In den letzten Wochen und in den kommenden Tagen ziehen die Bauernfamilien mit ihren Tieren wieder von den Alpen in die Betriebe im Tal zurück. Dieses erfreuliche Ereignis nach einem Alpsommer ist doch getrübt. Im Alpsommer 2024 haben Wölfe im Toggenburg wieder mehrere Schafe und Ziegen gerissen. Der Alpwirtschaftliche Verein beobachtet diese Entwicklung mit grosser Sorge. Nach mehreren Rissen auf einer Toggenburger Alp im Säntisgebiet musste eine Schafherde sogar vorzeitig von der Alp genommen werden.
Nicht praxistauglich
Der Alpwirtschaftliche Verein Toggenburg befürchtet, dass das traditionelle Bild des Alpaufzugs mit den 5 oder 7 Ziegen, begleitet von Bauernkindern an der Spitze, gefolgt von den Sennen, Schellenkühen und dem restlichen Rindvieh bald verschwinden könnte. Denn welcher Bauer ist noch bereit, Ziegen zu halten, wenn sie sogar in Hüttennähe vom Wolf gerissen werden? Ein Herdenschutz mit Herdenschutzhunden lohnt sich für diese kleinen Herden nicht. Obwohl diese Kleingruppen von Sennenziegen mit Familienanschluss sich vorwiegend in Stallnähe aufhalten und sogar regelmässig eingestallt werden. Gerade während dem Spätsommer endfernen sich die Ziegen von den Alpgebäuden weg auf Futtersuche und sind grosse Hilfen für Verbuschung. Umso grösser ist der Aufwand für das Alppersonal zu sorgen, dass die Tiere am Abend wieder im sicheren Stall sind. Die Entschädigung dafür ist mit grossen administrativem Aufwand verbunden und zu gering für die Arbeit.
Tote oder halblebendige angefressene Ziegen und Schafe, Rinder die aus unerklärlichen Gründen aufschrecken, wegrennen und in den Abgrund stürzen sind für Tierbesitzer und Alppersonal nebst dem tragischen Verlust auch eine physische Belastung.
Schafalpen in schwierigem Gelände nicht schützbar
Ebenfalls in ihrer Existenz bedroht sind die eher kleineren Schafherden, wie sie für das Toggenburg typisch sind. Steiles Gelände und quer durch die Weiden verlaufende Wanderwege erschweren einen wirksamen Herdenschutz. Nur mit der Sperrung auch von beliebten Wanderwegen während der Alpzeit ist der Einsatz von Herdenschutzhunden erfolgversprechend. Der Alpwirtschaftliche Verein Toggenburg setzt sich dafür ein, dass auch diese in der Regel abgelegenen Alpen weiterhin bestossen werden können und nicht Verbuschen.
Zu kleiner Lebensraum für ein konfliktfreies Nebeneinander
Älpler berichten von Begegnungen des Rindviehs mit dem Wolf. Kühe, Rinder und Kälber geraten dabei rasch in Panik. Es droht der Absturz dieser Tiere. Zudem wird der Umgang mit verängstigten Tieren für die Hirten und Touristen gefährlich. Der Alpwirtschaftliche Verein befürchtet, dass mit zunehmendem Wolfsbestand auch Rindvieh gerissen werden wird. Unsere Tiere werden in den Sommermonaten nachts geweidet wegen den Insekten. Auf den Heimweidenhaben die Rinder längst nicht überall die Möglichkeit für Schutz in einem Stall. Das Toggenburg mit seinen verstreuten Höfen und der kleinstrukturierten Landwirtschaft unterscheidet sich von vielen bisher vom Wolf wiederbesiedelten Alpgebieten deutlich. Es fehlen grossflächige wenig oder unbesiedelte Täler. Der Alpwirtschaftliche Verein Toggenburg befürchtet, dass es mit einer weiteren Zunahme des Wolfbestandes sehr rasch zu direkten Kontakten mit dem Menschen kommen wird. Eltern von vorschul- und schulpflichtigen Kindern sorgen sich bereits jetzt um ihre Kinder auf dem Weg vom abgelegenen Hof zum Schulbus.
Forderungen
Der Alpwirtschaftliche Verein Toggenburg fordert eine rasche und wirksame Regulierung des Wolfbestandes. Der Wolf muss spüren, dass er hier nicht willkommen ist. Abschreckmassnahmen durch Alppersonal muss geprüft werden. Im Toggenburg darf sich kein Rudel ansiedeln. Wölfe mit auffälligem Verhalten, indem sie sich den Höfen und Menschen nähern, sind sofort abzuschiessen. Das die Kleingruppen von zahmen Sennenziegen weiterhin auf Alpen ohne Angst gehalten werden können. Damit auch die typischen Kleinherden auf den Toggenburger Schafalpen weiterbetrieben werden können, wird es unerlässlich sein, dass Wanderwege zeitweise geschlossen werden. Solche Massnahmen sind nötig, damit Konflikte zwischen Herdenschutzhunden und Wanderern vermieden werden können. Für den Alpwirtschaftlichen Verein Toggenburg ist der stark vom Menschen besiedelte Lebensraum im Toggenburg für ein tragbares Nebeneinander von Mensch, Nutztier und Wolf nicht geeignet.