Die Zeiten der alleinigen FCZ-Dominanz sind endgültig vorbei – die Machtverhältnisse in der AWSL verschieben sich, beobachtet stgallen24-Fussballexpertin Simea Rüegg.
GC schlägt den FCZ. 5:0, ein Kantersieg. Es war bloss ein Testspiel, ein vorbereitendes Stadtderby vor der zweiten Saisonhälfte oder eben auch ein nachbereitendes, nachdem die exakt selbe Affiche vor der Winterpause im 1:1-Unentschieden geendet hatte.
Vor Servette kam lange nichts
Und doch zwingt sich dieses kleine «aber» auf. Es war ein Testspiel, aber der grosse FCZ ging unter. Das ist neu. In der AXA Women’s Super League (AWSL) haben sich die restlichen Teams den bis anhin unantastbaren Favoriten FC Zürich und Servette FC Chênois an die Fersen geheftet. Spätestens seit dieser Saison schwindet die Leistungsdifferenz.
Das gewohnte Bild ist noch nicht zerbröckelt, dennoch zeigt es erste Risse. Zürich, und später auch Servette, waren während langer Zeit das Mass aller Dinge: Seit der Geburtsstunde der FCZ-Frauenabteilung im Jahr 2008 ging der Meistertitel – mit zwei Ausnahmen von YB im Jahr 2011 und FC Neunkirch 2017 – an ebendiese Abteilung. In den letzten vier Saisons schloss Servette auf und knöpfte Zürich zwei Ligagewinne ab.
Etwas weniger FCZ gab es im Cup: Ganz nach Cupmanier, wo es traditionell viel Raum für Überraschungen gibt, war Zürich weniger dominant. Seit 2012 gab es jeweils «nur» zwei Siege am Stück, dann gewann ein anderes Team, bevor Zürich wieder zweimal siegte. 2022 riss diese Serie. Danach gelang Servette der Doppelsieg, der FCZ verpasste dabei beide Finals.
Die Liga wird attraktiver
Es waren also die Genferinnen, die erstmals aufhorchen liessen. Damit sind sie nicht mehr allein. In der vorletzten Saison wurde es auf dem Tabellenpodest – bevor es in die titelentscheidenden Playoff-Spiele ging – eng, je sechs Punkte trennten Servette, Zürich und GC. In der letzten Saison wurde es noch enger, der Abstand schrumpfte auf je einen Punkt zwischen Servette, Zürich und Basel.
Am engsten ist es in der aktuellen Saison. Die Top Fünf platziert sich zur Winterpause innerhalb von sieben Punkten, jeweils zwei Zähler liegen zwischen Servette, Basel, Zürich, YB und St. Gallen. Die Liga wird sichtlich attraktiver.