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Kultur
02.10.2024

«Die Akustik ist einfach einmalig»

Lisa Stoll vor der berühmten Elbphilharmonie in Hamburg.
Lisa Stoll vor der berühmten Elbphilharmonie in Hamburg. Bild: Norbert Senn
Wenn es um traditionelle Schweizer Musik geht, ist sie nicht mehr wegzudenken – Lisa Stoll. Die Alphornbläserin aus dem «Chläggi» steht seit vielen Jahren auf nationalen und internationalen Bühnen. Am 24. September durfte sie zusammen mit weiteren Schweizer Musiker und Musikerinnen in der renommierten Hamburger Elbphilharmonie die Saison 2024/2025 einläuten.

Mit drei Jahren begann ihre musikalische Karriere. Auf ihr erstes Instrument, eine Blockflöte, folgte zwei Jahre später das Cornet. Die Leidenschaft für Blasinstrumente war spätestens da vollends geweckt. Trotz Erfolgen und Erspielen von Podestplätzen an Musikwettbewerben, wechselte die damals zehnjährige Lisa Stoll aus Wilchingen ein weiteres Mal das Instrument. Sie verliebt sich von Anfang an in das Alphorn, welches ab diesem Zeitpunkt ihre stetige Begleiterin ist.

2008 gewinnt Lisa Stoll am 15. Schweizerischen Folklorenachwuchswettbewerb mit der Eigenkomposition «s’Vreni vom Dorf» den Jurypreis. Ein Jahr später erspielt sie sich am Nachwuchswettbewerb des Musikantenstadl die Nachwuchsauszeichnung «Stadlstern 2009». Ihre erste eigene CD, namens «Alphornliebe», erschien im Januar 2010, produziert zusammen mit Carlo Brunner und Alex Eugster.

Die Musik führte Lisa Stoll zur Starnacht Interlaken, ans Donauinselfest Wien, ans Basel Tattoo, oder in namhafte Konzertsäle wie das KKL Luzern, das Concertgebouw Amsterdam oder die Berliner Philharmonie. Aber auch ausserhalb der Schweiz und Europa durfte sie den Menschen traditionelle Musik näherbringen. So trat sie in Florida, Dubai, Kuwait oder auch China auf. 

Höhepunkt ihrer Karriere

Auf ihrem musikalischen Weg konnte sie mit unzähligen Blas-, Streich- und Symphonieorchestern, wie auch mit diversen Künstlern, ihre Lieder zum Besten geben. Am 24. September erlebte sie eines ihrer grössten Highlights ihres Schaffens, so Lisa Stoll: «Ich nehme sehr schöne Erinnerungen mit nach Hause. Bereits die Ankunft in Hamburg und der Blick auf die Elbphilharmonie, mit ihrem speziellen Dach, ist wundervoll. Aber natürlich ging es um das Konzert. Ich sehe es als eines der grössten Höhepunkte meiner musikalischen Karriere an. Es ist eine Ehre in so einem Konzertsaal spielen zu dürfen.» Der ganzen Tragweite sei sie sich erst langsam bewusst.

Die 110 Meter hohe Elbphilharmonie, auch Elphi genannt, steht erst seit November 2016 am rechten Ufer der Norderelbe in Hamburg. Das neue Wahrzeichen der Stadt mauserte sich in kürzester Zeit zu einer Konzerthalle mit Weltruf. Bereits berühmte Instrumentalisten wie der Geiger Christian Tetzlaff, der Dirigent Sir Simon Rattle, das New York Philharmonic Orchestra oder der Schauspieler John Malkovich gaben sich die Klinke in die Hand – nun darf sich auch Lisa Stoll zu dieser exklusiven Riege zählen.

Das Alphorn kann so einiges

Aber wie kam es überhaupt dazu? Als Saisonauftakt 2024/2025 wünschten sich die Kammermusikfreunde Hamburg ein Konzert zum Thema Schweiz. Für die Zusammenstellung des Programms war Maja Weber, Mitglied des Stradivari Quartett, verantwortlich. «Es ist naheliegend, dass typische Schweizer Instrumente zum Zug kommen sollten», so Lisa Stoll. Neben der Schaffhauserin machten unter anderem das Klavierduo Soós-Haag, der Ostschweizer Hackbrett-Virtuose Nicolas Senn und das Stradivari Quartett die dreistündige Veranstaltung zu einem Hit. «Das Publikum war von unseren Trachten wie auch Schweizer Instrumenten angetan. Während des Konzertes gab es frenetischen Applaus. Ich glaube das kann man als eine sehr gute Rückmeldung ansehen», sagt Lisa Stoll überaus glücklich gegenüber dem «Bock». Ihr sei es wichtig gewesen, traditionell Schweizerisches zu spielen. So gab sie etwa zusammen mit Nicolas Senn das Lied «Lueged vo Berg und Tal» zum Besten. Bei mehreren Liedern wurde Lisa Stoll von einem Streichquintett begleitet: «Was wir zusammen performten, waren sehr konzertante, virtuose und herausfordernde Sachen für das Alphorn. Der Stil ging dabei Richtung moderne, klassische Musik. Das war sicherlich spannend für die Zuhörer:innen, da sie dadurch sehen konnten, was alles auf diesem Instrument möglich ist.»

Einzigartige Akustik

Die bekannte junge Vertreterin der Schweizer Volksmusik ist von der Atmosphäre und dem Klang in der Elbphilharmonie sehr angetan: «Ich bin sehr affin, was die Akustik anbelangt. Um zu sehen, wie meine Stücke sich anhören, spiele ich immer wieder an unterschiedlichen Orten. In der Hamburger Konzerthalle hatten meine Lieder einen wunderschönen runden und warmen Klang. Die Akustik ist einfach einmalig. So etwas habe ich erst selten erlebt.» Um es aus einer anderen Perspektive geniessen zu können, sei sie am darauffolgenden Abend selbst im Publikum gewesen. «Der Klang von zuoberst war genau so phänomenal.»

Hackbrettspieler Nicolas Senn (v.l.), Kontrabassistin Madlaina Küng, Alphornbläserin Lisa Stoll und Jodlerin Nadja Räss. Bild: Norbert Senn
Sandro Zoller, Schaffhausen24