Demnach konnte der Thurgau insbesondere bei der erneuerbaren Stromproduktion einige Punkte sammeln. Doch die Emissionen und der Energieverbrauch im Gebäudebereich sind noch zu hoch und die Klimaziele nicht ambitioniert genug.
Thurgau beim Klimaschutz auf fünftem Rang

Zitate von Robin Stacher, Geschäftsführer WWF Thurgau
- Der WWF Schweiz hat alle 26 Kantone unter die Lupe genommen und hinsichtlich Klimaschutz und Energiepolitik analysiert.
- Obwohl seit dem Rating 2019 einige Fortschritte erzielt wurden, ist noch immer kein Kanton auf einem 1,5-Grad-Pfad.
- Der klimafreundlichste Kanton der Schweiz ist Basel-Stadt, gefolgt von Uri und Neuenburg. Am meisten aufzuholen hat Appenzell Innerhoden.
- Der Thurgau landet auf Rang 5, knapp hinter Luzern und dicht gefolgt von Zürich.
Grosser Sprung nach vorne
Im Klimarating 2024 des WWF Schweiz landet der Thurgau auf Platz 5 und hat damit im Vergleich zum letzten Ranking einen grossen Sprung nach vorne gemacht. Ausschlaggebend für das gute Resultat sind die im kantonalen Vergleich starken Massnahmen, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Stromproduktion. So benötigen beispielsweise Solaranlagen unter 35m keine Bewilligung und unterliegen lediglich einer Meldepflicht.
Doch die verschiedenen Instrumente wurden erst spät eingeführt und konnten ihre Wirkung noch nicht erzielen. Insbesondere die CO2-Emissionen der Gebäude sind noch immer sehr hoch. Hier liegt der Kanton auf Platz 23. Auch bei der Vorbildfunktion des Kantons muss sich der Thurgau noch erheblich steigern. Andere Kantone wie Basel-Stadt, Uri oder Zürich haben sich das ambitionierte Ziel gesetzt, Netto-Null innerhalb der Verwaltung schon bis 2030 zu erreichen.
Kantone für Klimaschutz entscheidend
Die Kantone spielen für den Klimaschutz eine entscheidende Rolle. Vor allem im Gebäudebereich entscheiden sie selbstständig, dieser ist für 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs und knapp ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dazu kommt das grosse Potenzial beim Ausbau der Solarenergie und der Ladeinfrastruktur für E-Autos. Ohne die Kantone kann die Schweiz ihre klima- und energiepolitischen Ziele nicht erreichen.
Dabei können sie Vorschriften zur Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energie erlassen, finanzielle Anreize setzen und für eine Sensibilisierung und Beratung der Hauseigentümer:innen sorgen. Die sogenannten Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) dienen dabei als Leitlinien und geben einige Empfehlungen. Die aktuell gültigen MuKEn sind allerdings von 2014 und völlig veraltet.
Sie werden derzeit von den Energiedirektoren der Kantone gemeinsam überarbeitet, um auch die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu berücksichtigen. Während einzelne Kantone vorausgehen, hinken andere selbst den veralteten Empfehlungen noch deutlich hinterher. Das Kantonsrating des WWF sorgt hier für Transparenz.
Fünf Handlungsfelder analysiert
Analysiert wurden Zielsetzung, Massnahmen und tatsächliche Wirkung in fünf Handlungsfeldern: Energieeffizienz, erneuerbare Wärme, erneuerbarer Strom, Elektromobilität und Vorbildfunktion der kantonalen Verwaltung. Ebenfalls beurteilt wurde, inwieweit sich die Kantone auf einem Pfad in Richtung Netto-Null-Emissionen befinden. Diesen Zustand sollten sie spätestens 2037 erreichen, sodass die Schweiz als Ganzes ihre vom Volk gegebenen Klimaziele erfüllen kann. Noch ist kein Kanton auf diesem Weg.
Der WWF hat das Kantonsrating 2024 (siehe Anhang) beim Beratungsunternehmen EBP in Auftrag gegeben. Für die Gesamtbewertung der Kantone, wurden in den verschiedenen Handlungsfeldern lediglich Ziele und eingesetzte Massnahmen mit eingerechnet. Die tatsächliche Wirkung, beispielsweise hinsichtlich Emissionsreduktion, wurde nicht berücksichtigt. In das abschliessende Ranking der 26 Kantone hat der WWF diese Wirkungsindikatoren hingegen mit einfliessen lassen, weshalb die Rangliste teilweise etwas von der Gesamtbewertung im EBP-Bericht abweicht.
