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Gesundheit
06.02.2025

Im Leben und im Sterben getragen sein

Das interdisziplinäre Spiritual Care Team v.l.: Ute Latuski, reformierte Theologin und Seelsorgende, Leila Bleichenbacher und Brigitte Jäger, beides Pflegefachpersonen mit Weiterbildungen in Würdezentrierter Therapie bzw. Spiritual Care und Matthias Angehrn, katholischer Theologe und Seelsorger.
Das interdisziplinäre Spiritual Care Team v.l.: Ute Latuski, reformierte Theologin und Seelsorgende, Leila Bleichenbacher und Brigitte Jäger, beides Pflegefachpersonen mit Weiterbildungen in Würdezentrierter Therapie bzw. Spiritual Care und Matthias Angehrn, katholischer Theologe und Seelsorger. Bild: Bistum St. Gallen
Die Krebsliga Ostschweiz und die ökumenische Fachstelle BILL – Begleitung in der letzten Lebensphase – haben im August 2024 ein wegweisendes Projekt gestartet.

Ziel ist es, Palliativpatientinnen und -patienten sowie ihre Angehörigen auch im ambulanten Umfeld spirituell und seelsorgerisch zu begleiten. Damit setzen die Krebsliga Ostschweiz und die Kirchen einen wichtigen Impuls für eine umfassende und menschenwürdige Palliativversorgung.

Am Lebensende stellen sich oft existentielle Fragen: «Was gibt meinem Leben Sinn?», «Wie bewahre ich meine Würde?» oder «Wer schaut mich wertschätzend an?». Solche Themen rücken in den Fokus der Spiritual Care. «Es geht darum, Menschen als Ganzes wahrzunehmen und ihnen Raum für ihre inneren Anliegen zu geben», sagt Ute Latuski, Theologin und Leiterin der Fachstelle BILL. Die seelsorgerische Begleitung ist ein essenzieller Bestandteil einer umfassenden Palliativversorgung, bleibt jedoch oft unzureichend berücksichtigt.

Neue Wege in der Palliativversorgung

Seit über 20 Jahren betreut der Palliative Brückendienst der Krebsliga Ostschweiz Schwerkranke und Sterbende zu Hause. Bei diesem Angebot der Krebsliga wurde zunehmend erkannt, dass seelisches Leiden auch körperliche Schmerzen verstärken kann. «Deshalb darf spirituelle Begleitung in einer ganzheitlichen Betreuung nicht fehlen», betont die Pflegefachfrau Brigitte Jäger, die sich gezielt in Spiritual Care weitergebildet hat. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Leila Bleichenbacher begleitet sie beim Brückendienst Patientinnen und Patienten in Gesprächen zu Themen wie Sterbeängsten, Sorgen um Angehörige oder Fragen nach dem, was nach dem Tod kommt.

Interprofessionelle Zusammenarbeit als Modell der Zukunft

Die wachsende Nachfrage nach spiritueller Begleitung machte deutlich, dass eine verstärkte Zusammenarbeit notwendig ist. «In anderen Regionen, wie in Zürich, ist die Integration von Seelsorgenden in mobile Palliativ-Teams bereits etabliert», erklärt Matthias Angehrn, katholischer Theologe und Seelsorger. Dieses Modell soll nun auch in der Ostschweiz umgesetzt werden. Seit August 2024 arbeiten die Krebsliga Ostschweiz und die Kirchen eng zusammen: Der Erstkontakt erfolgt durch die Pflegefachpersonen des Brückendienstes, die bei Bedarf die beiden Seelsorgenden Ute Latuski und Matthias Angehrn hinzuziehen. Die Begleitung erfolgt unabhängig von der Konfession der Betroffenen. «Es geht darum, Menschen zu helfen, einen Zugang zu ihren eigenen Ressourcen und ihrer Spiritualität zu finden», betont Ute Latuski.

Ein nachhaltiges Angebot mit Zukunft

Momentan besteht das interdisziplinäre Spiritual Care-Team aus vier Fachpersonen. Perspektivisch soll ein größerer Pool an Seelsorgenden aufgebaut werden, um die steigende Nachfrage abzudecken. Das Projekt wird von den Kirchenleitungen, dem Bistum St.Gallen, dem katholischen Administrationsrat und dem reformierten Kirchenrat unterstützt.

Mit dieser Initiative setzen die Krebsliga Ostschweiz und die Kirchen einen wichtigen Impuls für eine umfassende und menschenwürdige Palliativversorgung. Die interprofessionelle Zusammenarbeit soll dazu beitragen, eine Lücke in der Betreuung von Schwerkranken und Sterbenden zu schliessen – mit Würde, Empathie und Wertschätzung.

Bistum St. Gallen / Toggenburg24