Dies war nur eine von seinen vielen Beschäftigungen. Gregorius Aemisegger, verheiratet und Vater zweier Töchter, war Kleinbauer eines verschuldeten „Heimetli“ und musste aufgeben.
Hausierer als Informierende
Er versuchte sich als Weber im Appenzellerland in einem Feuchten Webkeller, in Gais und in Stein AR, ehe er als Altenpfleger im Bürgerspital St. Gallen seine Begabung als Menschenfreund unter Beweis stellen konnte. Dann versuchte er sich erfolgreich als Hausierer. Hausieren erforderte wenig Kapital und war in einem voralpinen Tal mit vielen Weilern und Einzelhöfen wirtschaftlich notwendig. Der Hausierer und die Hausiererin brachten nicht nur Güter, beispielsweise Textilien, Bücher, Uhren, auch Kurzwaren, Hosenknöpfe, sondern auch Neuigkeiten, Gerüchte und Klatsch in die teils doch recht zahlungskräftigen bäuerlichen Haushalte hinein.
Telepathische Verständigung mit Wespen
Gregorius Aemisegger war dabei robuster Gesundheit, trotzte stotzigem Gelände, Wind und Wetter sowie bissigen Hunden und bösen Kühen. Gregorius Aemisegger, ein frommer, aber nicht sektiererischer, bodenständiger Mann, schreibt in seinem für einen dermassen unterprivilegierten Menschen beinahe einmaligen Lebensrückblick, wie gut er zurechtkam mit leidenden Menschen und auch mit Tieren, sogar mit Wespen oder mit Mäusen, also mit „Schädlingen“, mit denen er sich telepathisch verständigen konnte. Der Hemberger Hausierer meinte, dass Kreaturen ein Gedächtnis, Verstand und eine Seele hätten genauso wie die Krone der Schöpfung. Er war eine Art Tierflüsterer und erreichte das biblische Alter von hundert Jahren.