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St. Gallen
27.08.2024

Nur im Mittelfeld beim WWF-Klimaschutzrating

Der Kanton St.Gallen erzielt im WWF-Kantonsrating zum Klimaschutz ein mässiges Resultat.
Der Kanton St.Gallen erzielt im WWF-Kantonsrating zum Klimaschutz ein mässiges Resultat. Bild: Adobe Stock
Im schweizweiten Vergleich von Energiepolitik und Klimaschutz landet St.Gallen lediglich auf Rang 14 unter allen 26 Kantonen. Das zeigt ein aktuelles Rating des WWF Schweiz.

Demnach konnte St.Gallen bei der Elektromobilität zwar einige Punkte sammeln. Doch die Emissionen im Gebäudebereich sind zu hoch und die Klimaziele nicht ambitioniert genug.

Im Klimarating 2024 des WWF Schweiz landet St.Gallen lediglich auf Platz 14 und damit im Mittelfeld der 26 Kantone. Ausschlaggebend ist laut WWF die «enorme Diskrepanz zwischen den Zielen einerseits und schwachen Massnahmen andererseits». Bei den Zielen platziert sich St.Gallen schweizweit in den Top 8. Das sei gut, aber noch nicht ausreichend. Für einen Absenkpfad gemäss dem Paris-Abkommen seien ambitioniertere Ziele nötig.

Doch auch starke Ziele sind nur mit starken Massnahmen zu erreichen. Bei den Massnahmen fällt St.Gallen im Rating durch und liegt nur auf Rang 20. In allen Bereichen, von der erneuerbaren Stromerzeugung bis hin zur Vorbildfunktion der kantonalen Verwaltung, muss St.Gallen zulegen, möchte man in der Tabelle nach oben klettern.

Dass die Massnahmen nicht ausreichen, zeige sich an den Zahlen: Die Emissionen sowie der durchschnittliche Energieverbrauch der Gebäude sind erheblich höher als in den meisten anderen Kantonen. Im Kanton Genf müssen beispielsweise Eigentümer von ineffizienten Gebäuden, die zu viel Wärme verbrauchen, auf eigene Kosten Sanierungsmassnahmen umsetzen, um so den Wärmeverbrauch zu senken.

Kantone für Klimaschutz entscheidend

Die Kantone spielen für den Klimaschutz eine entscheidende Rolle. Denn vor allem im Gebäudebereich entscheiden sie selbstständig, dieser ist für 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs und knapp ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Dazu kommt das grosse Potenzial beim Ausbau der Solarenergie und der Ladeinfrastruktur für E-Autos. «Ohne die Kantone kann die Schweiz ihre klima- und energiepolitischen Ziele nicht erreichen», schreibt der WWF.

«Es ist sehr erfreulich, dass etliche Kantone in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte machen konnten. Vor allem beim Austausch alter Heizungen durch klimafreundlichere Alternativen hat sich viel getan», lobt Robin Stacher, Verantwortlicher Klima und Energie beim WWF St.Gallen. «Trotzdem ist noch kein Kanton auf einem Paris-kompatiblen Absenkpfad. So wird die Schweiz ihre Klimaziele nicht erreichen. Besonders gross ist der Handlungsbedarf bei der Sanierung von Gebäuden.»

Veraltete Mustervorschriften

Kantone können sie Vorschriften zur Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energie erlassen, finanzielle Anreize setzen und für eine Sensibilisierung und Beratung der Hauseigentümer sorgen. Die sogenannten Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) dienen dabei als Leitlinien und geben einige Empfehlungen. Die aktuell gültigen MuKEn seien dabei allerdings von 2014 und völlig veraltet, findet der WWF.

Die Vorschriften werden derzeit von den Energiedirektoren der Kantone gemeinsam überarbeitet, um auch die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu berücksichtigen. Während einzelne Kantone vorausgehen, hinken andere selbst den veralteten Empfehlungen noch deutlich hinterher. «Das Kantonsrating offenbart hierbei teils deutliche Unterschiede zwischen den Kantonen und zeigt damit den grossen Handlungsspielraum auf kantonaler Ebene», so Stacher.

Fünf Handlungsfelder analysiert

Analysiert wurden Zielsetzung, Massnahmen und tatsächliche Wirkung in fünf Handlungsfeldern: Energieeffizienz, erneuerbare Wärme, erneuerbarer Strom, Elektromobilität und Vorbildfunktion der kantonalen Verwaltung. Ebenfalls beurteilt wurde, inwieweit sich die Kantone auf einem Pfad in Richtung Netto-Null-Emissionen befinden. Diesen Zustand sollten sie laut den Berechnungen des WWF spätestens 2037 erreichen, sodass die Schweiz als Ganzes ihre vom Volk gegebenen Klimaziele erfüllen kann. Noch ist kein Kanton auf diesem Weg.

«Um die Klimaziele der Schweiz erreichen zu können, sollten alle an einem Strang ziehen», sagt Robin Stacher. «Die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich sind entsprechend sehr wichtig, werden durch die Kantone aber zu lange verschleppt. Die aktuelle Überarbeitung sollte deshalb möglichst griffig und ambitioniert erfolgen und zeitnah umgesetzt werden.»

Der WWF hat das Kantonsrating 2024 (siehe Anhang) beim Beratungsunternehmen EBP in Auftrag gegeben. Für die Gesamtbewertung der Kantone wurden in den verschiedenen Handlungsfeldern lediglich Ziele und eingesetzte Massnahmen mit eingerechnet. Die tatsächliche Wirkung, beispielsweise hinsichtlich Emissionsreduktion, wurde nicht berücksichtigt. In das abschliessende Ranking der 26 Kantone hat der WWF diese Wirkungsindikatoren hingegen mit einfliessen lassen, weshalb die Rangliste teilweise etwas von der Gesamtbewertung im EBP-Bericht abweicht.

pd/jos/toggenburg24