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Lichtensteig
22.08.2024
22.08.2024 14:32 Uhr

Lichtensteig bekommt den Wakkerpreis 2023

Auch wenn die Blütezeit von Lichtensteig längst vorbei ist, sind die Räume der Industrialisierung noch gut nutzbar. (Symbolbild)
Auch wenn die Blütezeit von Lichtensteig längst vorbei ist, sind die Räume der Industrialisierung noch gut nutzbar. (Symbolbild) Bild: Gemeinde Lichtensteig
Mit dem Mut zur innovativen Belebung von leerstehenden Räumen hat die Kleinstadt zu einem neu belebten Selbstbewusstsein gefunden. Für diese Bemühungen wird Lichtensteig mit dem Wakkerpreis 2023 ausgezeichnet.

Die Blütezeit von Lichtensteig liegt lange zurück. Geblieben sind eine Altstadt und Industriebauten mit grossen Leerständen.

Mit dem Mut zur innovativen Belebung dieser Räume hat die Kleinstadt im Toggenburg zu einem neu belebten Selbstbewusstsein gefunden. Für diese Bemühungen wurde Lichtensteig mit dem Wakkerpreis 2023 ausgezeichnet. Besonders gewürdigt werden der Einbezug der Bevölkerung sowie die vielfältigen Umnutzungen von historischen Gebäuden.

Florierende Vergangenheit

Lichtensteig war über Jahrhunderte das wohlhabende städtische Zentrum im ländlichen Toggenburg. Hier wurde der regionale Handel abgewickelt und für den nationalen und internationalen Markt produziert. Kein Wunder, gilt die Kleinstadt als einer der Gründungssitze der UBS und als Ort, an dem die Sekunde erfunden wurde.

Die örtliche Wirtschaft geriet ab den 1970er-Jahren ins Straucheln: Hunderte Arbeitsplätze in Industrie, Handel und Dienstleistung verschwanden, die Bevölkerung schrumpfte bis vor kurzem beständig. Das Resultat waren im Stadtzentrum leerstehende Erdgeschossflächen und in dessen Umfeld unternutzte Industriebrachen. Der Bedeutungsverlust und die schleichende Entleerung zehrten am einst so stolzen Selbstbewusstsein der Kleinstadt.

Abwehr gegen die Entwertung

Das Vorhaben, einen unerwünschten Erotikbetrieb in einer ruhigen Altstadtgasse einzurichten, brachte die Stadtbevölkerung auf und löste einen Prozess mit langfristigen Auswirkungen aus. Politik, Bevölkerung und Wirtschaft wollten den Leerstand nicht mehr hinnehmen und entwickelten neue innovative Perspektiven zur Belebung der ungenutzten Räume. Lichtensteig positioniert sich seither bewusst mehrdeutig als «Mini.Stadt» – als selbstbewusste Kleinstadt auf dem Land, die preiswerten Raum bietet zur Verwirklichung von eigenen Visionen und Ideen. Die Stadt unterstützt dabei Initiativen, die Erdgeschosse und Brachen beleben und neue Wege entwickeln, um die richtigen Nutzungen von grösseren Flächen und Arealen zu finden.

Im Städtli Lichtensteig. Bild: Gemeinde Lichtensteig

Eine Politik für eine lebendige Kleinstadt

Mit ihrer aktiven Politik nutzt Lichtensteig die Möglichkeiten, auf die bauliche Entwicklung Einfluss zu nehmen und die Nutzungen in eine zukunftsfähige Richtung zu lenken.

Es gelingt Lichtensteig neue Menschen anzuziehen und Eingesessene zu halten, Kultur zu ermöglichen und damit den Charakter eines urbanen Zentrums in einer ländlichen Region wieder zu stärken. Die Massstäbe der von der Stadt initiierten Projekte unterscheiden sich dabei stark.

Die Stadtverwaltung zog in ein leerstehendes Bankgebäude und schuf damit Raum für ein neues «Rathaus für Kultur». Aus dem alten Feuerwehrdepot wurde ein Kleiderladen. Das leerstehende Industriearal erhält als «Areal Stadtufer» eine neue Identität als partizipativ gedachter und gemischt genutzter kultureller Ort mit Ateliers, Gewerbe und Wohnraum.

Die Herausforderungen bleiben

Die Strategie «Mini.Stadt» ist kein Projekt für Lichtensteig mit einem Enddatum, sondern ein angestossener Prozess mit Zukunftspotenzial. Die Herausforderungen bleiben konstant hoch: Die Klubschule Migros hat kürzlich ihren Standort geschlossen; der grösste Laden der Innenstadt, ein Möbelgeschäft, zieht aus.

Die Stadt hat sich jüngst eine Vision und Strategie für die räumliche Entwicklung bis 2050 gegeben. Die formulierten Ziele, insbesondere für die Aufwertung entlang der Hauptverkehrsstrassen und der Landschaft, bieten wesentliche Chancen zur Aufwertung des Siedlungsbilds ausserhalb der Altstadt.

Was ist das – ein Wakkerpreis

Der Schweizer Heimatschutz vergibt jährlich einer politischen Gemeinde den Wakkerpreis. Erstmals ermöglicht wurde der Wakkerpreis 1972 durch ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker an den Schweizer Heimatschutz. Der Wakkerpreis zeichnet Gemeinden aus, die bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung besondere Leistungen vorzeigen können. Hierzu gehören insbesondere das Fördern gestalterischer Qualität bei Neubauten, ein respektvoller Umgang mit der historischen Bausubstanz sowie eine vorbildliche Ortsplanung, die Rücksicht auf die Anliegen der Umwelt nimmt.

Mehr Informationen zum Wakkerpreis finden Sie hier.

Gemeinde Lichtensteig / Toggenburg24