Er übernimmt das Ressort der künstlerischen Kuration. Er freut sich darauf, mit einer dynamischen Institution wie dem Rathaus für Kultur ortsspezifisch schaffen zu können und ist neugierig auf Lichtensteig.
Wie kam deine Verbindung zu Lichtensteig zustande?
Das Rathaus für Kultur kannte ich bereits über verschiedene Freunde, als mir zu Ohren kam, dass die Co-Leitungsstelle ausgeschrieben sei. Die Kombination aus dem Projekt, dem Ort und der Stelle hat mir direkt zugesagt. Ich freue mich, hier meine Ideen einbringen zu können und bin neugierig, den Ort und die Leute kennenzulernen und zu verstehen, wie Lichtensteig funktioniert.
Und was hast du vorher gemacht?
Zuvor habe ich in Essen an der Oper gearbeitet als Vermittler im Diversitätsmanagement. Dabei ging es darum, eine künstlerische Diversität in der Oper durch eine Vielfalt an neuen zeitgenössischen Formaten sicherzustellen. Ich habe dort neue Konzepte erarbeiten dürfen und einiges aus diesen Erfahrungen, die ich dort sammeln durfte, kann ich sicherlich auch in Lichtensteig einbringen. Ausserdem habe ich in verschiedenen Kulturprojekten in Bern und Zürich gearbeitet. Aktuell organisiere ich das Currents Festival in Zürich. Das ist ein Festival für zeitgenössische Musik.
Worauf freust du dich am meisten?
Jetzt gerade geht es natürlich erstmal darum alles kennenzulernen. Was sind meine Aufgabenbereiche, und zu verstehen, wie die Prozesse funktionieren und wo es Möglichkeiten für Synergien gibt. Ich bin sehr daran interessiert, mit anderen Institutionen, Projekten und verschiedenen Menschen zusammen zu schaffen und gemeinsam etwas zu bewegen. Ich freue mich darauf, offene Formate zu kreieren. Der letzte Rapid Rave im Keller, an dem ich dabei war, hat mich ziemlich glücklich gemacht. Dort haben die verschiedensten Menschen aller Altersgruppen zusammen getanzt. Ich würde sagen, das ist ein echter Erfolg.
Von Essen nach Lichtensteig
Ja, da liegen Welten dazwischen, das stimmt. Hier ist es natürlich viel schöner (er lacht). Und natürlich ist es auch etwas ganz anderes, mit einem kleinen Team zusammen zu schaffen als an einer streng hierarchischen Institution mit 500 Personen. Das ist eine ganz andere Atmosphäre. Daher freue ich mich, dass ich nun viel einfacher meine Ideen umsetzen kann und mit viel weniger Hierarchien zu tun habe. Ich möchte hier wirklich ortsspezifisch schaffen. Im Musiktheater Essen ging es unter anderem darum zu schauen, wie wir das Medium Oper mit Kunstströmungen der Gegenwart verbinden können - auch mit dem Ziel, ein jüngeres Publikum ansprechen zu können. Da ich als Kurator im Bereich zeitgenössische elektronischer Musik und Performance-Kunst arbeite, war ich der perfekte Match für diese Aufgabe. Keine Angst, im Rathaus werden (vermutlich) keine Opern stattfinden. Viel eher Musikprojekte mit Laien und Profis aus der Region und darüber hinaus. Bald werden wir mehr zum genauen Programm kommunizieren können.
Herausforderungen für die nächste Zeit?
Bald muss schon das neue Programm für 2025 stehen. Ideen habe ich genug, ich bin gespannt, wie meine Vorschläge ankommen.
Und wie wirkt Lichtensteig bisher auf dich?
Die Bäckerei ist schon mal hervorragend (er lacht). Und es war schon toll, ich wurde auf der Strasse bereits von mir unbekannten Personen angesprochen: “Du bist doch der Neue vom Rathaus!” Es ist schön, dass man sich kennt und dass hier viel läuft. Ich war bereits bei einigen Anlässen und Vernetzungstreffen und habe bereits eine wahnsinnige Bandbreite an tollen Projekten kennenlernen dürfen. Alle wirken offen und interessiert und man begegnet sich auf Augenhöhe. Das finde ich sehr erfrischend. Bis jetzt wurde ich sehr gut aufgenommen.
Philipp Cron lebt in Zürich. Er hat Musikwissenschaften und Kulturanalyse an der Universität Zürich studiert. Seine thematischen Schwerpunkte waren neben der Vokalmusik im 17.- und 18. Jahrhundert die zeitgenössische Oper und Minimal Music. Er war im Casino Bern für zeitgenössische Musikformate zuständig und arbeitete als Kurator im Cabaret Voltaire Zürich.