Der gebürtige Herisauer und Wahl-Zürcher Christian Johannes Käser kehrt zu seinen Wurzeln zurück: Seit 2021 schreibt er an seinem ersten Roman, der am Dienstag, 17. September 2024, im Kampa Verlag zur Veröffentlichung kam. „Appenzeller Abrechnung“ heisst sein fesselnder Krimi, der neben dem Tod einer Frauenwahl-Kämpferin eine Prise Liebe, Affairen, Verstrickungen, viel Geschichtswissen und vor allem eine Extraportion Spannung enthält.
Geschichtenschreiber mit Heimweh
Käser ist an der Waldeggstrasse in Herisau aufgewachsen – seine Mutter lebt immer noch hier. Jahrelang spielte er im Herisauer Eishockeyclub, ging auf das Gymnasium nach Appenzell und schrieb schon während seiner Jugend für das St.Galler Tagblatt, die Appenzeller Zeitung und das Kulturmagazin Saiten. 1997 zog es ihn nach Zürich zum Philosophiestudium. Von dort kehrte er nur noch als Gast und selbsternannter „Heimweh-Appenzeller“ zurück in den Kanton. „Ich bin Herisau und dem Appenzellerland stets sehr verbunden geblieben und komme häufig hierher“, sagt der 50-jährige.
Ewigi Liebi
Lange Zeit habe er eine Freundin aus Innerrhoden gehabt. Doch die wahre Liebe fand er erst über den Beruf: Seine Leidenschaft für Theater machte er nach dem Studium zur Profession und übernahm eine Rolle im erfolgreichsten Schweizer Musical „Ewigi Liebi“. Dort begegnete er seiner Frau. Heute ist er verheiratet und Vater von drei Söhnen (4, 7 und 10 Jahre) sowie einer Tochter (12 Jahre). Die Familie kommt in den Ferien häufig zurück ins Appenzellerland, hatte bis vor Kurzem sogar ein Ferienhaus vor Ort. „Wir lieben die Natur und das Angebot- und natürlich lebt meine Mama auch immer noch hier und die Kinder verbringen gern Zeit mit ihr.“ Sogar ein Umzug wurde mal diskutiert, dann jedoch auf Grund der Verbundenheit der Kinder zur Stadt wieder verworfen.
Krimi auf zwei Ebenen
Sein Heimweh und die Begeisterung für die Geschichte und Traditionen von Appenzell sind einige der Gründe für die Wahl des Schauplatzes seines Krimis. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Zum einen in der Zeit der Landsgemeinde 1989, als über das Frauenwahlrecht abgestimmt wurde, zum anderen in der heutigen Zeit, in der der leicht cholerische Ermittler Jock Kobel den Mord der einstigen Frauenrechtlerin und seiner eigenen Geliebten Karin Bendel aufzuklären versucht.
Familiär geprägter Zeitzeuge
„Ich selbst war an der Landsgemeinde in Hundwil 1989 mit dabei – wir sind damals noch hingelaufen“, erzählt Käser. Er sei immer Befürworter der Landsgemeinde gewesen – seine Familie politisch aktive Teilhaber. Sein bereits verstorbener Vater zudem ebenfalls ein Verfechter des Frauenstimmrechts: „Er hat schon in den 70ern Ja zum Frauenstimmrecht auf Bundesebene gesagt.“ 1989 stand er im Ring und hat dafür votiert – daran könne sich Käser noch gut erinnern.
Reale Fakten, erfundene Charaktere
Die Leidenschaft für die Landsgemeinde und tragende Geschichte des Kantons schlagen sich auch im Buch wieder: Bei seinen Recherchen stiess Käser immer wieder auf neue Perspektiven und Ergänzungen. „Die Auseinandersetzung mit dem Thema war komplex, herausfordernd, aber auch sehr spannend.“ Seine Nachforschungen gründete er auf zahlreichen Ausflügen ins Appenzell und in die Kantonsbibliothek in Trogen. Die Fakten im Buch zur Landsgemeinde 1989 sind real – die Personen hingegen erfunden. „Allerdings weisen auch sie Züge von realen Personen aus meinem Umfeld auf, allerdings als Mischung“, verrät Käser. So sei unter anderem seine Frau vom Schwarzer-Feminismus geprägt – ein Element, das auch beim Todesopfer eine zentrale Rolle spielt.
Wer schreibt, der bleibt
Geschrieben hat er in jeder freien Minute: Wenn die Familie im Bett war, in den Ferien, nach seinen Auftritten als Schauspieler auf und neben der Bühne im Improtheater „anundpfirisch“ Zürich, dass er selbst gegründet hat, oder auch seinen Einsätzen als Coach an der Schule. Gestresst habe ihn das jedoch nie: „Es war ein spannender Prozess – ich habe es geliebt, wie der Plot sich zusammenfügte und eine fesselnde Geschichte entstand.“ Seine ersten Bucherfahrungen sammelte er zuvor mit dem Verfassen eines theaterpädagogischen Buches „Du kannst singen!“. „Dadurch kam ich in die Schreibroutine und fasste den Entschluss, einen Roman zu schreiben.“
Appenzeller Kontraste
Weshalb es ein Kriminalroman wurde? „Der Krimi hat eine vorgegebene Struktur, die man gut umsetzen kann.“ Auch der Schauplatz sei für ihn immer klar gewesen: Appenzell – das seien für ihn Emotionen und Widersprüche: Die Landschaft, die Eigensinnigkeit, die Traditionen und trotzdem eine Innovationskraft im Kontrast. „Als ich angefangen habe zu schreiben, kam mir alles in den Sinn, was mich berührt hat- und die Landsgemeinde war ein grosses Thema für mich, dass mir als Initialzündung diente.“ Was wäre, wenn da etwas passiert wäre, fragte sich Käser – und setzte die Idee schriftlich um.
Kriminales Sudoku
„Das Delikt inklusive Täterschaft hat bereits vorher festgestanden. Es musste nur noch spannend mit der Landsgemeinde verknüpft werden.“ Die Wendungen, sogenannte red herrings, im Buch einzubauen, war dann die grösste Herausforderung: „Es glich dem Lösen eines Sudoku: Wenn du eine Zahl einträgst, musst du alles wieder überprüfen – denn es ist miteinander verbunden.“ Zur Überprüfung der Stimmigkeit hatte er Testleser und die Unterstützung des Verlages mit professionellem Lektorat.
Fortsetzung folgt 2026
„Ich bin wirklich stolz und glücklich, dass wir nun auf Buchvorstellungen gehen können“, sagt Käser und verweist auf die Vernissage am 3. Oktober in der alten Stuhlfabrik. Für diese erhält er musikalische Unterstützung vom Hackbrettspieler Silvio Kolb. „Ich freue mich auf die Lesungen und vor allem die Begegnungen mit den Lesern und ihr Feedback“, so Käser. Doch im Hintergrund baut sich schon wieder Druck auf: Denn der Kampa Verlag hat Käser bereits für eine Fortsetzung unter Vertrag. Worum es genau geht, kann der Autor noch nicht sagen. Fest steht jedoch, dass auch der neue Titel ein Krimi wird und Hauptprotagonist Jock Kobel in einem neuen Fall als Ermittler in Erscheinung treten wird. Die Veröffentlichung des neuen Buches ist für Ende 2025, Anfang 2026 geplant.