Neue Forschung an den 50-jährigen Fundstücken von einer Baustelle in Goldach hat nun gezeigt, dass nicht diese Knochen zu einem Auerochsen gehören, sondern diejenigen eines Rinderartigen, die auf dem St.Galler Marktplatz gefunden wurden.
Wer sich mit Sammlungsobjekten in der Ausstellung des Naturmuseums St.Gallen auseinandersetzt, geht von der Richtigkeit der beschriebenen Fakten aus. Doch weiterführende Forschung mit den Objekten kann auch neue Erkenntnisse ans Licht bringen. Dies ist aktuell der Fall mit dem Goldacher «Auerochsen», dessen Schädel und Knochenmaterial seit mehreren Jahren ausgestellt ist.
Jünger als gedacht
Entdeckt wurde er 1974 auf einer Baustelle in Goldach, wo ihn die Kantonsarchäologie freilegte. Aus der Fundlage und der Grösse des mächtigen Tieres schätzten Experten sein Alter auf ungefähr 12'000 Jahre, was auf einen Auerochsen – die Wildform des Hausrindes – schliessen liess. Der Fund machte in den 70er-Jahren schweizweit Schlagzeilen.
Doch die Schädel- und die Hornform passten aus Sicht von Madeleine Geiger, der heutigen Leiterin Sammlung und Forschung des Naturmuseums St.Gallen, und ihren Kollegen nicht zu einem Auerochsen.
Sie veranlasste eine Radiokarbondatierung an der ETH Zürich, mittels der sich der Gehalt des radioaktiven Kohlenstoffs (C14) in organischem Material wie Knochen messen lässt. Aus den Ergebnissen sind Rückschlüsse auf den Todeszeitpunkt möglich. Die Radiokarbondatierung zeigte, dass das Tier zwischen 1694 und 1918 verendete, als die Auerochsen bereits ausgestorben waren.