Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Agenda
St. Gallen
06.01.2025

Die Überreste sollen geborgen werden

(Symbolbild)
(Symbolbild) Bild: zVg
Im Jahr 1957 stürzte ein Swissair-Flugzeug in den Bodensee. Nun sollen die Überreste geborgen werden, um ein Denkmal für die Verstorbenen zu errichten und zur weiteren Klärung der Unfallursache beizutragen. Bevor die invasiven Quagga-Muscheln die Wrackteile für immer begraben.

Am Dienstag, dem 18. Juni 1957, um 10:20 Uhr, stürzte eine Swissair-Maschine vom Typ DC-3 in den Bodensee. Das Flugzeug, das sich zwischen Arbon und Romanshorn in grosser Höhe befand, geriet plötzlich ins Trudeln und ging in einen steilen Sturzflug über. Es schlug mit hoher Geschwindigkeit auf der Wasseroberfläche auf und versank innerhalb weniger Minuten. Alle neun Insassen kamen dabei ums Leben.

Bergung nach dem Unglück

Nach dem Absturz leitete der erfahrene Flugzeugberger Martin Schaffner, auch bekannt als «Bomber-Schaffner», die Bergung der Trümmer. Der Grossteil des Wracks wurde geborgen und zur Untersuchung in die Werft nach Romanshorn gebracht. Dennoch konnten nicht alle Wrackteile sichergestellt werden, da diese in Tiefen von über 200 Metern lagen.

Unfallursache

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde der Unfall durch einen Strömungsabriss verursacht, der zu einem Kontrollverlust und schliesslich zum Absturz führte. Das Flugzeug kippte aufgrund eines Geschwindigkeitsverlustes über die rechte Tragfläche ab und geriet ins Trudeln.

Die Höhe reichte nicht aus, um die Maschine wieder in den Normalflug zu bringen. Als Grund für den Geschwindigkeitsverlust wird ein zu langsamer Flug während eines Schulflugmanövers respektive Flugleistungsmessungen vermutet.

Wiederentdeckung 2016

Im Jahr 2016 machte sich der ehemalige American-Pilot Andrew Frauenfelder auf die Suche nach den verbliebenen Wrackteilen. Mithilfe eines Side-Scan-Sonars, das er knapp über dem Seegrund führte, entdeckte er mehrere verdächtige Objekte.

Bild: zVg

Am Abend des 26. August 2016 tauchten die Überreste des Flugzeugs im Lichtkegel seines Tauchroboters auf. Neben dem linken Motor (einem Pratt & Whitney R-1830) fand Frauenfelder nur noch wenige kleinere Trümmerteile.

Es sollte sein einziger Besuch beim Wrack bleiben: «Meine Suche war damit beendet, und die Neugierde wich einer Leere und Traurigkeit über dieses Unglück», sagte Frauenfelder.

Ein Nachbarprojekt: Das Dampfschiff «Säntis»

Interessanterweise hatte Martin Schaffner bei der Bergung des DC-3-Wracks im Jahr 1957 auch das Wrack des nahegelegenen Dampfschiffs «Säntis» mit Suchleinen, die zwischen zwei Schiffen über den Grund gezogen wurden, eingewickelt.

Der Präsident des Schiffsbergevereins, Silvan Paganini, erfuhr vom Flugzeugwrack und widmete sich zunächst dem Projekt, die «Säntis» zu bergen.

 

Bild: zVg

Später, im Winter 2023 und 2024, wurde eine Absturzstelle eines amerikanischen B-17-Bombers vor Romanshorn untersucht. Allerdings verunmöglichte die dichte Schicht von invasiven Quagga-Muscheln jegliche Funde. Paganini beschloss, die Überreste der DC-3 rechtzeitig zu sichern, bevor auch diese von den Muscheln überwuchert werden.

Klärung der Eigentumsrechte

Nach einigen Recherchen und Verhandlungen hatte es der Schiffsbergeverein geschafft. Am 18. Dezember 2024 erklärte der Liquidator der ehemaligen Swissair, dass weder die Swissair AG noch die SAirGroup AG Rechte an den Überresten des Flugzeugs geltend machen würden und der Schiffsbergeverein frei über die Überreste der Swissair DC-3 und die Kennzeichen HB-IRK verfügen kann.

«Die rechtliche Klärung war entscheidend», so Paganini, «denn ohne Eigentumsklarheit wäre keine Bergung möglich gewesen.»

Zukunftspläne

Die weiteren Untersuchungen sollen mit moderner Technik durchgeführt werden, um das Trümmerfeld präzise zu dokumentieren. Es wird vermutet, dass eine detaillierte Analyse des linken Motors neue Hinweise auf die Unfallursache liefern könnte, da angenommen wird, dass damals das Fliegen mit nur einem Motor trainiert wurde. 

Ziel ist es, ein Denkmal zu schaffen, das an die Opfer des Unglücks erinnert.

Silvan Paganini ist überzeugt, dass dieses Projekt erfolgreich sein wird: «Während die Quagga-Muscheln die Überreste des B-17-Bombers für immer verdeckt hat, werden wir die Überreste der Swissair DC-3 retten und ein würdiges Monument errichten. Die Arbeit wird unserem Verein nicht ausgehen. Allerdings liegt der Fokus zuerst auf dem Crowdfunding für den nächsten Bergungsversuch des Dampfschiffs ‚Säntis‘, das noch bis zum 31. Januar auf www.lokalhelden.ch/bergung-saentis läuft.»

pd/tan/toggenburg24