Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Agenda
Schweiz
04.01.2025

Feuerwerk: In der Schweiz bald verboten?

Bald Vergangenheit? Feuerwerke an Neujahr und am 1. August.
Bald Vergangenheit? Feuerwerke an Neujahr und am 1. August. Bild: pixabay.com/zo24
Schwere Unfälle mit Feuerwerk und teils kriegsähnliche Zustände in Deutschland bringen die Diskussion um ein generelles Verbot in der Schweiz wieder auf den Tisch.

Die «Neue Zürcher Zeitung» listet die (unvollständige) Bilanz des Schreckens in der Schweiz auf.

Saas-Fee: Kurz nach dem Mittag detoniert im Walliser Ferienort ein Feuerwerkskörper mitten in einer Menschenmenge. Vier Personen werden verletzt, unter ihnen ein 14-jähriges Mädchen schwer.

Rorschacherberg: Kaum ist das neue Jahr angebrochen, explodiert selbstgebasteltes Feuerwerk in der Hand eines 36-jährigen Mannes. Dessen linker Unterarm wird weggesprengt und muss schliesslich in einer Notoperation komplett amputiert werden. 

Schenkon LU: Ein 46-jähriger Mann hantiert an einer Einrichtung zum Abschuss von Böllern herum, wobei es zu einer Explosion kommt. Noch auf der Unfallstelle verstirbt der Mann.

Kugelbomben im Deutschland

Noch sind die Kugelbomben, die in Deutschland zu mehreren Todesfällen geführt haben, hierzulande nicht aufgetaucht. Doch für die Polizei und die Rettungskräfte wird Silvester auch so jedes Jahr zur Herausforderung. Genaue Statistiken zu den Unfällen im Umgang mit Feuerwerken existieren zwar nicht, aber laut Schätzungen der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) sind es pro Jahr rund 200.

Auch ohne dass es in der Schweiz zum krawallartigen Einsatz von Feuerwerk im grossen Stil gekommen ist, befeuern die Unfälle eine Debatte, die schon seit einigen Jahren läuft. Ein Komitee, das ein Verbot des Verkaufs und der Verwendung von lärmendem Feuerwerk verlangt, hatte vor zwei Jahren keine Mühe, rund 140 000 Unterschriften für eine Volksinitiative zusammenzubringen.

Chance an der Urne

Je nach Verlauf der Debatte könnte das Vorhaben an der Urne durchaus Chancen haben. Dies, zumal sich das Komitee politisch nicht einem bestimmten Lager zuordnen lässt.

Doch trotz dieser offenkundigen Skepsis bis in weite Teile der Bevölkerung will der Bundesrat allerdings kein flächendeckendes Feuerwerksverbot. Im Oktober anerkannte er zwar die negativen Auswirkungen für Umwelt, Mensch und Tier. Aber für viele Menschen gehöre ein Feuerwerk zu den Feierlichkeiten am 1. August und an Silvester, erklärte er. Zudem hätten die Kantone und Gemeinden schon heute genügend Möglichkeiten, das Abbrennen von Feuerwerk einzuschränken.

Verbote an verschiedenen Orten

Tatsächlich haben verschiedene Orte die Böllerei auf ihrem Gebiet untersagt. So erlaubt das Polizeigesetz von Arosa seit Dezember 2024 grundsätzlich nur noch nicht Lärm verursachendes Bodenfeuerwerk wie bengalische Zündhölzer oder Vulkane. Andere Gemeinden wie Allschwil BL oder Hombrechtikon haben dieses Jahr Feuerwerk an Silvester verboten.

Drohnenshows als Ersatz

Selbst offizielle Feuerwerke an Grossanlässen, die bis anhin als Höhepunkt von Festivitäten galten, sind von der Entwicklung betroffen. In Basel wurde das traditionelle Silvesterfeuerwerk schon 2020 eingestellt, nachdem die privaten Geldgeber abgesprungen waren. Auch an der Badenfahrt, einem mehrtägigen Aargauer Volksfest, das nur alle fünf bis zehn Jahre stattfindet, wurde die letzte Rakete im Jahre 2017 gezündet. In Olten SO ist sogar das 1.-August-Feuerwerk seit 2019 offiziell gestrichen.

Thomas Renggli