«Hybride Stadtbank». So nennt sich das Kunstprojekt, welches die fünf Stadträtinnen und Stadträte und ein paar wenige Dritte zum regionalen Staatsgeheimnis erkoren. Schon weit im Vorfeld, als der Grosse Stadtrat Ende letztes Jahr bei der Budgetdebatte über die beantragten 75 000 Franken diskutierte, rollte es insbesondere den Bürgerlichen die Zehennägel nach hinten. Man wolle einmal mehr die Katze im Sack kaufen, schimpfte Nicole Herren (FDP), auch Thomas Stamm (SVP) war gegenüber diesem «Kindergeburtstag» sehr skeptisch gestimmt. Nicht einmal die Geschäftsprüfungskommission war ins Geheimnis eingeweiht, die daraufhin die Streichung dieses Budgetpostens beantragte. Stadträtin Christine Thommen benötigte viel Überzeugungsarbeit, um den Grossen Stadtrat wohlwollend zu stimmen. Man wusste nur, dass dieses Kunstprojekt neue Dimensionen und Sichtweisen darbiete und diese temporäre Intervention während rund anderthalb Jahren unübliche Begegnungen und den «Dialog aller Akteure» fördere. Mit haarscharfen 16:15 Ja-Stimmen wurde schliesslich das 100 000 Franken-Projekt angenommen. 75000 Franken steuert die Stadt bei, was das steuerzahlende Stadtvolk ungefähr zwei Franken pro Person kostet. Die Windler-Stiftung trägt zudem 25 000 Franken bei.
Teil der Aufwertung
Thomas Stamm versuchte vergeblich mit einem Postulat das Projekt zu stoppen. Kern des Anstosses war auch das Honorar von 90 000 Franken, welches die beiden Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin erhalten sollen, wovon 22 500 Franken durch die Windler-Stiftung finanziert werden. Danach blieb es ruhig, ehe vorletzte Woche auf dem Walther-Bringolf-Platz schwefelgelbe Sitzbänkli installiert wurden und die Stadt über die «temporäre Aufwertung» an dieser Stelle informierte und zugleich bekannt gab, dass für die Neugestaltung des Platzes das Siegerprojekt «Kyklos» vom Architekturbüro Studio Bellesi Giuntoli aus Florenz den Vorzug erhalten hat. Im September wird das Projekt ausgestellt und genauer vorgestellt. Doch eines ist gewiss: Die Sitzbänkli sind Teil der Aufwertung des 2027 fertig gestellten Miniparks, deren Geheimnis rund um das ominös scheinende Kunstprojekt schliesslich am vergangenen Mittwoch gelüftet wurde.
Anonyme Drohungen
An diesem besagten Mittwoch versammelte sich eine illustre Schar auf dem Walther-Bringolf-Platz, welches gespannt auf die Auflösung plangte. Punkt 10 Uhr zogen Christine Thommen und Daniel Preisig (SVP) einen Leiterwagen mit den Riklin-Zwillingen darauf, auf den Platz, umkreist vom restlichen Stadtrat. Auch die Stadtpolizei war aus Sicherheitsgründen zugegen, da die beiden Künstler im Vorfeld anonyme Drohungen erhielten. «In dieser Heftigkeit haben wir das so noch nie erlebt», entgegnen die beiden, die sich eigentlich gewohnt sind, dass Kunst Aufregung verursacht und polarisiert. Negative Reaktionen und blankes Entsetzen erfolgten vor allem in den sozialen Medien. «Wir können den Kritikpunkt betreffend des Honorars nachvollziehen. Doch es relativiert sich, denn der Betrag erscheint nicht mehr sehr hoch, wenn man die Leistungen, die dahinterstecken, miteinbezieht», sagt Frank Riklin. Wenn man diese Einmalzahlung auf einen Monatslohn für den Zeitraum der geplanten 18 Monaten herunterbricht, entspricht das ungefähr 2500 Franken, welches die beiden Kunstschaffenden monatlich erhalten. Die Drohungen wurden mittlerweile zur Anzeige gebracht.