«Ich wurde mit K.-o.-Tropfen betäubt, vergewaltigt, wurde schwanger und musste dann abtreiben.» Mit solchen und weiteren schwierigen Situationen wird Claudia Schwingruber, Leiterin des neu eröffneten Kompetenzzentrums für sexuelle Gesundheit, seit diesem Sommer regelmässig kontaktiert.
Menschen mit Behinderungen sind häufiger Opfer von psychischer, physischer und sexueller Gewalt. Dazu kommt: Oft wird den Betroffenen nicht geglaubt oder sie erhalten keine Informationen. Das erlebt auch Claudia Schwingruber, Leiterin des ersten nationalen Kompetenzzentrums für sexuelle Gesundheit, beinah täglich. «Besonders gefährdet gelten Personen, die durch Dritte betreut werden», weiss sie.
Anlaufstelle für alle Facetten der körperlichen Gesundheit
Die engagierte Fachfrau spürt Beratungsbedarf: «Sowohl Betroffene als auch Fachpersonen aus der Betreuung, aber auch Angehörige wünschen sich eine zentrale und vor allem anonyme Anlaufstelle». Mit der Gründung des Kompetenzzentrums an der Lehnstrasse 88 in St.Gallen gibt es seit dem Sommer 2024 eine solche.
Sexuelle Gewalt ist hier nur eines von vielen Themen. Es geht um Körperwissen, Beziehungen führen und beenden, sexuelle Orientierung, Verhütung, Krankheiten, Kinderwunsch und vieles mehr. Fachpersonen und Angehörige erhalten Hilfestellung bei Einschätzungen und Reaktionen auf sexuelles Verhalten oder zu Fragen bezüglich Grenzverletzungen oder Prävention.