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Schweiz
29.12.2024
29.12.2024 16:06 Uhr

Autobahn A2: Test des Astra auf gefährlichstem Autobahnabschnitt der Schweiz

Autobahnabschnitt auf der A2, bei der Knutwilerhöhe, in Fahrtrichtung Luzern. Situation bei Sonnenschein in den Wintermonaten.
Autobahnabschnitt auf der A2, bei der Knutwilerhöhe, in Fahrtrichtung Luzern. Situation bei Sonnenschein in den Wintermonaten. Bild: Kanton Luzern, Astra
Durch die tiefstehende Sonne im Winter, wird der Autobahnabschnitt auf der A2 zwischen Dagmersellen LU und Knutwil LU, jeweils zwischen Weihnachten und Mitte Januar zu einem der gefährlichsten Autobahnabschnitte der Schweiz. Nach einer Massenkarambolage mit 23 Verletzten im Dezember 2022, testet das Bundesamt für Strassen (Astra) jetzt technische Massnahmen um die Fahrzeuglenker zu warnen.

Es passierte am 30. Dezember 2022 auf der Autobahn A2 bei der Knutwilerhöhe in Fahrtrichtung Luzern: Dort kam es zu einer Massenkarambolage mit 23 Verletzten, beteiligt waren 24 Fahrzeuge. Der Unfall geschah im Morgenverkehr um 8.30 Uhr. «Man wird da brutal geblendet», wurde ein Augenzeuge zitiert. Er und weitere Augenzeugen vermuteten, dass die an der Massenkarambolage beteiligten Fahrer von der Sonne geblendet wurden und nicht oder zu spät gesehen haben, dass jemand gebremst hat. Auch die Polizei hielt diese Unfallursache damals für möglich.

Ein Autolenker, der in der Region wohnt, musste die gefährliche Situation mit der extremen Sonneneinstrahlung auf der Autobahn A2 bei der Knutwilerhöhe selbst schon erleben. Er sagt:

«Man sieht wirklich rein gar nichts mehr, da nützt auch die Sonnenblende nichts, weil einem das Licht direkt von vorne und nicht in einem leichten Winkel blendet. Man befindet sich dann in einem absoluten Blindflug.»

Unfallsituation der Massenkarambolage auf der Knutwilerhöhe, Autobahn A2, vom 30.12.2022 Bild: Kantonspolizei Luzern

Wie, wo und wann genau kommt es zur gefährlichen Situation?

Dazu teilt Oetterli auf Anfrage mit, dass die Sonne dort in der besagten Jahreszeit am Morgen direkt über der leicht ansteigenden Fahrbahn bei Knutwil LU steht, wobei das Phänomen in Fahrtrichtung Süden, also Richtung Luzern, auftrete. «Voraussetzung ist klares Wetter, sprich entweder ohne Bewölkung oder nur teilweiser Bewölkung, wenn die Sonne von Süden her unter den Wolken, die weiter nördlich sind, unten durch scheinen kann.»

Aufpassen müssen Fahrzeuglenker auf der langen Gerade nach der Einfahrt Dagmersellen LU, zwischen den Ortsteilen Uffikon LU und Buchs LU, wo die die Autobahn eine leichte Biegung nach rechts macht und dann auf die Anhöhe bei Knutwil LU ansteigt (Knutwilerhöhe).

Der Astra-Sprecher warnt: «Nach der ganz leichten Rechts-Biegung, sobald die Autobahn ansteigt, kann es zur Blendung kommen.»

Bild: Bote der Urschweiz / OSM

Geschwindigkeit reduzieren, Abstand halten

Und wie sollen sich Autofahrer auf der A2 verhalten, wenn sie sich genau in einer solchen Konstellation morgens zwischen Weihnachten und Mitte Januar dort mit ihrem Fahrzeug befinden? Hier die Ratschläge des Asta-Sprecher an betroffenen Verkehrsteilnehmer, um das Unfallrisiko zu senken:

Wenn das Wetter klar ist und man die Sonne auf der langen Gerade bereits sieht, sollen die Autofahrenden vor der leichten Rechtsbiegung die Geschwindigkeit reduzieren.

Auf jeden Fall den Sicherheitsabstand zu anderen Fahrzeugen einhalten.

Es ist ratsam, sogar mehr Sicherheitsabstand zu halten.

 

Saubere Scheibe kann Sicht bei Blendung verbessern

Ein weiterer Autofahrer, der oft auf dieser Strecke unterwegs ist, rät zudem, die Frontscheibe zu reinigen, denn wenn diese nicht einwandfrei sauber sei und die Sonne blende, sei die Sicht auf die Fahrbahn noch schlechter.

Das Astra hat auf der Autobahnbrücke bei Knutwil LU versuchsweise einen Sensor montiert, der tiefstehende Sonne detektiert und so das vorgelagerte Warnsignal aktiviert. Bild: TeleZüri Screenshot

Astra testet Warnanlage

Eine Statistik, die zeigt, wie viele Unfälle dort wegen der blendenden Sonne schon passiert sind, gibt es nicht. Ausserhalb der Zeit von Weihnachten bis Mitte Januar gilt die Knutwilerhöhe denn auch nicht als gefährlich, so Oetterli. «Es ist nicht so, dass an dieser Stelle oft Unfälle passieren. Die Stelle ist abgesehen von den zwei bis drei Wochen während dieses Phänomens unproblematisch.» Dennoch: Beim Astra ist das Blend-Problem zum Jahreswechsel seit Längerem bekannt. Um die Gefahr zu entschärfen, prüft das Astra aktuell verschiedene Massnahmen. 

Aus diesem Grund wurde nun auf der Autobahnbrücke bei Knutwil LU testweise ein Sensor montiert, der detektiert, wenn die Sonne tief steht und mit einer gewissen Intensität scheint. Dann aktiviert dieser Sensor ein Gefahrensignal, welches vor der Gefahrenstelle warnt und auffordert Abstand zu halten. Die Testphase dauert bis Mitte Januar 2025. Sollte sich das System bewähren, so wird es fix montiert bleiben.

Das durch das Astra versuchsweise angebrachte Warnsignal bei der Autobahnbrücke Höhe Buchs LU in Fahrtrichtung Luzern. Bild: Luzerner Zeitung

Fernsehbeitrag von TeleZüri zum Test des Astra auf der Autobahn A2:

Zuerinews - Sonne-blendet-autofahrer-astra-reagiert-nach-massenkarambolage

Marcel Furrer, Toggenburg24