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St. Gallen
04.09.2024

Mit Fischsuppe ins Mittelalter eintauchen

Stiftsbibliothekar Cornel Dora (links) und Künstler Max Bottini freuen sich darauf, am Samstag mit der Fischsuppe direkt beim Klosterbistro zu begeistern.
Stiftsbibliothekar Cornel Dora (links) und Künstler Max Bottini freuen sich darauf, am Samstag mit der Fischsuppe direkt beim Klosterbistro zu begeistern. Bild: Roger Fuchs
Die Tischsegnungen des St.Galler Mönchs Ekkehart IV. († nach 1057) sind der Auslöser dafür, dass am Samstag, 7. September 2024 im Rahmen der Museumsnacht bei der Stiftsbibliothek St.Gallen Fischsuppe gekocht wird. Die Idee zur Aktion kommt vom Thurgauer Künstler Max Bottini.

«Fische haben viel mit Religiosität und mit Kirche zu tun», sagt Max Bottini. Als der Thurgauer Künstler vom St.Galler Stiftsbibliothekar Cornel Dora die Anfrage bekam, ausgehend von der aktuellen Ausstellung «Gesegnete Speisen» und den Tischsegnungen des einstigen St.Galler Mönchs Ekkehart IV. eine Aktion zu initiieren, war für ihn schnell klar, dass es etwas mit Fischen sein soll.

«Von den 280 Segenssprüchen in Ekkeharts Tischsegnungen sind 34 Verse den Fischen gewidmet», sagt Max Bottini. Diese Fisch-Verse liegen somit der Aktion «Ekkeharts Fischsuppe» zugrunde, die am kommenden Samstag im Rahmen der Museumsnacht umgesetzt wird. 

Eine Prise Pfeffer und eine Prise Humor

Ekkeharts Tischsegnungen sind weltweit in nur einer Handschrift erhalten – eine Kostbarkeit, die sich in der Stiftsbibliothek befindet. Sie gilt als eine der farbigsten Quellen für die Esskultur des Mittelalters in der Schweiz. Die Reime innerhalb der Verse zeichnen sich auch durch Humor aus, wenn es beispielsweise heisst «Die mit dem Kreuz gesegnete Forelle sei gegessen auf der Stelle.»

Und offenbar mochte man es kräftig: «Die Fische hier, gewürzt mit Pfeffer, seien gut und ein Volltreffer» ist an anderer Stelle zu lesen. Was konkret auf den Teller kam, zeigen die erwähnten Fischarten: Forelle, Stockfisch, Saibling, Hausen, Trüsche, Hering, Lamprete und einige mehr. 

Heimische Fische wie die Forelle werden für die Fischsuppe verwendet. Bild: Roger Fuchs

Bei der Zubereitung zuschauen

Wenn nun am Samstag, 7. September 2024 ab 18 Uhr im Hof vor der Stiftsbibliothek Fischsuppe gekocht wird, so geschieht dies in erster Linie mit Fischarten aus Ekkeharts Tischsegnungen, die man auch hierzulande findet – also beispielsweise Forellen, Saiblinge oder Hecht.

Zusammen mit dem befreundeten Spitzenkoch Christoph Kremser aus Kreuzlingen hat Max Bottini einen Tag lang an einer leckeren Fischsuppe gefeilt. Vier Köche werden diese an verschiedenen Kochstellen direkt beim Klosterbistro nach dem vorgegebenen Rezept zubereiten. Dieser Prozess kann aus nächster Nähe verfolgt werden.

Die Suppe wird zusammen mit Klosterbrot gereicht. Überdies werden die Gäste ein speziell für die Aktion gestaltetes Tischset sowie eine A5-Faltkarte mit Rezepten zu Fischfond und Fischsuppe für acht Personen erhalten. Max Bottini selbst wird nicht den Kochlöffel schwingen, obschon er dies sehr gerne tun würde. Ihn brauche es an diesem Abend jedoch, um sämtliche Fäden zusammenzuhalten. 

Tausendjährigen Text in die Gegenwart bringen

Zu den ersten, die die Fischsuppe geniessen werden, wird Stiftsbibliothekar Cornel Dora gehören. Er ist hocherfreut, dass man mit Max Bottini einen Ostschweizer Künstler gewinnen konnte, der viel Erfahrung mit Food-Projekten mitbringt. 

«Wir haben uns sofort gefunden und es macht grossen Spass, den tausend Jahre alten Text von Ekkehart IV. auf diese Weise in die Gegenwart zu transferieren», sagt Dora. «Und wenn ich das Rezept anschaue, wird die Vorfreude noch grösser.»

Roger Fuchs/stgallen24