Den fünften und letzten Teil widmet er Niklaus Meienberg und seiner Reportage «Ernst S. Landesverräter (1909–1942)».
Wer sich mit dem «Landesverräter» Ernst S. befasst, kommt nicht um Niklaus Meienberg und seine ebenso tendenziös wie brillant geschriebene Reportage «Ernst S. Landesverräter (1909–1942)» herum.
«Wie ein Laborant»
Es mag Ende August 1972 gewesen sein, als ich zum ersten Mal im Treppenhaus der damaligen Stadtbibliothek (Vadiana) in St.Gallen mit dem, wie er schrieb, «frisch und zottig aus Frankreich eingetroffenen» Meienberg zusammentraf.
Angetan mit einem weissen «Berufsmantel», weil damals meine Hauptarbeit im Abstauben alter Folianten bestand, musterte mich das mächtige Mannsbild von oben bis unten und fragte schliesslich, ob ich der Stadtarchivar sei. Da die Bejahung zu seiner Zufriedenheit ausfiel, meinte er, ich sähe ja aus wie ein Laborant.
Er geruhte dann, mit mir zusammen meine Ausstellung «Aus dem Stadtarchiv» in Augenschein zu nehmen. In meinem «Archivtagebuch» ist von einer «interessanten Diskussion» die Rede.
Stehe zu Diensten
Weitere Besuche fanden im Juli 1974 statt. Am späten Nachmittag des 23. Juli stürmte Niklaus Meienberg in mein «Ämtli», wo ich eben der hochwichtigen Betätigung des Urkunden-Ordnens mich hingegeben hatte. Er war auf der Suche nach einer Todesanzeige für seine erwähnte Reportage. Der Buchhändler Peter Fehr (1926–2015), sprudelte er los, habe ihm gesagt, im «Tagblatt» vom 7. Oktober 1941 stehe: «Heini Mettler ist in Russland für den Führer gefallen.» Das müsse er unbedingt haben!
Der Zeitungsband wurde konsultiert, die Todesanzeige unter dem betreffenden Datum gefunden; der Text lautete: «Unser inniggeliebter Hannes Martin Mettler hat am 14. September 1941 bei Kiew den frühen Tod gefunden.» Das könne er, fluchte der «Historiker», gopferdeggel, so nicht brauchen, ohne das «für den Führer»! Als Historiker von Profession war ich natürlich geschockt ob so viel Voreingenommenheit, und es kam zu einem ziemlich heftigen Streit.