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Wattwil
20.11.2024

Amerika hat gewählt – was jetzt?

Wall Street-Kenner Jens Korte stellt sich auf vier aufregende Jahre in den USA ein – sieht durch die Wahl Trumps jedoch wenig Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und USA.
Wall Street-Kenner Jens Korte stellt sich auf vier aufregende Jahre in den USA ein – sieht durch die Wahl Trumps jedoch wenig Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und USA. Bild: Christof Lampart, Bronschhofen
Wall Street-Journalist Jens Korte zeigte sich in Wattwil vom neuen Trump-Kabinett wenig begeistert, denkt aber, dass die (Handels-)Beziehungen zwischen den USA und der Schweiz für die nächsten Jahre stabil bleiben dürften.

320 Personen fanden sich am Montagabend auf Einladung der Raiffeisenbanken Oberes Toggenburg, Mittleres Toggenburg und Unteres Toggenburg und Neckertal im Wattwiler Thurpark ein, um zu hören, wie der Wall Street-Journalist Jens Korte die aktuelle (wirtschafts-)politische Lage einschätzt. 

«Das ist eine verrückte Truppe»

Jens Korte verdeutlichte, dass der Trump von 2024 ein anderer als jener von 2016 sei. „Er ist vorbereitet. Vor acht Jahren hat er selbst nicht mit seiner Wahl gerechnet – jetzt aber schon.“ Das Kabinett, dass der nächste Präsident der Vereinigten Staaten aktuell zusammenstelle, sei jedoch ein Mix aus Fernseh-Moderatoren, Impfgegnern, Zoll-Fans und skandalumwitterten Politikern, so dass ihm jetzt schon ein wenig mulmig werde, sollten alle vom US-Kongress abgesegnet werden. Einem Kongress, in dem die Reps aktuell eine 53 zu 47-Mehrheit halten. „Das ist eine verrückte Truppe, die Trump um sich geschart hat“, erklärte Jens Korte. 

Zollerhöhung würde US-Bevölkerung belasten 

Korte rechnet damit, dass Trump mehr von seinem Programm umsetzen werde als er es in seiner ersten Amtszeit getan habe. Doch ob Trump bei der Erhebung von massiven Zöllen – 10 bis 20 Prozent auf alle Importe, 60 Prozent auf China – wirklich durchkomme, bezweifelte der Finanzjournalist. Selbst beim Spielzeug bekämen die USA dann ein grosses Problem, denn „von allem Spielzeug, das in den USA verkauft wird, wird ein Prozent in den USA hergestellt, rund 70 Prozent in China“, sagt Korte. Die Folge: „Eine Erhöhung der Zölle würden vor allem die amerikanische Bevölkerung ausbaden müssen“. Bei den Pharmapreisen seien die USA heute schon in negativer Hinsicht top, kosten doch Medikamente oft das Zehnfache wie in der Schweiz. Und der Trend dürfte sich verstärken, sollte Trump ernst machen. „Dann hätten wir die höchsten Zölle seit den 1930er Jahren“, so Jens Korte.

Zwar hätten die USA auch ein echtes Problem mit illegalen Einwanderern. Aber die Massenrückführung von bis zu 15 Millionen Migranten, die Trump anstrebe, könnte ein Eigentor für die US-Wirtschaft werden. Denn die Asylsuchenden seien nach ihrer Registrierung in den USA sofort arbeitsberechtigt. Und als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, in der Gastronomie oder Alte in der Altenpflege nicht nur gefragt, sondern dringend benötigt, um das System am Laufen zu halten. 

Die USA ist der wichtigste Handelspartner

Trotz allem seien die USA wirtschaftlich aber nach wie vor sehr gefragt – zeigten doch die deutschen als auch die schweizerischen Investitionen in den USA in den letzten zehn Jahren nur in eine Richtung: nach oben. Nach wie vor kämen viele Firmen, die ihre Produkte international lancieren wollen, nicht um einen US-Markteintritt herum. Auch Schweizer Unternehmen. „Die USA ist, als einzelnes Land, der wichtigste Handelspartner für die Schweiz – und daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern. Ganz egal, wer gerade US-Präsident ist“, so Jens Korte. 

Christof Lampart / Toggenburg24