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18.10.2024

Tag der Bäuerin zum «Gold der echten Kommunikation»

Der Tag der Bäuerin machte sich auf die Suche nach dem «Gold» in der Kommunikation.
Der Tag der Bäuerin machte sich auf die Suche nach dem «Gold» in der Kommunikation. Bild: Michael Huwiler
Was macht eine gute Kommunikation aus? Ist es besser, bei einem unangenehmen Thema zu schweigen oder es bewusst anzusprechen?

Um diese und andere Fragen über das richtige Kommunizieren drehte sich der 31. Tag der Bäuerin an der Olma. Das Forum war einmal mehr bis auf den letzten Platz besetzt.

Mit dem Sprichwort «Reden ist Silber, Schweigen ist Gold» gaben sich die Bäuerinnen des Organisationsteams nicht zufrieden. «Auf dem Landwirtschaftsbetrieb werden die Kunden vom Schweigen der Bäuerin nicht glücklich», lautete ihr Argument, um den alten Spruch für das Motto am 31. Tag der Bäuerin kurzerhand in «Reden ist Silber. Was ist Gold?» umzuwandeln.

Die Gesprächsrunde wolle gemeinsam mit den Forumsteilnehmerinnen die Hürden und Herausforderungen der täglichen Kommunikation thematisieren, betonte OK-Mitglied Lea Broder zu Beginn der Veranstaltung.

Der richtige Ton und gutes Zuhören

Unter der Leitung von SRF-Moderatorin und Podcasterin Sabrina Lehmann diskutierten auf dem Podium Petra Dietiker aus Felben-Wellhausen, Sandra Helfenstein aus Zürich, Esther Stricker aus Mörschwil und Jörg Büchi aus Elgg. Was für sie in knappen Worten zum «Gold» der Kommunikation gehöre, lautete eine der Fragen an die vier Bauern in der Gesprächsrunde.

«Beim Kommunizieren sei es wichtig, den richtigen Ton zu finden», antwortete Petra Dietiker, die zusammen mit ihrem Mann einen Landwirtschaftsbetrieb leitet. Sie ist unter anderem für die Direktvermarktung und die von ihr ins Leben gerufene Bauernhof-Spielgruppe zuständig. 

Zu einer guten Kommunikation gehöre nicht nur das Reden, sondern auch echtes, interessiertes Zuhören, betonte Esther Stricker, die Beraterin für kollegiales Coaching ist und nicht mehr ausschliesslich auf dem Bauernhof arbeitet, sondern ihre frühere Ausbildung als Kauffrau in einem Teilpensum einsetzt.

Das Motto der Gesprächsrunde beinhalte für sie die Botschaft, nichts in sich hineinzufressen, sondern auch Probleme und unangenehme Themen zu kommunizieren, erklärte Sandra Helfenstein, Leiterin Kommunikation und Marketing beim Schweizer Bauernverband. Jörg Büchi, Landwirt und erfolgreicher Instagrammer, brachte die gegenseitigen Befindlichkeiten ins Spiel. «Zu einer guten Kommunikation gehört, nicht einfach nur draufloszureden, sondern auch die Erwartungen von sich und dem Gegenüber miteinzubeziehen.»

Kommunikationsprobleme im engsten Umfeld

In einer kurzen Umfrage wollte Moderatorin Sabrina Lehmann vom Publikum wissen, mit wem sich die Kommunikation am schwierigsten gestaltet. Zur Auswahl standen Stichworte wie Familie und Partnerschaft, Arbeitsumfeld und Konsumenten sowie Social Media. Mit Abstand am häufigsten genannt wurden Familie und Partnerschaft.

Das Ergebnis erstaune ihn nicht, erklärte Jörg Büchi: «Weil einem die Menschen im engsten Umfeld besonders nahestehen und man alles sehr persönlich nimmt, gerät man am heftigsten mit ihnen aneinander.»

Alle vier in der Gesprächsrunde berichteten über Erlebnisse mit mangelnder oder falsch verlaufener Kommunikation. Aus ihren Erzählungen wurde ersichtlich, dass gerade auch bei einem Generationenwechsel auf dem Hof, oft das «Gold» in der Kommunikation fehlt und es dadurch zu Unsicherheit, Unverständnis und Verletzungen führt. In Stresssituationen sei die Gefahr besonders gross, dass die Kommunikation aus dem Ruder laufe und in der Folge manchmal der Partner oder die Kinder als «Prellbock» herhalten müssten.

Alle vier waren sich einig, dass es sich lohnt, echte Kommunikation anzustreben. Sie gaben aber auch ihrer Überzeugung Ausdruck, dass es keine Patentrezepte gibt und es im Alltag wohl auch immer wieder zu Kommunikationsschwierigkeiten kommen wird.

Das Gegenüber wertschätzen

Nach Strategien für eine echte Kommunikation gefragt, antwortete Petra Dietiker, in den manchmal schwierigen Gesprächen während des Generationenwechsels auf dem Hof, habe sie sich daran erinnert, dass das Gegenüber ja auch nur das Beste für den Betrieb wolle und es nicht um eine persönliche Kränkung gehe. Dieser Blickwechsel könne helfen, die Kommunikation in bessere Bahnen zu lenken.

Sandra Helfenstein erklärte, erschwerten gefühlte oder echte Machpositionen die Kommunikation, stelle sie sich oft die Frage, wie sie es schaffe, auf Augenhöhe mit dem Gegenüber zu kommunizieren. Jürg Büchis Ratschlag lautete, dem Gegenüber stets Wertschätzung zu zeigen; und zwar auch dann, wenn schwierige Themen erörtert werden müssen.

Esther Stricker wiederum zeigte sich überzeugt, dass das Kommunizieren in der Hektik besonders anfällig für Missverständnisse ist. Besser sei es, das Gespräch auf später zu verschieben. 

Die Diskussionsrunde habe gezeigt, dass echte Kommunikation nicht nur im Landwirtschaftsbetrieb, sondern in allen Facetten des Lebens gefragt sei, betonte OK-Mitglied Isabella Schär am Schluss der Veranstaltung. Hürden und Herausforderungen könnten überwunden werden, wenn man offen und aufmerksam aufeinander zugehe, laute ein weiteres Fazit des Gesagten. Das «Echo vom Älplispitz» umrahmte den Tag der Bäuerin musikalisch.

pd/jos/toggenburg24