Im Zentrum stehen neue Interpretationsformen rund um das Thema «Tempo» in der klassischen Musik. Meisterwerke aus Klassik und Romantik erklingen in einem neuen Gewand: mit mehr Atem, mehr Raum und mehr Zeit. Nun geht der St.Galler mit diesem Projekt auf Schweiz-Tournee.
Das Thema «Entschleunigung» ist ein Trend in unserer Gesellschaft. Mehr Zeit bedeutet mehr Lebensqualität und Tiefgang. Wer hätte gedacht, dass dieses Phänomen auch klassische Musik bereichern und inspirieren kann?
Schon in früheren Jahrhunderten war das «richtige Tempo» für Komponisten ein zentrales Anliegen. Mozart etwa beschwerte sich in Briefen, dass Interpretierende seine Werke «viel zu geschwind» aufführen. Warum? Weil (zu) hohe Tempi zwar einen beeindruckenden Effekt machen, aber auch harmonische und melodische Reichtümer verwischen lassen.
In eine andere Richtung geht Bernhard Ruchti mit seinem «A Tempo Projekt». Dabei stützt er sich nicht nur auf ein Zeitgefühl, sondern auch auf historische Forschungen. Eine zentrale Position nimmt dabei eine Figur ein, von der man kaum erwarten würde, dass sie etwas mit Entschleunigung zu tun haben könnte: Franz Liszt.
Viele Quellen belegen: Der grosse Klaviervirtuose war in seiner Blütezeit auch dafür bekannt, gemässigte Tempi zu wählen und den Tiefendimensionen der Musik Raum zu verschaffen. Inspiriert von Franz Liszt hat Bernhard Ruchti in den vergangenen Jahren zahlreiche audiovisuelle Aufnahmen von klassischen Werken in neuen Interpretationen präsentiert – mit mehr Atem, mehr Raum und mehr Zeit.