Wer kennt es noch von früher? Nach Stunden ausgelassener Feierei in den Beizen zieht man sich aus dem Trubel zurück – und riecht wie eine menschgewordene Rauchwolke. Kostüme und Mäntel trugen die Erinnerungen des Abends wortwörtlich mit nach Hause. Seit 2010 ist damit Schluss, denn am 1. Mai vor fünfzehn Jahren trat bundesweit das Rauchverbot in geschlossenen öffentlichen Räumen in Kraft.
Dieses gilt seitdem auch für temporäre Festbeizen, wenn mehr als 50 Prozent der Wandfläche geschlossen ist. Aber die Gegner des Verbots zeigten sich einfallsreich: So gründete sich beispielsweise der Verein «Fümor» in Basel, und einige Restaurants erklärten sich somit zu nicht öffentlichen Vereinslokalen, um weiterhin drinnen rauchen zu können.
Mittlerweile hat sich der Verein aufgelöst und in vielen Beizen wird nicht mehr geraucht – sehr wohl aber noch in offenen Zelten oder in den Raucherlokalen, den Fumoirs. Wieso aber wäre eine Fasnacht ohne Zigaretten in vielerlei Hinsicht ein Gewinn? Markus Lindblad liefert folgende drei Gründe.
Kein Gestank und keine Löcher in den Kostümen
Egal ob Tier, Märchenfigur oder Superheld – in die Kostüme für die Fasnacht fliesst oft eine Menge Arbeit, Zeit und Kreativität: wahre Kunstwerke, mit viel Liebe zum Detail. Doch sie sind nicht nur einzigartig, sondern auch empfindlich – viele Verkleidungen sind handgemacht und lassen sich nicht einfach in der Waschmaschine waschen.
Wer aber nach einer Feier aus einem Raucherraum kommt, riecht oft selbst wie ein Aschenbecher und muss die Kleidung umgehend reinigen. Die einzige Lösung: ab in die Reinigung – das kostet Zeit und Geld. Und Achtung: Bei dichtem Umzugsgewusel und in engen, überfüllten Gassen können Zigaretten Löcher in die Kostüme brennen. Die harte Arbeit und Kreativität der Kostümierten werden so in wenigen Sekunden zerstört.
Im schlimmsten Fall können leicht entzündliche Materialien an den Verkleidungen wie Polyester sogar auch Feuer fangen. «Abgesehen davon stellt der Rauch natürlich auch eine gesundheitliche Belastung dar, besonders in dichten Menschenmengen, die die Fasnacht so lebendig machen», so Lindblad. Ein rauchfreies Ambiente sorgt nicht nur für frischere Luft, sondern schützt auch die Mühen, die jedes Jahr in die fantastischen Kostüme und Masken der Fasnachtgemeinschaft fliessen.
Die Fasnacht-Klassiker schmecken besser
Beissender Qualm setzt sich nicht nur in der Kleidung ab, sondern beeinträchtigt auch das Geschmackserlebnis der traditionellen Spezialitäten. Klassiker wie die knusprigen Fasnachtschüechli oder eine geschmacksintensive Zwiebelwähe gehören zu den kulinarischen Highlights der Fasnacht.
Doch Zigarettenrauch kann die Wahrnehmung von Geschmack wie Bitterkeit oder Süsse beeinflussen. «Eine Untersuchung im «Journal of the American Medical Association (JAMA)» zeigt, dass Raucher und auch Passivraucher eine verminderte Fähigkeit haben, Geschmacksrichtungen wie süß, salzig, bitter und sauer zu unterscheiden», erzählt Markus Lindblad.
Ein rauchfreies Umfeld lässt die Fasnacht also nicht nur atmosphärisch, sondern auch kulinarisch aufblühen. Denn wenn Mehlsuppe und Co ihr volles Aroma entfalten können, sorgt das nicht nur für zufriedene Gaumen, sondern hebt auch die Laune – Liebe geht schliesslich durch den Magen.
Mehr Budget für die Party und ein sanfterer Kater
Mit rund sieben bis neun Schweizer Franken für eine Packung Zigaretten, kann die Fasnacht für Raucher schnell teuer werden. Denn: Laut der Schweizer Initiative «Stop Smoking» gehen Alkohol- und Zigarettenkonsum Hand in Hand. Wer trinkt, hat Lust zu rauchen und wer raucht, hat Lust zu trinken.
Und das belastet das Portemonnaie – schliesslich bleibt es selten bei nur einer Zigarette oder einem Drink. Doch neben den Kosten, gibt es noch einen weiteren Nachteil: Studien zeigen, dass Rauchen den Kater verstärkt.
Eine Untersuchung ergab, dass Menschen, die während des Trinkens rauchen, am nächsten Tag deutlich stärkere Katersymptome haben als jene, die auf Zigaretten verzichten. «Diese Erkenntnisse zeigen, dass der Verzicht auf Zigaretten den Kater deutlich mildern kann. Wer also nach einer langen Nacht fitter sein will, sollte auf rauchfreie Alternative setzen», so Lindblad abschliessend.