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Politik
12.01.2025
13.01.2025 08:40 Uhr

Asylsystem droht Kollaps

Immer mehr Menschen wollen in die Schweiz. Aber wo sollen sie bleiben?
Immer mehr Menschen wollen in die Schweiz. Aber wo sollen sie bleiben? Bild: sozialinfo.ch
Das Schweizer Asylsystem stösst an seine Grenzen. Claudia Kratochvil, Direktorin des Schweizerischen Gemeindeverbands, warnt vor einem Kollaps.

Eine aktuelle Umfrage des Gemeindeverbands zeige, dass 31 Prozent der Gemeinden die Betreuung von Asylsuchenden als eines ihrer Hauptprobleme nennen, so Kratochvil in der «NZZ am Sonntag».  

Gemeinden am Anschlag

Viele Gemeinden, Städte und Kantone wüssten nicht mehr, wo sie die Menschen unterbringen sollen. Die Nutzung von unterirdischen Zivilschutzanlagen sei keine Ausnahme mehr, sondern gängige Praxis. Hinzu komme, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung sinke und die Zahl der Gastfamilien stark zurückgegangen sei.

Ein weiteres Problem sei der Fachkräftemangel. «Qualifizierte Personen für die Flüchtlingsbetreuung sind sehr schwer zu finden», erklärte Kratochvil in der Zeitung weiter.

Kürzung der Integrationspauschale «nicht stemmbar»

Die Direktorin kritisierte zudem den Bundesrat für seine Sparpolitik. Die geplante Kürzung der Integrationspauschale um eine halbe Milliarde Franken pro Jahr sei «nicht stemmbar» und würde massive Auswirkungen auf die Budgets von Gemeinden und Kantonen haben.

Gemeinden stark belastet

Bereits jetzt seien die Gemeinden durch den Pendenzenberg von 22'000 unerledigten Asylgesuchen stark belastet. Darunter seien rund 17'000 Menschen, die sich im Asylverfahrensprozess befinden, sowie 5'000 Personen im Prozess um den Schutzstatus S. «Sie leben in einer Warteschlaufe und blockieren Plätze, die dringend gebraucht würden», sagte Kratochvil.

Abbau von Pendenzen unerlässlich

Die Direktorin forderte den Bund auf, die Pendenzen rasch abzubauen und Gesuche in den Bundesasylzentren abschliessend zu prüfen.

Zudem brauche es dringend mehr Ressourcen, um die Verfahren zu beschleunigen. Sie bemängelte auch die mangelhafte Kommunikation im Zusammenhang mit der Schliessung von neun temporären Bundesasylzentren. So seien die Gemeinden und Kantone unzureichend informiert worden.

Thomas Renggli / Toggenburg24