Der Saal war mit knapp 100 Teilnehmenden voll, als das Podium Biodiversität am Dienstagabend, 27. August, im BWZ Wattwil begann. Marco Fäh (GRÜNE) begrüsste die Anwesenden kurz im Namen der Veranstalter SP und Grüne Toggenburg, bevor er an Urs Hemm übergab, der die Moderation unparteiisch leitete.
Die Gesprächsteilnehmer
Auf Seiten der Befürworter der Biodiversitäts-Initiative diskutierten Corina Del Fabbro (Pro Natura St. Gallen – Appenzell) und Ruedi Bösch (SP, Revierförster Stockberg). Auf der Gegenseite stellten sich Fredi Louis (SVP Kantonsrat, St. Galler Bauernverband) und Roman Räss (Jungfreisinnige Toggenburg) zur Verfügung.
Bedrohte Lebensräume
Die Befürworter argumentierten mit dem schlechten Zustand der Biodiversität gemäss Zahlen des Bundes: «30% der Arten und 50% der Lebensräume sind bedroht» so Corina Del Fabbro. Auf der Gegenseite schätzt Fredi Louis die Situation weniger dramatisch ein. Seiner Ansicht nach «leisten die Bauern bereits heute sehr viel für die Biodiversität». Zudem wurden Befürchtungen geäussert, dass mehr Landwirtschaftsflächen für die Biodiversität ausgeschieden würden bei Annahme der Initiative, und so der Selbstversorgungsgrad der Schweiz, der heute bei rund 50% liegt, weiter sinken würde.
Bereits heute stark geschützt
Diesem Argument wurde entgegengehalten, dass ein viel höherer Selbstversorgungsgrad relativ einfach erreicht werden könnte durch Nutzung der Ackeflächen für den Anbau von Nahrung für uns Menschen anstatt für Tiere, denn «60% de Ackerbauflächen werden heute für Tierfutteranbau verwendet, was viel ineffizienter ist als direkt Nahrung für Menschen anzubauen», so Corina Del Fabbro. Roman Räss störte sich vor allem daran, dass im Verfassungsartikel, über den abgestimmt wird, nicht nur die Biodiversität geschützt werden soll, sondern auch Kulturdenkmäler und das baukulturelle Erbe generell. «Diese geniessen bereits heute einen eher zu hohen Schutz, was oft sinnvolle Investitionen verhindert» so Roman Räss.
Mit Respekt begegnet
Ruedi Bösch verwies auf die «Systemdienstleistungen» der Biodiversität, wie zum Beispiel das Bestäuben von Pflanzenkulturen durch Insekten. «Der Schutz der Biodiversität ist zu geringeren Kosten zu haben als Korrekturmassnahmen, welche später getroffen werden müssen, wenn das System kollabiert oder gewisse Mechanismen wie die Bestäubung nicht mehr natürlich funktionieren», so Ruedi Bösch. Im Verlauf der Diskussionen mit dem Publikum entstand der Eindruck, dass die Meinungen wohl bei den meisten Teilnehmenden bereits gemacht waren. Obwohl die Positionen unversöhnlich schienen, war der folgende Austausch bei Apéro und Häppchen gesellig, und man begegnete sich auf persönlicher Ebene mit Respekt und Wohlwollen, wie dies im Toggenburg üblich ist.