative Holzwolle-Spezialist exportiert sein Produkt Agroclean Euterholzwolle in über 20 Länder. Darüber sprach Jana Wildberger, Tochter des Lindner Suisse-CEO Thomas Wildberger.

Nachhaltiger Eindruck

Von St.Gallenkappel ging die Tour weiter auf den Adelbach-Hof in Necker, zum Kabierhof in Stein, Appenzell Ausserrhoden, und wieder zurück nach Interlaken.

Die Tour durch die Ostschweiz beeindruckte die Teilnehmer. Die Bauernbetriebe in der Schweiz sind mit einer durchschnittlichen Grösse von 21,8 Hektaren im Gegensatz zum Ausland eher kleinstrukturiert, aber dennoch vielfältig und innovativ. Der Bächlihof, der Betrieb der Familie Tschümperlin, wie auch die anderen besuchten Höfe, hinterliessen bei den Journalistinnen und Journalisten einen nachhaltigen Eindruck.

Internationaler Agrarjournalisten-Kongress

Unter dem Motto «High Elevations, High Expectations» lud der Schweizer Verband der Agrarjournalisten (SAJ) die Kollegen aus aller Welt zum internationalen Kongress ein, der vom 14. bis 18. August in Interlaken stattfand. Mehr als 260 Teilnehmer aus fast 40 Ländern nahmen daran teil. Bundesrat Guy Parmelin hielt die Eröffnungsrede. Im Rahmen des Kongresses wurden Touren in die Ostschweiz, ins Seeland, Emmental/Simmental, in die Zentralschweiz und ins Wallis organisiert. Der Kongress findet jährlich statt, allerdings nur alle 20 bis 25 Jahre in der Schweiz. Im nächsten Jahr ist Kenia Gastgeber.

Melanie Graf

Melanie Graf