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Bildung
10.09.2024

Mit Bildung gegen den Terror in Nigeria

Pfarrer Augustine Asogwa (rechts) aus Nigeria besuchte das Sarganserland, links Kaplan Martin Blaser.
Pfarrer Augustine Asogwa (rechts) aus Nigeria besuchte das Sarganserland, links Kaplan Martin Blaser. Bild: Kirche in Not (ACN)
Auf Einladung des katholischen Hilfswerkes «Kirche in Not (ACN)» besuchte der nigerianische Pfarrer Dr. Augustine Asogwa am 7. und 8. September 2024 einige Gemeinden im Sarganserland. Er nutzte die Gelegenheit, um für die vielfältige Unterstützung zu danken, aber auch um zu ermahnen, dass die Welt das Schicksal der Christen in Nigeria nicht ignorieren darf.

Das Christentum in Nigeria besteht in einer eigentümlichen Doppelexistenz. Einerseits blüht das religiöse Leben. Von den 206 Millionen Einwohnern sind etwa die Hälfte Christen. Die Priesterseminare sind voll. Rund 800 neue Priesteramtskandidaten zählt das Land jährlich. So manche davon, so auch Pfarrer Augustine, werden später in europäische Kirchgemeinden geschickt, die aufgrund des massiven Priestermangels nicht mit einheimischen Priestern besetzt werden können.

Diese Probleme kennt die Kirche in Nigeria nicht. Jeden Sonntag strömen unzählige Menschen in die Kirchen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Oftmals nehmen über 500 Menschen in einer einzigen Kirche an der Feier teil. Das Land ist geprägt von einer überaus lebendigen Religiosität.

Boko Haram terrorisiert Bevölkerung

Und doch ist das Leben der nigerianischen Christen alles andere als idyllisch. Tausende Christen und auch Muslime fielen bereits der radikalislamistischen Terrorgruppe Boko Haram zum Opfer. Seit Jahren terrorisiert diese die Bevölkerung, attackiert Kirchen und verbreitet Angst und Schrecken.

Viele junge Männer in Nigeria gehen in das Priesterseminar. Bild: Kirche in Not (ACN)

Auch von den Fulani geht immer wieder Gewalt aus. Rund 25 Millionen Menschen zählt dieses nordafrikanische Hirtenvolk, dessen Lebensgrundlage durch den Klimawandel bedroht ist. Sie ziehen daher oftmals in bereits besiedelte Gebiete und vertreiben oder töten die dort ansässigen Bauern.

Die Gewalt beschränkt sich hauptsächlich auf den Norden des Landes. Daher fliehen viele Menschen in den Süden. Besitz- und Heimatlos kommen sie dort an, berichtet Pfarrer Augustine, und sind auf Hilfe angewiesen. Armut und Perspektivenlosigkeit wiederum begünstigen die Radikalisierung gerade von jungen Menschen.

Grundsteinlegung der Berufsschule von Pfarrer Augustine Bild: Kirche in Not (ACN)

Mit Bildung gegen den Terror

Das katholische Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» unterstützt vielfältige Projekte in Nigeria. Es werden unter anderem Bildungsprojekte, Gesundheitseinrichtungen, aber auch die seelsorgerlich-psychologische Betreuung von Terrorismusopfern unterstützt. Rund 22 Millionen Franken fliessen jährlich in Projekte in Nigeria.

Pfarrer Augustine wurde 2007 zum Priester geweiht und wirkte dann bis 2011 in seiner Heimat. Er wurde für weiterführende Studien nach Rom geschickt und erlangte 2017 den Doktortitel. Seither wirkt er in Sitten als Pfarrer und setzt sich weiterhin tatkräftig für Projekte in seiner Heimat ein. Besonders bei der Bildung versucht Pfr. Augustine anzusetzen, um aus dem Teufelskreis von Armut und Gewalt auszubrechen.

Es ist ihm ein Anliegen, die jungen Menschen zu fördern und ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen. Daher baut er gegenwärtig im Süden des Landes, in der Provinz Udeno, eine Berufsschule. «Nein!» sagt Pfr. Augustine resolut während seiner Predigt im Sarganserland. «Der Terrorismus wird uns nicht daran hindern, unseren Glauben zu leben. Wir schauen trotz der Gefahr vertrauensvoll in die Zukunft.»

Silvan Beer/stgallen24