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Kultur
25.11.2024

Ein Hauch von Italianità in der Lokremise

Carlo Goldoni (1707-1793).
Carlo Goldoni (1707-1793). Bild: Wikipedia
Carlo Goldoni war ein Theater-Innovator: Mit seinen Stücken brach er Mitte des 18. Jahrhunderts mit der Tradition der Commedia dell’Arte, indem er geschriebene Theatertexte einführte.

Einer dieser Texte, «Der Diener zweier Herren», dient Regisseur Max Merker als Dreh- und Angelpunkt für einen Goldoni-Abend mit ebenso viel Witz wie Italianità. Am 30. November 2024 ist die Premiere in der Lokremise .

Die Vorstellung, wie Theater zu spielen sei, wird in Merkers Inszenierung wieder auf den Kopf gestellt. Manches wird zitiert, vieles haben Max Merker, der Dramaturg Martin Bieri und das Ensemble neu geschrieben. Auch die Entstehungszeit der Vorlage vor knapp 300 Jahren kommt nur als Anspielung auf die Bühne, z.B. in Form der Kostüme von Nic Tillein.

Carlo Goldoni steht diesen «Eingriffen» indes nicht wehrlos gegenüber, sondern darf sich – als Bühnenfigur – kritisch damit auseinandersetzen.

Auf diese Weise lädt der Goldoni-Abend in der Lokremise nicht nur zum Nachdenken über das Theater ein, sondern verspricht dank Temporeichtum, Humor und Gesang auch beste Unterhaltung.

Bühnenmusik ist beteiligt

Dieses Italien ist auch im Bühnenbild von Damian Hitz präsent, und zwar in Form einer originalen italienischen Telefonkabine, die eigens für die Produktion in die Ostschweiz transportiert wurde. Das Licht stammt von Dennis Scherf.

Das Ensemble setzt sich hauptsächlich aus hauseigenen Spielerinnen und Spielern zusammen: Neben Annabel Hertweck, Diana Dengler, Marcus Schäfer, Anja Tobler und Manuel Herwig wird auch Aaron Hitz auf der Bühne zu sehen sein.

Hitz ist in der aktuellen Spielzeit bereits bei der Rocky Horror Show am Theater St. Gallen als Gast engagiert. Singend sowie an der Gitarre und am Klavier steuert er gleichzeitig auch die Bühnenmusik bei.

Die Comedia dell’arte – die gute alte Zeit des Theaters.

Kein Satz wurde auf der Bühne gesprochen, wenn er nicht lustig war, die Schauspieler konnten sagen und machen, was sie wollten, und das Publikum kam mit einem einzigen Ziel zu den Vorstellungen: Divertimento! Doch dann trat einer auf, der es besser wusste: Carlo Goldoni, natürlich ein Jurist, schrieb seine Theaterstücke Wort für Wort nieder – und verlangte von den Schauspielern, dass sie sie auswendig lernten. Che scandalo!

Das berühmteste dieser damals neuen Stücke ist Der Diener zweier Herren.

Eine turbulente Verwechslungskomödie rund um den immer hungrigen Diener Truffaldino, der sich aus Armut gezwungen sieht, zwei Jobs gleichzeitig anzunehmen. Schreiend komisch und gleichzeitig ein wildes Ringen mit dem bis heute ungezähmten Unbewussten des Theaters: ein grosses Fressen, ein Fest der Verstellung und des Spiels.

Den Diener zweier Herren hat Goldoni für zwölf Personen verfasst, dementsprechend sind die meisten Rollen doppelt besetzt und unterstreichen damit die bereits im Stücktitel Der Diener zweier Herren angelegte philosophische Position, wonach das Individuum keine in sich geschlossene Einheit bildet.

Eine Erkenntnis, die für Merker und sein Team – wie damals für Goldoni – Anlass zu viel Komik und Spass am Spiel mit Identitäten bietet.

Das komische Theater des Signore Goldoni

Schauspiel nach Der Diener zweier Herren von Carlo Goldoni

Lokremise St.Gallen

  • Inszenierung: Max Merker
  • Bühne: Damian Hitz
  • Kostüm: Nic Tillein
  • Licht: Dennis Scherf
  • Dramaturgie: Martin Bieri
  • Musik: Michel Schröder
  • Regieassistenz: Veronika Jocher
  • Soufflage: Simone Fuston
  • Spiel:
    Diana Dengler, Annabel Hertweck, Manuel Herwig, Aaron Hitz, Marcus Schäfer, Anja Tobler

Vorstellungen

  • Samstag, 30. November 2024, 20 Uhr
  • Freitag, 6. Dezember 2024, 20 Uhr
  • Samstag, 7. Dezember 2024, 20 Uhr
  • Mittwoch, 11. Dezember 2024, 20 Uhr
  • Sonntag, 15. Dezember 2024, 17 Uhr
  • Dienstag, 17. Dezember 2024, 20 Uhr
  • Freitag, 20. Dezember 2024, 20 Uhr
  • Freitag, 27. Dezember 2024, 20 Uhr
  • Samstag, 28. Dezember 2024, 20 Uhr
  • Samstag, 1. Januar 2025, 20 Uhr
  • Dienstag, 7. Januar 2025, 20 Uhr
  • Samstag, 18. Januar 2025, 20 Uhr

Ferner ist Das komische Theater des Signore Goldoni zweimal im Theater Chur zu sehen: am 11. Januar um 19.30 Uhr und am 12. Januar um 16 Uhr.

Jeweils eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellungen vom 11., 15., 17. und 28. Dezember finden Einführungen in das Stück statt. Im Anschluss an die Vorstellung vom 15. Dezember gibt es zudem ein Nachgespräch.

Am 16. Januar findet im Studio ein Talk zum Thema «Wer wäre ich, wenn ich wer anderes wär» statt.

www.konzertundtheater.ch/programm

pd/stz. / Toggenburg24